Harninkontinenz
 
Was es alles hier in diesem Kapitel gibt

Willkommen auf den Seiten zum Thema Harninkontinenz. Zuerst einmal wollen wir euch einen kleinen Überblick geben, was ihr in diesem Kapitel alles findet. Die Navigation zu den einzelnen Seiten geschieht über die Linkleiste unter der Hauptüberschrift im grauen Balken. Hier nun noch einmal alle Menuepunkte, die ihr zu diesem Thema findet:
  • Einleitung (diese Seite)
  • allgemeine Untersuchungen
  • erweiterte Untersuchungen
  • konservative Behandlung
  • operative Behandlung
  • Hilfsmittel
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Einleitung

Bei vielen älteren Menschen schleichen sich oft über lange Zeiträume Gewohnheiten ein, die das Erkennen der Krankhaftigkeit erst in einem weit fortgeschrittenen Stadium zulassen. Bei den Jüngeren unter uns sind es vermehrt Unfälle oder Wirbelsäulenerkrankungen, die zwar nötigenfalls urologisch mit behandelt werden, jedoch meist den Schluss zulassen diese Problematik nicht heilen zu können, so dass es zeitweise auch zu psychogenen Problemen kommen kann. Die Erfahrung zeigt, dass eine begleitende psychologische Betreuung immer sinnvoll ist, wenn Depressionen und Isolation drohen.
Oft ist das Schamgefühl so groß, dass selbst mit ausgeprägter Symtomatik nicht oder bei unzureichenden Behandlungserfolg nicht wiederholt zum Arzt gegangen oder Inkontinenz im Alter gar als gegeben hingenommen wird. Die Wissenschaft hat gerade im urologischen Bereich in den letzten 10 Jahren erhebliche Fortschritte zu verzeichnen was Behandlung und Diagnostik betrifft.

Aufklärung hat Priorität, auf Seiten der Ärzte und Patienten. Inkontinenz ist eine Erkrankung, je frühzeitiger gehandelt und vor allem behandelt wird, desto besser stehen die Heilungschancen. Nur in wenigen Fällen ist die Symptomatik der Inkontinenz auf eine Erkrankung des unteren Urogenitaltraktes selbst zurück zu führen. Deshalb muss bei unklarer Genese interdisziplinäre Diagnostik betrieben werden. Wünschenswert wäre eine engere Zusammenarbeit der einzelnen Fachkreise, leider ist es jedoch oftmals so, dass nur selten über den Tellerrand geschaut wird. Im Einzelnen kommen zur Diagnostik, natürlich die Urologie, Neurologie, die Orthopädie sowie die Psychologie als begleitende Unterstützung oder zur Abklärung psychosomatischer Komponenten in Frage. Harninkontinenz, also der unwillentliche Abgang ist nur in wenigen Ausnahmen sinnvoll. Mit dem heutigen Stand der Medizin ist das Erlangen zeitweiliger Kontinenz in über 80% der Fälle möglich. Entscheidend für eine erfolgreiche Therapie ist die Mitarbeit des Patienten, wobei natürlich immer Nutzen und Risiko/Nebenwirkung abzuwägen sind.

Einen kleinen Blick in die Geschichte der Inkontinenz

Das Wort "Inkontinenz" leitet sich ans der lateinischen Sprache ab, in der "Continentia" Znrückhalten oder Unterdrücken bedentet. "Incontinentia" würde dann mit Unvermögen zu übersetzen sein. Nachfolgend wird besonders auf den unfreiwilligen Harnabgang eingegangen, die "Incontinentia urinae", die zwar kein vital bedrohliches Krankheitsbild ist, aber aufgrund ihrer sozialen oder hygienischen Probleme zunehmend gesellschaftliches Interesse findet.
Die anormale Harnentleerung ist schon von jeher Gegenstand ärztlicher Bemühungen gewesen. Schon um das Jahr 3000 v. Chr. wurden in Ägypten Sonden bzw. Katheter aus Zinn und Bronze hergestellt und ebenso wie auch in Indien Instrumente aus Schilfrohr, Strohhalmen oder eingerollten Palmblättern zum Katheterisieren verwendet. Incontinentia urinae bedeutete auch in der Vergangenheit ohne Zweifel für viele Betroffene ein ernstes Problem, das dem in unserer heutigen Zeit, insbesondere mit seinen medizinischen Auswirkungen, vermutlich ähnlich ist. In der Literatur existieren jedoch nur wenige Hinweise. Zu den frühesten Berichten zählen der London Medical Papyrus aus dem Britischen Museum in London und der in Luxor gefundene Papyrus Ebers, der sich jetzt in Leipzig befindet. Beide Manuskripte, die vermutlich etwa 500 bzw. 1100 v. Chr. entstanden sind, enthalten erstmals Hinweise über Harninkontinenz und ihre Behandlungsmöglichkeiten. So werden hier inkontinenzverhütende Arzneien beschrieben und Hinweise auf Vorrichtungen zur Urinsammlung beim inkontinenten Mann und für inkontinenzverhütende Hilfsmittel bei der Frau aufgeführt. Beim weiblichen Geschlecht handelt es sich wahrscheinlich um eine Art goldenen Phallus, der intravaginal, also in der Scheide verblieb und zweifellos bei Streßinkontinenz nach einer Entbindung eingesetzt wurde.

Auch die chinesische Medizin schildert Störungen der Harnorgane, aber außer Akupunkturvorschriften werden nur empirische Rezepte verordnet. Erst um Christi Geburt wird der Einsatz des Katheters bei einer vermutlichen Überlaufinkontinenz und bei Harnverhaltung beschrieben. Der Katheter wurde damals wahrscheinlich ans dem Stengel eines Lanchgewächses - vielleicht einer Alliumart - hergestellt. In Persien scheint man dagegen bereits fortschrittlicher gewesen zn sein. Obwohl Zarathrusta im Zend Avesta die Götter um Heilung der gestörten Harnentleerung ersucht, scheinen die Perser seit uralter Zeit Katheter eingelegt zu haben. In den türkischen und armenischen Texten finden wir ehenfalls Blasenfunktionsstörungen erwähnt, jedoch ohne Angaben über eventuelle Versorgungs- bzw. Behandlungsmethoden. Mehrere 1000 Jahre tritt das Wissen über Diagnostik und Behandlung der Inkontinenz auf der Stelle. Hier und da können gewitzte Scharlatane einige Erfolge für sich buchen, aber häufiger noch kommt es zur Katastrophe. Die studierten Ärzte hielten es für unter ihrer Würde, die "niederen Organe" zu behandeln.

Persönlichkeit und Genie des Hippokrates (460-377 v. Chr.) erhellen ein wenig die Kenntnisse cer alten griechischen Medizin auf dem Gebiet der Urologie. Er klassifiziert die Leiden der Harnorgane und unterscheidet drei Arten von Störungen: schmerzhafte Dysurie, Strangurie tropfenweises Harnlassen und Ischurie (Harnverhaltung). Bei dieser Aufteilung weiß er allerdings nicht die Anzeichen und Ursachen voneinander zu trennen. Er geht auch kurz auf die Harninkontinenz und ihre Therapie ein. Dabei empfiehlt er, bei einem Blasenhalsdefekt der Frau zur Unterstützung den Finger in die Vagina einzuführen.

