erweiterte Diagnostik einer Harninkontinenz
 
Urodynamische Untersuchung

Unter einer urodynamischen Untersuchung versteht man die Messung der funktionellen Abläufe im Harntrakt. Klinisch beschränkt sich die Urodynamik meist auf den unteren Harntrakt, also im wesentlichen auf die Beurteilung der Harnspeicherungs- und -entleerungsfunktion der Blase. Neben Anamnese, körperlicher Untersuchung und Miktionsprotokoll umfassen die urodynamischen Tests: Die Uroflowmetrie, Resthambestimmung, Zystometrie, Urethrometrie, Beckenbodenelektromyogramm, Sonographie und ggf. simultane videographische Untersuchung.
Indikation zur urodynamischen Abklärung
Die urodynamische Untersuchung wird bei jeder erfolglos konservativ behandelte, störende Inkontinezform, bei jeder Patientin vor einer geplanten Inkontinenzoperation und bei Inkontinenzformen, welche mit einfacher Diagnostik nicht klar eingeordnet werden konnten oder einer konservativen Therapie zugeführt werden können.

Durchführung der Urodynamik
  • Zystotonometrie
  • Urethrazystotonometrie
  • Uroflowmetrie
Zystotonometrie

Die Druckmessung erfolgt über ein wassergefülltes Katheter-Leitungssystem. Dabei werden die Druckimpulse durch einen Druckwandler adaptiert und dem Verstärker zugeführt. Undichtigkeiten im Systern, Lufteinschlüsse verfälschen die Messergebnisse! Die Zystotonometrie ist die Messung des Blaseninnendruckes mit zunehmender Blasefüllung. Diese Untersuchung ermöglicht Aussagen über Blasenmotorik und -sensorik. Die Blasendruckmessung kann nur Informationen über eine blasenbedingte Inkontinenz (Urge-Inkontinenz) erbringen, nicht aber über eine Urethraverschlußinsuffizienz (SIHK).

Durchführung:
Die Blase wird kontinuierlich mit etwa 50 ml/min gefüllt, dabei simultane Messung von Blaseninnendruck (Pves; über den Katheter abgeleitet) und intraabdominellem Druck (Pabd; über die Rektalsonde abgeleitet) in cm/H20. Die Simultane Ableitung des Beckenboden EMG ?Der Detrusordruck (Pdet) ist die Differenz Pves-Pabd. Der Detrusorkoeffizient wird als Compliance bezeichnet es gilt: Compliance=dV/dp

Normwerte
  • Intravesikaler Druck < 25 cm/H20
  • Comphance > 25 cm/H20
  • Blasenkapazität > 300 ml
  • Erster Harndrang > 150 ml
  • Keine Detrusorkontraktionen > 15 cm7H20
Urethrazystotonometrie

Es erfolgt die Messung des Blaseninnendruckes und Urethradruckes bei konstanter Blasenfüllung (300 ml) und einer Katheterrückzugsgeschwindigkeit von 1 mm/sec. Durch das Zurückziehen des Druckmesskatheters von der Blase durch die Urethra erhält man ein Profil der Druckverhältnisse an jedem Punkt der Urethra.

Durchführung
Simultane Messung von Blaseninnendruck (Pves; über den Katheter abgeleitet) und Urethradruck (Pura; über den Katheter abgeleitet) in cm/H20 - Die Messung wird einmal bei entspannter Patientin (Ruheprofil) und einmal während einiger - Hustenstöße (Stressprofil) durchgeführt.

Normwerte und Definitionen
Maximaler Urethradruck: Maximaldruck des Urethradruckprofils - Maximaler Urethraverschlußdruck: Differenz von maxinudem Urethradruck und intravesikalem Druck. UVI)Rmax = 100 - Alter der Pat. Tunktionelle Urethralänge: Teil der Urethra in dem der Urethradruck den intravesikalen Druck übersteigt.
  • Bei Frauen 2,5-3cm
  • Depressionsdruck (DepD): Druckabfall während eines Hustenstoßes
  • Depressionsquotient (DepQ): Verhältnis zwischen DepD und LTVDR
Auswertung
Kontinente Frauen zeigen über mehrere Hustenstöße einen UVDS (UVD unter Stress) über 20 cm/H20 und einen DepQ unter 0,5. Bei SHIK Grad 1:findet sich über mehrere Hustenstöße eine LTVDS von weniger als 20 cm/H20 und eine DepQ zwischen 0,5 und 1,0. Bei einer schweren SHK Grad H-III liegt der UVDS über mehrere Hustenstöße im negativen Bereich, und der DepQ ist größer als 1.

Uroflowmetrie

Die Uroflowmetrie ist ein diagnostisches Verfahren, bei dem der Harnausfluss während der Blasenentleerung (Miktion) gemessen wird. Sie dient der objektiven Feststellung von Blasenentleerungsstörungen und gehört zu den Basisuntersuchungen in der Urologie. Bei der Messung werden folgende Werte erfasst:
  • Menge des Harndurchflusses pro Zeiteinheit (ml/Sek)
  • Die Dauer der Blasenentleerung (Sek)
  • Der maximale Harnfluss Qmax (ml/Sek)
  • Der mittlere (durchschnittliche) Harnfluss (ml). Er wird errechnet (Miktionsvolumen dividiert durch Flusszeit).
  • Die Flussanstiegszeit (Sek). Die Zeit vom Flussbeginn bis zum Maximum.
  • Das gesamte Miktionsvolumen.
Auswertung
Die ermittelten Werte werden in eine Flusskurve umgesetzt. Diese Flusskurve zeigt bei bestimmten Erkrankungen einen typischen Verlauf. Voraussetzung für eine ordnungsgemäß durchgeführte Messung ist eine ausreichend gefüllte Blase. Der Betroffene muss mit der Miktion (Blasenentleerung) warten, bis er ein starkes Druckgefühl verspürt. Dann sollte er mit Druck in das vorher aufgestellte Untersuchungsgerät urinieren, bis die Blase vollständig geleert ist. Dabei sollte er nach Möglichkeit unbeobachtet sein. Nach der Blasenentleerung wird mit Hilfe eines Ultraschalls der Restharn in der Blase festgestellt und genau gemessen. Bei der Interpretation der Uroflowwerte gilt folgender Richtschnur:
  • Max. Flow unter 10 ml/sek. : Hohe Wahrscheinlichkeit einer Obstruktion
  • Max. Flow zwischen 10 und 15 ml/sek. : Weitere Abklärung erforderlich
  • Max. Flow über 15 ml/sek. : Keine Obstruktion
Flow-EMG

Diese Untersuchungstechnik ist eine spezielle Art der Harnflussmessung. Es werden über Elektroden die Muskelaktivitäten der Schließmuskeln erfasst und gemeinsam mit der Harnflusskurve aufgezeichnet. So kann der Arzt feststellen, ob der Schließmuskel während des Wasserlassens die ganze Zeit entspannt war, oder sich zeitweise verkrampft hat.

Blasenspiegelung (Zystoskopie)

Eine Blasendruckmessung wird oft durch eine Spiegelung der Harnröhre und Blase ergänzt