Symbolisch geht ein Bibeltext des Buches Kohelet oder Prediger Salomo (etwa 3. Jahrhundert v. Chr.) in der Ptolemäer-Zeit im Kapitel 12, 6 auf das Problem ein. Dort heißt es: ".... ja, eh der silberne Strick zerreißt, die goldene Schale bricht, der Krug an der Quelle zerschmettert wird, das Rad zerbrochen in die Grube fällt, der Staub auf die Erde zurückfällt als das, was er war, und der Atem zu Gott zurückkehrt, der ihn gegeben hat. "In diesem Text bedeutet der "silberne Strick" den Harnstrahl, die "goldene Schale" die Harnblase, der "Krug" den Leib und das "Rad" das Leben. Ob es zu dieser Zeit irgendwelche Hilfsmittel gab, was eigentlich anzunehmen ist konnte bisher nicht geklärt werden.

Hippokrates gab, wie bereits oben erwähnt, einige Hinweise zur Inkontinenz, die später noch einmal von Galen ergänzt wurden. Die gesamte Medizin des Spätmittelalters wird von diesen beiden Autoren beherrscht. Dies bedeutet für den Bereich "Inkontinenz", daß keine nennenswerten Fortschritte in der Diagnostik und Behandlnng erzielt wurden. Erst mit dem 16. Jahrhundert bekommt die Heilkunde Auftrieb und damit auch die urologische Wissenschaft. Trotz der neuen anatomischen und physiologischen Kenntnisse machen die Kenntnisse von der Pathologie der Harnorgane und auch die urologische Technik nur langsame Fortschritte. Den wichtigsten Forschungsgegenstand bildet weiterhin das "anormale Harnlassen". Die Ausdrücke Dysurie, Strangurie und Ischurie, mit denen seit den Zeiten des Hippokrates mehr schlecht als recht umgegangen wird, dienen sowohl zur Bezeichnung von Symptomen als auch der unterschiedlichsten Erkrankungen, so daß allgemeine Verwirrung herrscht. Außerdem erklären sich viele Irrtümer dieser Zeit dadurch, daß die eigendichen Leiden des Urogenitalapparates durch die weitverbreiteten und schlecht verlaufenden Geschlechtskrankheiten verdeckt und verschlimmert werden.

Eines der ersten Bücher über Kinderkrankheiten verfaßte 1544 der Engländer Thomas Phaer. Dieses Werk endhält ein Kapitel mit der Überschrift "Of Pyssing in the Bed", womit er das für Kinder und Eltern gleichermaßen unnangenehme Bettnässen, die Enuresis nocturna beschrieb. Das Inkontinenzproblem Erwachsener blieb dagegen unbeachtet, ausgenommen bei Frauen nach einer Entbindung. In den Kräuterbüchern des 16. Jahrhunderts tritt der Begriff Harn- oder Urininkontinenz nicht auf. Wohl stößt man auf die Diagnose "Harnträufeln". Hiergegen empfiehlt Adam Loniitzer (1564) - er nannte sich Lonicerus und stammte aus Frankfurt/Main - die Wurzel des Eibisch (Althaea officinalis, Fam: Malvaceen). Sie wurde auch im 18. und 19. jahrhundert noch bei katarrhalischen Infektionen des Urogenitalsystems benutzt. Häufig erwähnt wiId die Bärentraube (Arctostaphylus uva ursi, Fam: Ericaceen), die bis heute ihren Platz in der Phytotherapie behaupten konnte.

Der deutsche Chirurg Lorenz Heister (1683 -1758) verfaßte 1718 ein Lehr buch der Chirurgie, in dem Möglichkeiten zur Inkontinenztherapie aufgezeigt wurden, zum Beispiel durch Kompression vom Damm aus, durch Bruchbänder oder Einsatz einer Penisklemme. In England beschreibt 1777 Thomas Leake, ein Lehrer für Geburtshilfe, zwei Hilfsmittel für die Inkontinenzversorgung. In den folgenden Jahrzehnten mehren sich die Literaturhinweise, wobei oft recht obstruse Therapien empfohlen werden.

In dem 1725 erschienenen Werk Der curieuse und vernünftige Zauber-Arzt von Christoph de Hellwig (Pseudonym Valentin Kräutermann) werden Rezepte wie Asche von Igeln, Kröten oder Ziegendreck empfohlen. Die Problematik der Inkontinenz in der Frauenheilkunde umreißt Carl Gustav Carus (1789-1869) in seinem 1820 in Leipzig erschienenen Lehrbuch der Gynäkologie, dem 1822 eine Ergänzung zur Lehre von Schwangerschaft und Geburt folgte. Nach 1830 folgen Publikationen, die teilweise auch aus heutiger Sicht sinnvoll und weiterführend sind. In diesem Zusammenhang sei der amerikanische Arzt James Marion Sims (1813-1883) genannt. Der Begründer der Homöopathie, Christian Friedrich Samuel Hahnemann (1755-1843), berichtet in seinem 1833 erschienenen Werk Reine Arzneimittellehre über das unwillkürliche Harnlassen und seine verschiedenen Formen. Wesentlich intensiver geht er allerdings in seinem Werk Chronische Krankheiten, ihre eigentümliche Natur und homöopathische Heilung (1928) auf diese Krankheitserscheinungen ein. Die in der Homöopathie gebräuchlichen Arzneien, wie Belladonna (Atropa belladonna, Fam: Solanaceen) bei krampfartigen Zuständen im Urogenitalbereich, Nux vornica (Strychnos nux vornica = Brechnuß, Fam: Loganiaceen) und Scilla maritima (Meerzwiebel, Fam: Liliaceen), bei unfreiwilligem Harnabgang infolge Husten gehen in diese Zeit zurück. Aus der amerikanischen homöopathischen Schule stammt die Verwendung von Hydrangea arborescens (Baumhortensie, Fam.: Saxifragaceen) durch Nottingharn (1899). Er berichtet über einen Patienten, der seit 8 Jahren an Incontinentia urinae litt. Diesen konnte er mit einem Fluidextrakt aus Hydrangea (Dosis. alle 3-4 Stunden einen Teelöffel voll) in kurzer Zeit heilen. Madaus (1938) berichtet, daß auch der Frauenflachs oder das Leinkraut (Linaria vulgaris, Fam: Scrophulariaceen) bei Enuresis und Harninkontinenz verordnet wurden.

Einer der geriatrischen "Urväter", Dr. E. Canstatt, beschrieb 1839 Inkontinenz als Folge der Blasenlähmung und Erweiterung der Harnblase. Als Ursache für die "Überlaufblase" werden Strikturen der Harnröhre, Vergrößerungen und Ausartungen der Vorsteherdrüse, Blasensteine, Blasenhämorrhoiden usw. genannt. Hier wird auch bereits erwähnt, daß Incontinentia urinae oft mit Stuhlverstopfung kombiniert ist. Der Katheter wird zu dieser Zeit nur in der Diagnostik eingesetzt.

1836 beschreibt Christoph Wilhelm Hufeland in seinem Buch "Enchiridion medicum" den unwillkürlichen Urinabgang (Incontinentia urinae, Enuresis) recht genau. Er schreibt. "Der Kranke verliert entweder den Urin ohne Wissen und Willen beständig (Enuresis completa), oder nur ohne Willen, der Andrang kommt zu schnell und so dringend, daß er ihm sogleich nachgeben muß (Enuresis incompleta, spastica); oder er verliert ihn nur im Schlafe (Enuresis nocturna)". Therapeutisch wird für die Enuresis spastica eine Entfernung des Reizes je nach seiner Ursache angegeben. Dagegen ist nach Auskunft von Hufeland die Enuresis completa (atonica) schwer zu heilen. Neben Roborantia, Exitantia, Adstringentia werden noch kalte Duschen und Elektrizität angegeben. Aber hier wird auch bereits angesprochen, daß in unheilbaren Fällen nichts anderes übrigbleibt als das Tragen eines Urinhalters oder Kompressoriums. Hilfsmittel dieser Art waren zu dieser Zeit nicht gerade billig (Urinsperrer 2 Thaler, Urinhalter 3-4 Thaler, Tragebeutel 1-3 Thaler), so Becker 1820.

Dagegen mutet die Behandlung der nächtlichen Enuresis bei Kindern durch Hufeland richtig modern an. Er empfiehlt Reduzierung der Trinkmenge vor dem Schlafengehen, das mehrmalige Wecken während der Nacht, um den Urin zu lassen, aber auch Verhaltenstherapie. Im äußersten Fall rät er zum Anbinden einer biegsamen Flasche in der Nacht.

Unterstützt wird das erneute Aufgreifen der Inkontinenz in der Literatur Anfang des 19. Jahrhunderts sicherlich durch die zunehmenden Kenntuisse der Anatomie und Physiologie. Hier ist Ludwig Bernhard Kohlrausch (1811-1854) zu erwähnen, der ille erste umfassende Untersuchung über die Funktion der Blase und des Blasenhalses 1854 publizierte. Über die Blasendynamik berichten dann 1880 Mosso und Pellicani, die am Physiologischen Institut der Universität Turin arbeiteten. 1898 schildern schließlich Zuckerkandel und Frankl-Hochwarth in ihrem Buch Die nervösen Erkrankungen der Blase die lokalisierte Elektrisationsbehandlung mit Faradayschen Strömen, direkt oder perkutan. Fast neuzeitlich klingt in diesem Buch der Satz. "Keine Berechtigung haben Ätzungen der Harnröhre oder gar die Verwendung von Verweilkathetern", eine Therapie, die zu dieser Zeit oft zum Schaden des Patienten angewandt wurde.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts macht die Diagnostik der Blasen- und Urethralfunktionsstörungen große Fortschritte. Erwähnt sei die Arbeit von Kruse (1927) über die "Cystometrischen Messungen des Blasendrucks und ihre klinische Bedeutung". Hinsichtlich der Therapie ergaben sich nur durch die Erfindung des Ballonkatheters Anfang des 20. Jahrhunderts wesentliche neue Aspekte. Um das Jahr 1930 hatte der amerikanische Urologe Frederic E. B. Foley die geniale Idee des selbsthaltenden Ballonkatheters, der heute als Dauerkatheter Verwendung findet. Erst in der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts beobachtet man eine intensivere therapeutische Beschäftigung mit dem Problem Inkontinenz.Nach Lachnit (1983) dürften dafür zwei Gründe ausschlaggebend sein: So zwang einerseits die enorme Zunahme des Anteils älterer Menschen dieses früher tabuisierte Thema endlich aufzugreifen, zum anderen ermöglichten moderne Untersuchungsmethoden, etwa Messungen der Urodynamik und die Erforschung neuer Materialien für Hilfsmittel, weitere Therapieformen. Die Folge waren eine völlig neue Perspektive der Harninkontinenz und die Entwicklung zahlreicher chirurgischer Behandlungsmethoden.

Auch in der konservativen Therapie erzielte man Fortschritte. Man besann sich nicht nur auf ältere Angaben, etwa zum Kürbis (Cucurbita pepo, Fam: Cucurbitaceen) oder die Untersuchungen zur Sabalpalme (Serenoa repens, bzw. Sabal serulatum, Fam: Arecaceen), die auch heute noch ihren Stellenwert in der Therapie haben, sondern auch auf bereits bekannte chemische Verbindungen, wie etwa das in Hyoscyamus- und Atropaarten (Fam: Solanaceen) vorkommenden Atropin. Dessen chemische Modifikation führte zum Trospiumchlorid und damit zu einem der bewährtesten, aber auch weiterhin zeitgemäßen und wie aktuelle Studien unterstreichen immer noch erfolgreichen Anticholinergikum in der Inkontinenztherapie.

Die heute weltweit stark verbreiteten Einwegwindeln wurden Anfang der 50er Jahre von der US-Amerikanerin Marion Donovan erfunden, die schon zuvor 1951 eine wasserdichte Windelhose mit Druckknöpfen ("Boater") auf sich patentieren ließ. Nachdem Donovan ihre Erfindung mehreren Papierfabriken angeboten hatte, erkannte 1956 der US-Amerikaner Victor Mills ihre Bedeutung, da er zu dieser Zeit Großvater wurde und keine Lust mehr hatte, seinen Enkel zu wickeln. Er entwickelte die Einwegwindel weiter bis sie 1961 von der Firma Procter & Gamble in den USA unter dem Markennamen Pampers® auf den Markt gebracht wurde. In Deutschland erfolgte die Markteinführung erst 1973. Wegen ihres hohen Preises dienten Einwegwindeln in den Anfangsjahren nur als Ergänzung zu Mehrwegwindeln, zum Beispiel zur Verwendung auf Reisen. In den folgenden Jahrzehnten wurden die Einwegwindeln bezüglich Passform, Saugstärke und Hautfreundlichkeit ständig weiterentwickelt.

Die Blase

Kontinenz bedeutet das willentliche Zurückhalten von Urin, bis zum Erreichen einer Toilette. Auch der Zeitpunkt der Entleerung kann selbst bestimmt werden. Ist diese Funktion gestört, so spricht man von Harninkontinenz.
Lage und Aufbau:

Die Blase liegt im kleinen Becken hinter dem Schambein, kann aber im gefüllten Zustand sehr viel weiter nach oben reichen. Die Aufgabe der Blase ist es, den von den Nieren produzierten Harn zu sammeln. Ihr Fassungsvermögen kann bis zu 1000 ml betragen. Einen Drang zum Wasserlassen, der aber noch gut toleriert werden kann, verspüren wir bei etwa 200 ml. Bei einer Füllung von mehr als 500 ml kommt es zum starken bis schmerzhaften Harndrang.

Die Innenseite der Blase ist mit einer Schleimhaut ausgekleidet. Die sonst in Falten liegende Schleimhaut glättet sich mit zunehmender Füllung der Blase. Die Harnblase selber besteht aus ineinander verwobenen, längs- und querverlaufenden Muskelfasern. Die Gesamtheit dieser Muskelschichten bezeichnet man als Detrusormuskel. Dieser Detrusor zieht sich, wenn die Blase entleert werden soll, zusammen und befördert somit den Harn nach außen. Er unterliegt dem vegetativen Nervensystem, kann also willentlich nicht gesteuert werden. Er kann jedoch bei vorzeitig gewünschter Miktion zur Kontraktion gebracht werden.

Die Muskelfasern des unteren Blasenanteils bilden den Übergang zur Harnhöhre, den sogenannten inneren Schließmuskel. Auch er unterliegt nicht unserem Willen, im Gegensatz zum äußeren Schließmuskel. Dieser äußere Schließmuskel besteht aus quergestreifter Muskulatur und umschließt die Harnröhre. Er ist Teil der gesamten Beckenbodenmuskulatur. Die Harnblase mündet an ihrer unteren Öffnung in die Harnröhre ein. Die Harnröhre ist bei Frauen etwa 4cm lang und bei Männern etwa 20 cm lang. Die Harnröhre endet in den äußeren Geschlechtsorganen und verläuft beim Mann durch die Prostata hindurch. In die Blasenhinterwand treten die Harnleiter schräg ein. An der Eintrittsstelle der Harnleiter befinden sich die Ostien, sie verhindern durch Zusammenziehen von Muskelfasern bei der Miktion den Rückfluß von Harn in die Nieren.

Wie funktioniert die Miktion:

Wenn sich die Blase langsam füllt, werden die Dehnungsrezeptoren, die in der Blasenwand liegen, aktiviert. Diese Dehnungsrezeptoren veranlassen die Meldung der Blasenfüllung über das sakrale Miktionszentrum im Rückenmark zum Gehirn. In dem Moment wird uns bewußt, daß ein Harndrang vorhanden ist und wir Wasser lassen müssen. Vom Gehirn werden nun hemmende Impulse zurück zur Harnblase entsandt. Sie verhindern die automatische Miktion.

Die Detrusorkontraktion findet erst dann statt, wenn wir bewusst die Hemmung aufheben, also dann, wenn wir die Toilette aufsuchen. Gleichzeitig und automatisch wird mit der nun folgenden Kontraktion der Blasenmuskulatur auch der Blasenhals geöffnet. Die Harnblase zieht sich zusammen und die Beckenbodenmuskulatur senkt sich. Willentlich öffnet sich nun der äußere Schließmuskel. Um eine Verstärkung des Harnstrahls zu erreichen, können wir die Bauchpresse betätigen. Nach Beendigung der Miktion kontrahiert sich der Schließmuskel wieder und die Blase kann sich erneut füllen.

Im wesentlichen sind folgende Punkte für die ungestörte Miktion verantwortlich:

Nervenimpulse
Die Überleitung der Nervenimpulse zwischen Gehirn und sakralem Miktionszentrum im Rückenmark, sowie die Überleitung weiter zur Blase muss funktionieren.

Detrusor
Der Blasenmuskel selbst muß intakt sein, um den in der Blase gesammelten Harn halten zu können.

Schließmuskeln
Der innere Schließmuskel und der äußere Schließmuskel müssen dem Blaseninnendruck standhalten können, um die Miktion willentlich durch uns herbei zuführen.
Tritt an einer der genannten Stellen eine Störung auf, so kann es zur Harninkontinenz kommen. Je nachdem an welcher Stelle die Störung liegt, kommt es zu unterschiedlichen Inkontinenzformen, bei denen entweder nur tropfenweise der Harn verloren wird, oder aber auch eine ganze Blasenfüllung auf einmal entleert wird. Im nachfolgenden Kapitel werden die verschiedenen Inkontinenzformen vorgestellt.

Einteilung der Inkontinenzarten nach der ICS

Schon im Jahre 1976 haben sich Ärzte in der ICS gemeinsam auf eine Unterteilung der Harninkontinenz in 5 Hauptgruppen geeinigt. Im Einzelnen sind das:
  1. Stressinkontinenz 1.-3. Grades
  2. Dranginkontinenz (Urgeinkontinenz)
    1. motorische Dranginkontinenz
    2. sensorische Dranginkontinenz
  3. Überlaufinkontinenz
  4. Reflexinkontinenz
  5. Extraurethrale Inkontinenz
Diese Einteilung bezieht sich ausschließlich auf die Symtomatik, erst in den letzten Jahren wird Inkontinenz auch als eigenständige Krankheit angesehen. Oft finden sich Kombinationen wie zum Beispiel eine Mischung aus Drang und Stressinkontinenz. Eine Sonderform der Dranginkontinenz ist die Giggle-Inkontinenz (Enuresis risoria). Diese Inkontinenzform ist sehr selten und wurde bis jetzt nur bei Kindern beobachtet.

Mittlerweile weiß die Medizin viel über die Abläufe und Steuerung der Speicherung und Ausscheidung von Harn und Stuhl. Mit diesem Wissen lässt sich jedoch auch erkennen wie schnell die filigrane Zusammenarbeit zwischen reflektorischen und willentlich steuerbaren Abläufen aus dem Gleichgewicht geraten kann.

Häufigkeit und Stärke der Inkontinenz

Inkontinenz oder auch Blasenschwäche im Volksmund genannt ist weiter verbreitet als man zunächst vermuten möchte. Nicht nur in Deutschland ist Inkontinenz weit verbreitet, auch in den großen Industrienationen kommt Inkontinenz sehr häufig vor. Genaue Zahlen durch statischtische Auswertungen gibt es nur wenige, da viele Betroffene nicht ins Statistiken erfasst sind. Die einzigen einigermaßen verlässlichen Zahlen liefern die großen Hersteller von Inkontinenzhilfsmittel. Betrachtet man diese Zahlen und vergleicht sie mit der Altersstrukur bei uns, so ist ein klarer Trend zu erkennen. Die Zahl der von Inkontinenz betroffenen Menschen steigt demnach ständig an. Bis zum Jahr 2050 sollen nach verschiedenen Hochrechnungen sogar fast 30 Prozent der Bundesbürger von Inkontinenz betroffen sein.
Häufigkeit der Inkontinenz
Von der Inkontinenz sind weltweit nach heutiger Schätzung 50 - 200 Millionen Menschen betroffen. Alleine in Deutschland sind etwa 5 bis 8 Millionen Menschen betroffen. Geht man von den Verkaufszahlen der Hersteller für Inkontinenzhilfsmittel aus, so dürften über 10 Millionen Menschen in Deutschland an Inkontinenz leiden. Wieso keine verlässlichen Zahlen vorliegen und die Dunkelziffer so hoch ist, darüber sind sich die Experten noch nicht ganz Einig. Eine der Gründe dürfte wahrscheinlich sein, daß Inkontinenz immer noch zu sehr in unserer Gesellschaft tabuisiert wird, vorallem junge Menschen sich dieses Körperdefizit nicht eingestehen wollen und auch gegenüber ihrem Arzt nicht erwähnen. Erst wenn der Leidensdruck so hoch ist, daß sich die Inkontinenz nichtmehr verbergen läßt, dann wagen die meisten den Schritt zum Arzt. Manchmal kann das mehrere Jahre dauern, bis dieser Schritt getan wird.

Von den in Deutschland mit einer behandlungs- oder versorgungsbedürftigen Inkontinenz lebenden Menschen sind mehr als zwei Millionen älter als 60 Jahre, bei den über 80-jährigen sind es sogar nahezu 30%. Inkontinenz ist eine der häufigsten Gründe für die Einweisung in ein Pflegeheim. Grundsätzlich sind Frauen wesentlich häufiger von Inkontinenz betroffen als Männer, auch im Senioren- und Greisenalter, die Ursache für dafür ist in der Vulnerabilität des weiblichen Schließmuskelsystems zu suchen.

Stärke der Inkontinenz
Die Einteilung der Inkontinenz in Schweregrade ist im Zusammenhang mit der Versorgung der Betroffenen mit Windeln oder anderen saugenden Produkten wichtig. Vielfach findet sich heute noch eine Einteilung der Schweregrade, die sich nach der durchschnittlichen Menge des Urinabgangs in der Stunde richtet. Problematisch an dieser Einteilung ist jedoch gerade, dass hier nur ein stündlicher Durchschnittswert berücksichtigt wird. Je nach Ursache der Inkontinenz kann aber der Urinabgang mal tröpfchenweise über einen langen Zeitraum erfolgen, oder aber auch schwallartig und plötzlich in großen Mengen. Deshalb ist die Gesamtsaugkapazität der verwendeten Materialien sehr wichtig. Der Urin muß vollständig aufgesogen und fern von der Haut sicher eingeschlossen werden. Nur so kann die Haut geschützt und die Lebensqualität der Betroffenen verbessert werden.

Häufig sind auch Menschen von Inkontinenz betroffen, die sich nicht mehr selbst versorgen können. Die verwendeten Hilfsmittel sollten dann so lange den Anforderungen entsprechen, daß auch bei einer Vollzeitpflege in dem heute üblichen 4-stündigen Versorgungsrhythmus eine vollständige Sicherheit durch die verwendeten Produkte gegeben ist. Nach diesen Anforderungen die Harninkontinenz wie folgt in Schweregrade eingeteilt:


Einteilung Urinverlust / Ausscheidung Produktkapazität* Saugvolumen / 4 Stunden
Tröpfelinkontinenz unter 50 ml unter 150 ml 150 ml
Grad 1 50 - 100 ml 150 - 300 ml 300 ml
Grad 2 100 - 250 ml 300 - 750 ml über 750 ml
Grad 3 über 250 ml über 1000 ml über 1500 ml

* nach Testverfahren der durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen anerkannten Testinstitute HyTec/IPI
Gründe für eine Inkontinenz

Eine Inkontinenz zählt zwar heute als eigenständige Erkrankung, aber sie kann durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden. Je nachdem, wie stark die Inkontinenz ausgeprägt ist, belastet sie den Betroffenen in seinem Alltagsleben.
Inkontinenz durch Erkrankungen
Eine Inkontinenz kann durch verschiedene Erkrankungen ausgelöst werden, das beginnt bei einer einfachen Blasenentzündung und endet beim Krebs. Die Ursachen sind geschlechtsbedingt unterschiedlich ausgeprägt. Bei Frauen ist es häufig eine verschleppte oder nichtbehandelte Blasenentzündung, wärend beim Mann häufig eine Vergrößerung der Protata oder Prostatakrebs die Ursache bilden.

Die Blasenentzündung kann sich durchaus zu einer Reizblase und im weiteren Verlauf zu einer Dranginkontinenz entwickeln. Hiervon sind weitmehr Frauen als Männer betroffen, schon wegen den anatomischen Verhältnissen.

Eine Prostatavergrößerung sorgt allmählich für eine Abflussbehinderung und im weiteren Verlauf kommt es zu einer Überlaufinkontinenz. Muß die Prostata wegen eines Krebsleidens entfernt werden, so entsteht sehr häufig durch Schwächung der Beckenbodenmuskulatur eine Stressinkontinenz.

Es kann aber auch eine Inkontinenz durch Schädigung der Nerven entstehen. Die häufigsten Erkrankungen sind eine Querschnittslähmung durch einen Unfall, eine multibe Sklerose, ein Bandscheibenvorfall, oder eine fortgeschrittene Diabetiserkrankung.

Angeborene Fehlbildungen wie etwa Spina Bifida oder eine geistige Behinderung mit mangelhafter Ausbildung des Gehirns können auch eine Ursache für eine Inkontinenz sein. Oft werden besonders bei leichten Fällen der Fehlbildungen die eigentliche Ursache erst sehr spät gefunden, die Eltern wundern sich zum Beispiel nur, warum das Kind mit 6 Jahren immer noch nicht trocken ist.

Es können aber auch psychische Erkrankungen eine Ursache für Inkontinenz sein wie zum Beispiel eine Demenzerkrankung. Auch bestimmte Medikamente zur Behandlung von psychischen Erkrankungen haben als Nebenwirkung eine Inkontinenz zur Folge.

Inkontinenz durch Geburten
Etwa ein drittel aller Frauen während oder nach Geburten leiden unter einer Inkontinenz. Häufigste Ursache dafür ist eine Schwächung der Beckenbodenmuskulatur ausgelöst durch das Heranwachsen des Kindes und den Geburtsvorgang. Bei der Geburt selber besteht außerdem ein erhöhtes Risiko, eine Inkontinenz durch Nervenschädigung in Folge eines Dammrisses zu bekommen. Bei Frauen kann auch eine Entfernung der Gebärmutter zu einer Inkontinenz führen.

Andere Ursachen für Inkontinenz
Eine Inkontinenz kann auch andere Gründe haben, die weder körperlicher noch psychischer Ursache sind. In einem solchen Fall spielen die äußeren Umstände eine Rolle, wie zum Beispiel eine körperliche Mobilitätseinschränkung, die es den Betroffenen unmöglich macht, eine Toilette rechtzeitig zu erreichen.

Geschlechtliche Unterschiede bei Harninkontinenz

Die Inkontinenz kann nicht nur in ihrer Art unterschiedlich sein, sondern es bestehen auch Unterschiede in den Geschlechtern. Der Hauptgrund darin liegt in den anatomischen Gegebenheiten zwischen den Geschlechtern. So sind auch deutlich mehr Frauen von Harninkontinenz betroffen als Männer. Dieses Verhältnis gleicht sich erst im höheren Alter etwas an. Die Reflexinkontinenz ist bei jüngeren Personen beider Geschlechter in etwa gleich stark vertreten, als Ursache kommt hier häufig eine Wirbelsäulenverletzung infolge eines Unfalls vor.
Besonderheiten der weiblichen Harninkontinenz

Von dem Problem der Harninkontinenz ist rein quantitativ gesehen überwiegend die Frau betroffen. Im Vordergrund steht dabei die Stressinkontinenz und mit zunehmenden Alter gewinnt die Dranginkontinenz an Bedeutung. So stehen zwei Inkontinenzformen bei der Frau im Vordergrund, das ist die Stress- oder auch Belastungsinkontinenz genannt und die Urge- oder Dranginkontinenz. Die anderen Inkontinenzformen kommen bei der Frau eher selten vor, sind aber in der Regel schwieriger zu Behandeln.

Im gynäkologischem Bereich sind hier vorallem vesikovaginale Fisteln zu nennen. Ihre chirurgische Therapie ist eine Herausforderung und erfordert eine besonders gewissenhafte präoperative Diagnostik und Planung der Operation. Große vesikovaginale Fisteln nach Geburtstraumata sind in Ländern der dritten Welt häufig zu finden, bei uns dagegen eher eine Rarität.

Eine weitere eher seltene Inkontinenzform, die vorallem bei jungen Mädchen und Frauen vorkommt, ist die Giggleinkontinenz oder auch Kicher- oder Lachinkontinenz (Enuresis risoria) genannt. Es ist eine Sonderform der Dranginkontinenz und wird beim kräftigen Lachen durch Hemmung auf den Miktionsreflex ausgelöst.

Besonderheiten der männlichen Harninkontinenz

Beim Mann dagegen spielen zwei andere Inkontinenzformen eine besondere Rolle. Es ist die Urge- oder Dranginkontinenz und die Überlaufinkontinenz bei Prostatahyperplasie. Harninkontinenz kommt bei Männern bis etwa zum 50. Lebensjahr vergleichsweise selten vor. Dies hat vorallem eine natürliche Ursache in dem stabilen Schließmuskelmechanismus, der den Blasenhals, die gesamte prostatische Harnröhre und den quergestreiften äußeren Harnröhrenschließmuskel umfaßt.

Eine auftretende Stressinkontinenz beim Mann ist dadurch praktisch ausgeschlossen und hat daher fast immer einen traumatischen Ursprung. Sie kann nur dann auftreten, wenn sowohl der glattmuskuläre Anteil der prostatischen Harnröhre als auch der quergestreifte äußere Harnröhrenschließmuskel geschädigt ist. Dies kann im allgemeinen nur bei schweren Beckenringfrakturen oder mit operativen Eingriffen an der Prostata geschehen. Bei einer radikalen Prostataentfernung aufgrund von Krebs muß man in bis zu 10 % der Fälle mit einer bleibenden Inkontinenz rechnen.

Ist der Patient nach einer Prostataoperation inkontinent, so muß dies nicht notwendigerweise eine Folge einer Schließmuskelschädigung sein. Meist liegt die Ursache in einer gleichzeitig bestehenden motorischen und/oder sensorischen Dranginkontinenz. Eine besondere Bedeutung kommt mit zunehmenden Alter die ungehemmte neuropathische Blase zu. Die Reflexinkontinenz zum Beispiel nach einem Bandscheibenvorfall kommt vergleichsweise auch häufiger bei Männern im zunehmenden Alter vor, als bei Frauen.

Stressinkontinenz

Die Stressinkontinenz ist vor allem bei Frauen weit verbreitet. Die Stressinkontinenz hat nichts mit dem Stress wie wir ihn kennen zu tun, wie fälschlicherweise manchmal vermutet wird. Besser müßte man dazu Belastungsinkontinenz sagen, da das Problem des Harnverlustes ja unter körperlicher Belastung geschieht. Bei der Frau kommt es zu Harnabgang bei einem durch äußere Einflüsse plötzlich ansteigendem Intravesikaldruck wie z.b. beim Lachen, Husten oder Bücken, der ausreicht die Schießkraft des Spinkter zu überwinden. Durch Schwangerschaften und natürlichen Geburten sind Frauen auch in jungen Jahren nicht davor gefeit. In der weiblichen Anatomie fehlt die Prostata, so das einzig der Beckenboden den Schließapparat unterstützt. Männer ereilt dieses Schicksal vor allem nach der chirurgischen Entfernung der Prostata, wobei in einer Anschlußheilbehandlung gezielt Beckenbodentraining auf dem Tagesplan steht. Seltener sind Störungen des Schließmuskels in Folge von Nervenschäden oder Schäden des Muskels selbst anzutreffen.
Bei Stressinkontinenz werden drei Schweregrade unterschieden:

  • 1.Grad: Inkontinenz beim Husten, Niesen
  • 2.Grad: Inkontinenz bei abrupten Körperbewegungen, beim Aufstehen, Hinsetzen
  • 3.Grad: Inkontinenz bei unangestrengten Bewegungen, im Liegen

  • Die Chance auch eine ausgeprägte Form auf Grund einer Muskel- bzw. Gewebeschwäche zu therapieren ist mit manuellen Methoden wie Beckenbodentraining bis hin zum chirurgischen Eingriff wie der TVT gut bis sehr gut einzuschätzen. Eine Schließmuskelschwäche auf Grund neurogener und organischer Schäden des Spinkters selbst, lassen sich jedoch nur schwer behandeln.

Dranginkontinenz

Die Dranginkontinenz findet man bei Männern und Frauen gleichermaßen. Bei der motorischen Dranginkontinenz zieht sich der Detrusor so weit zusammen, dass trotz funktionstüchtigem Schließapparat ein Harnabgang nicht verhindert werden kann. Die sensorische Dranginkontinenz zeichnet sich dadurch aus, dass ein hohes Drangempfinden vorhanden ist, der Blasenmuskel jedoch keine oder fast keine Aktivitäten zeigt. Beiden gleich ist das außergewöhnlich hohe Drangempfinden, dem oft sehr schnell nachgekommen werden muss. Die Symptomatik der Urge ist in allen Altersschichten anzutreffen, nur bedingt durch erhöhte Medikamenteneinnahme und Hirnleistungsschwächen infolge Alterserkrankungen etwas öfter bei den Älteren unter uns. Neben psychosomatischen Ursachen, Ausbildung von gut- oder bösartigen Veränderungen der Blasenwand, sind oft entzündliche Vorgänge in der Blasenschleimhaut, Steinbildung sowie Nervenschädigungen Auslöser dieser Symptomatik.
Eine leichte Urgesymptomatik ist bei Entzündungen der Blasenschleimhaut zu finden und bildet sich mit deren Ausklingen i.d.R. wieder zurück. Chronisch entzündliche Vorgänge wie die IC, sowie auf Nervenschäden zurück zu führende Erkrankungen, bedürfen bisher lebenslanger Nachsorge und können auch nur symptomatisch behandelt werden. Infektionen und Entzündungen der Blasenschleimhaut werden in der Regel durch Colibakterien des Darmes verursacht. Über die Entstehung der IC ist sich die Wissenschaft bisher nicht einig. Für Störungen der nervalen Versorgung, können neben Wirbelsäulenschäden auch Erkrankungen wie MS, Parkinson, Schlaganfall, Vergiftungen, Polyneuropathie u.a. verantwortlich sein.

Als manuelle Therapie steht das Miktionstraining an erster Stelle. Dabei wird versucht dem Drangerlebnis gezielt zuvor zu kommen und dabei nach und nach die Speicherkapazität durch Verlängerung des Zeitintervalls zu erhöhen. Die Urge ist die Domäne der medikamentösen Behandlung, die bei leichter Ausprägung damit als gut behandelbar einzuschätzen ist. Bei chronisch entzündlichen Vorgängen kommen neben Anticholinergika in schweren Formen auch stark wirksame Schmerzmittel zum Einsatz um einem Krampfen und damit verbundenen Schmerzen entgegen zu wirken. Bei neurogenen Störungen ist Art und Ausmaß entscheidend, jedoch auch bei geringerem Schädigungsgrad sollte entschieden gehandelt werden, da immer die Gefahr der Ausbildung einer Reflexblase besteht.

Giggle Inkontinenz (Enuresis risoria)

Die Giggle-Inkontinenz (Enuresis risoria) stellt eine Sonderform der Dranginkontinenz dar. Dabei tritt unkontrollierter Urinverlust bei kräftigem Lachen auf, das aber klinisch nur schwer festzustellen ist. Diese doch recht seltene Form der Dranginkontinenz tritt überwiegend bei Kindern auf, bei Erwachsenen ist diese Inkontinenzform bis jetzt noch sehr selten beobachtet worden.
Ein Defizit der zentralnervösen Hemmung auf den Miktionsreflex kann bei allen neurologischen Erkrankungen des zentralen Nervensystems bestehen. Eine Besonderheit dieses Defizits an zentralnervöser Hemmung stellt die Giggle-Inkontinenz (Kicher-Inkontinenz) dar. Hierbei kommt es beim kräftigen Lachen zu einem unkontrollierten Urinverlust.

Überlaufinkontinenz

Eine Überlaufinkontinenz zeichnet sich dadurch aus, dass bei großem Füllvolumen der vorherrschende Druck den Schließmuskel kontinuierlich überwindet und es so zu Harnabgang kommt. Verantwortlich dafür sind bei Männern oft Ablaufbehinderungen durch eine degenerative Prostata, wobei die Kontraktionsfähigkeit des Detrusor mit unbehandelter Symptomatik je nach Schwere und Dauer bis zum völligen Verlust gemindert sein kann. Im Fall einer neurogenen Störungen liegt keine Ablaufbehinderung vor, die Kontraktionsfähigkeit des Detrusors ist jedoch für eine vollständige und/oder ausgeglichene Entleerung nicht ausreichend oder gar nicht mehr auslösbar.
Alle gemeinsam haben diese Störungen eine zunehmende Restharnmenge, diese Symptomatik reicht im schweren Fall bis zum völligen Verlust der Kontraktionsfähigkeit des Blasenmuskels. Ab einem Füllvolumen der Blase von mehr als 1500 ml rechnet man damit, dass eine vollständige Entleerung, bedingt durch die Überdehnung, nicht mehr möglich ist und der Behandlung bedarf.

Ab Restharnmengen von kontinuierlich mehr als 150 ml ist eine regelmäßige manuelle Entleerung per Katheter indiziert. Bei gering ausgeprägter Symptomatik kann mit Medikamenten versucht werden die Kontraktilität der Blase zu steigern und/oder die Verschlußkraft des Spinkter etwas herabzusetzen. Wurde eine Ablaufbehinderung diagnostiziert, muss diese so weit möglich behoben werden. Nur in sehr wenigen Fällen ist es ratsam die Verschlußkraft des Spinkter mittels chirurgischer Schlitzung zu mindern.

Reflexinkontinenz

Die Reflexinkontinenz, auch spinale und supraspinale Reflexblase genannt, kann in einer leichten Ausprägung einer Drangsymptomatik ähneln. Im weiteren Verlauf erfolgt die Entleerung der Blase zunehmend über den Reflexbogen auf Höhe TH12-L1 bis willentlich kaum oder kein steuernder Einfluß mehr genommen werden kann. Erschwerend kommt hinzu, dass in den meisten Fällen das Gefühl der Blasenfüllung gemindert oder gänzlich nicht mehr vorhanden ist.
Eine Reflexblase bildet sich dann aus, wenn eine nervale Schädigung bis auf Höhe L1 eingetreten ist, Schädigungen darunter führen oft zu einer schlaffen Blasenlähmung und/oder Lähmung des Spinkter. Je nach Art, Höhe und Ausprägung der Nervenschädigung können sich die unterschiedlichsten Störungen ausbilden.

Betroffen von einer spinalen Reflexblase sind viele mit angeborener Spina Bifida. Aber auch durch Unfälle oder durch Erkrankung verursachten Rückenmarks und/oder Sakralnervschädigungen sind von einer spinalen Reflexblase betroffen. Eine supraspinale Reflexblase findet sich bei Hirnleistungsstörungen durch Erkrankungen wie z.b. Alzheimer oder Schlaganfall. Zur reflektorischen Entleerung kommt es oft, wenn bei gefüllter Blase z.b. durch Lageänderung die Dehnungsrezeptoren zusätzlich gereizt werden.

Wenn eine reflektorische Entleerung ausgeglichen und die Speicherkapazität ausreichend ist, kann ein Miktionsreflex mittels suprapubischen Beklopfens der Blasengegend eingeleitet und zur regelmäßigen Entleerung herangezogen werden. Anderenfalls wird versucht die Speicherkapazität mittels Medikamenten ohne Rücksicht auf Restharn ausreichend zu erhöhen und eine vollständige Entleerung mittels ISK durchzuführen. Als vorderstes Gebot gilt es die Blase und Nieren vor unphysiologisch hohen Drücken und einem Reflux zu schützen.

Extraurethrale Inkontinenz

Mit der extraurethralen Inkontinenz liegt eine organische Fehlbildung der unteren Harnleiter vor, bei der eine Harnableitung neben dem eigentlichem Schließapparat stattfindet.
Diese Form der Inkontinenz ist selten anzutreffen. In den meisten Fällen kann ein chirurgischer Eingriff diese Fehlbildung schon frühzeitig beheben wenn ein funktionstüchtiger Schließapparat vorhanden ist. Andernfalls muss dieser zusätzlich nachgebildet oder durch ein Implantat ergänzt werden, wobei eine Entleerung damit nur manuell ermöglicht wird.

Enuresis Nocturna

Die Enuresis Nocturna, das nächtliche Bettnässen wird nicht als eine Form der Inkontinenz gewertet. Als Einzelsymptom ist es oft bei Kindern und Jugendlichen, bei Erwachsenen jedoch nur selten anzutreffen. Auf dieser Seite soll auch nicht weiter darauf eingegangen werden. Zum Thema Bettnässen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen haben wir eine eigene Seite gemacht, die ihr hier findet.
Bei Kindern kann die Enuresis durch eine Entwicklungsstörung verursacht sein. Sehr oft findet diese Symptomatik bis ins jugendliche Alter ein Ende. Eine nie geheilte, also primäre Enuresis Nocturna ist im Erwachsenenalter nur äußerst selten anzutreffen. In einigen Fällen kann neben einer seltenen neurogenen Störung auch eine zu hohe nächtliche Harnproduktion verantwortlich sein, hier helfen Hormone dieses in die richtigen Bahnen zu lenken.

Wenn die Enuresis erst nach einer längeren Phase der Rekonvaleszenz auftritt, spricht man von einer sekundären Enuresis Nocturna. Sind organische Schäden ausgeschlossen, finden sich oft psychogene Faktoren als Auslöser, die in dieser Form auch den erwachsenen Menschen treffen kann.

Nykturie

Die Nykturie, das Symptom, daß man nachts durch Harndrang geweckt wird und daraufhin seine Blase entleeren muß, kann in jeder Altersgruppe und jedem Geschlecht vorkommen. Ab zweimaligem nächtlichen Harndrang mit Gang zur Toilette sollte eine Abklärung durch einen Urologen erfolgen. Für einige Patienten kann aber auch schon der einzelne nächtliche Toilettengang Probleme aufwerfen und eine Abklärung nach sich ziehen. Der Leidensdruck und damit die Behandlungsbedürftigkeit nimmt in der Regel mit der Nykturiefrequenz zu und hängt von der damit verbundenen Störung des Schlafes ab. Die Häufigkeit der Nykturie steigt dabei mit zunehmendem Alter an. So gehört die Nykturie mit zu den häufigsten Gründen für Schlafstörungen im Alter. Die Bedeutung der Nykturie bzw. ihrer Folgen, insbesondere für ältere Menschen, wurden erst in den letzten Jahren mehr beachtet, zumal Nykturie im Alter wegen ihrer Folgen auch beträchtliche sozio-ökonomische Auswirkungen hat.
Bedingt wird die Nykturie entweder durch Polyurie, nächtliche Polyurie, verminderte Blasenkapazität oder durch eine Kombination dieser Ursachen. Von einer Polyurie spricht man, wenn die Harnmenge in 24 Stunden mehr als 2,8 Liter bezogen auf eine 70 kg schwere Person beträgt. Die nächtliche Polyurie läßt sich in verschiedenen Gesichtspunkten definieren, bei der funktionellen Definition übersteigt die nächtliche Harnproduktion die größte, tagsüber gemessene Blasenkapazität. Die nächtliche Harnmenge wird in Relation zur Schlafdauer und/oder zum Körpergewicht bei der absoluten Definition gestellt. So wird etwa 0,9 ml/Min. bzw. von mehr als 10 ml/kg als Obergrenze der normalen nächtlichen Harnproduktion angesehen. Am häufigsten wird die relative Definition benutzt, sie beschreibt den prozentualen Anteil der nächtlichen Harnproduktion an der 24-Stunden-Menge. Bei über >33% Harnausscheidung in der Nacht liegt demnach das Symptom der nächtlichen Polyurie vor. Andererseits kann auch ein schlechter Schlaf aus anderen Gründen nächtliche Toilettengänge „zum Zeitvertreib“ provozieren. Dabei erscheint noch der Hinweis wichtig, dass Toilettengänge aufgrund von Schlafstörungen nicht die Kriterien der Nykturie nach der Definition der ICS erfüllen, aber sehr wohl in der Diagnostik beachtet werden müssen.

Es ist seit langem bekannt, dass sich im Gegensatz zur Menge der Urinausscheidung über 24 Stunden der Ausscheidungsrhythmus mit zunehmenden Alter ändert. Bei einer Reihe von Älteren kommt es zu eine Zunahme der nächtlichen Urinausscheidung, begleitet von einer Abnahme der ADH-Sekretion (antidiuretisches Hormon / AVP Argenin-Vasopressin) und einem Anstieg des ANP (atriales natriuretisches Peptid). Der Argenin-Vasopressin-Spiegel unterliegt einem Tagesrhythmus, wobei die Menge des ausgeschiedenen Urins wechselseitig zur Osmolalität des Urins ist. Bei jüngeren Erwachsenen steigt die Vasopressinmenge nachts an, so daß es zu einer reduzierten Urinausscheidung und einer erhöhten Osmolalität kommt. Neben den hormonellen Faktoren spielt die veränderte Blasenkapazität eine Rolle. Während sie bei jüngeren Personen etwa 400-600 ml beträgt, geht sie aufgrund einer altersphysiologischen „Fibroelastose“ auf 200 – 400 ml zurück. Gleichzeitig kommt es zur Ausbildung von Protrusionen „Synzytium“, die mitverantwortlich für die „hyperaktive Blase“ des Älteren sind, die Drangzeit nimmt ab.

Aufgrund der Kombination aus einschießenden Reizen und der reduzierten Blasenkapazität kommt es zu vermehrten Toilettengängen tagsüber, aber auch nachts. Nicht unerwähnt bleiben darf in diesem Zusammenhang, daß auch die cerebrale Kontrolle in der Steuerung der Blasenfunktion nachläßt. Der Drang-Inkontinenz bei Detrusorhyperaktivität kommt hier besondere Bedeutung für den älteren Menschen zu, insbesondere im Hinblick auf die Altersveränderungen der Blase, aber auch der altersbedingt reduzierten cerebralen Steuerung. An dieser Stelle wird deutlich, warum häufig gerade bei älteren Patienten die Nykturie auch oft mit einer nächtlichen Harninkontinenz verbunden ist. Beispielhaft für die Komplexität des Geschehens sei hier die Demenz als typische altersabhängige Krankheit genannt. Etwa 80% der Demenzpatienten leiden unter nächtlicher Polyurie, fast immer kombiniert mit einer Drang-Inkontinenz. Zwar haben Demenzkranke meist einen niedrigeren ADH Spiegel, die nächtlichen Werte liegen meister unter der Nachweisgrenze. Dennoch konnte in einer Untersuchung an Pflegeheimpatienten mit einem hohen Anteil an Demenzpatienten nachgewiesen werden, daß sich nicht immer eine direkte Korrelation zum ADH-Plasmaspiegel finden läßt. Die gestörte Nachtruhe durch die Nykturie führt zur Tagesmüdigkeit, Schwindel, Konzentrations- und Koordinationsstörungen bis hin zu einer reduzierten Infektabwehr. Gestörter Schlaf kann auch zum Auftreten von körperlichen und geistigem Abbau, sowie Stimmungsschwankungen bis hin zur Depression führen.

Die Nykturie selbst kann nicht behandelt werden, sondern nur die verursachende Erkrankung. Bei einer überaktiven Blase kann Blasentraining helfen. Grundlage ist ein Tagebuch, indem alle Toilettenbesuche vermerkt werden. Nächster Schritt ist, den aufkommenden Harndrang zu unterdrücken. Durch das Training gewöhnt sich die Blase allmählich wieder an größere Füllmengen, so dass der Harndrang später einsetzt. Langsam aber sicher verlängert sich die Zeit zwischen zwei Toilettenbesuchen. Bei etwa 70 Prozent der Betroffenen bessern sich die Symptome innerhalb von zwei bis drei Monaten. Zur Behandlung stehen außerdem verschiedene Medikamente zusätzlich zur Verfügung. Da gibt es Medikamente, die die Wirkung des körpereigenen Botenstoffes Acetylcholin auf die Nervenenden unterdrücken, das Acetylcholin löst die Entleerung der Blase aus. Bei Frauen werden weibliche Geschlechtshormone (Östrogene) in Form von Salben oder Zäpfchen gegeben und für Männer stehen Alphablocker zur Verfügung. Die Alphablocker entspannen die kleinen Muskelzellen der Prostata, wodurch der Harnstrahl und das Wasserlassen insgesamt besser wird.

Unabhängig von den möglichen Komplikationen der Grunderkrankung, kann es durch gehäuftes nächtliches Wasserlassen zu einem übermäßigen Flüssigkeitsverlust des Körpers kommen. Diese Gefahr besteht vor allen Dingen dann, wenn der Betroffene versucht, durch eine Einschränkung der Trinkmenge den Harndrang zu vermindern. Daher sollten harntreibende Getränke wie Bier, Kaffee oder Tee vor dem Zubettgehen gemieden werden. Ein Miktionsprotokoll ist hilfreich zur Diagnostik der Nykturie, da hier die Flüssigkeitsmengen eingetragen werden, die man zusich nimmt und die ausgeschieden werden.

Passive Inkontinenz

Eine Inkontinenz kann auch vorhanden sein, ohne dass eine körperliche Ursache vorliegt. Es gibt eine Reihe von Faktoren, die eine mehr oder minder starke Inkontinenz verursachen können. Einige der Faktoren sind hier einmal genannt.
Behinderung
Da ist zum Beispiel eine Behinderung zu nennen, die dem Patienten das rechtzeitige Erreichen der Toilette unmöglich macht. Der Patient spürt zwar seinen Harn- oder Stuhldrang und kann seine Ausscheidungen auch soweit kontrollieren, aber es ist ihm nicht möglich, den Drang zu beherrschen, bis er die Toilette erreicht hat. Diese passive Form der Inkontinenz ist eigentlich leicht zu beheben, aber oft fehlt es an Pflegepersonal um dem Patienten zur Toilette zu helfen. Den Betroffenen ist es oft sehr peinlich, da sie ja eigentlich nicht inkontinent, aber dennoch auf Hilfsmittel angewiesen sind.

Inkontinenz durch traumatische Ereignisse
Eine Inkontinenz, die durch traumatische Ereignisse ausgelöst wird, kann in Form von Bettnässen oder aber als vollständige Inkontinenz auftreten. Hier spielen eine Reihe von traumatischen Erlebnissen eine große Rolle wie zum Beispiel der Verlust der Eltern oder des Ehepartners. Dabei werden in der Regel keine körperlichen Ursachen für die Inkontinenz gefunden. Hier ist eine psycholigische Betreuung des Betroffenen sehr wichtig, um ihm sein Leiden zu mildern. Nicht selten sind hierbei schwere Depressionen zu finden. Mehr dazu findet ihr hier.

"Inkontinenz" durch den inneren Zwang
Eine andere Form der Inkontinenz, die eigentlich keine Inkontinenz im medizinischem Sinne darstellt, ist der zwanghafte Drang, Inkontinenzhilfsmittel zu verwenden, ohne daß ein medizinischer Grund aus körperlicher oder psychischer Sicht dafür vorhanden ist. Die betroffenen Personen haben dabei in den allermeisten Fällen die volle Kontrolle über ihre Blase und ihren Darm, daher benötigen Sie eigentlich keine Hilfsmittel. Diese Personengruppe verwendet hierbei überwiegend Windeln, andere Hilfsmittel sind eher uninteressant bei ihnen. In der Psychologie bezeichnet man ein solches Verhalten als Fetisch oder sexuelle Spielart. Einige der Betroffenen gehen sogar noch einen Schritt weiter, in dem sie sich als "Baby" verkleiden und sich auch so verhalten. Sie wollen sich dadurch in ihre Kindheit zurückversetzen und suchen oftmals Geborgenheit. Durch das oft viele Jahre Tragen von Windeln verlieren bzw. verlernen einige sogar tatsächlich die Kontrolle über ihre Ausscheidungen oder zumindest wird die "Vorwarnzeit" sehr kurz. Dieses "Leiden" ist weiter verbreitet als man denkt und die Betroffenen schaffen es nur mit Hilfe von Psychologen davon los zu kommen. Mehr zu diesem Thema findet ihr hier. Die Informationen sollen versuchen, dieses Verhalten zu erklären und wie die Behandlungsmöglichkeiten aussehen könnten.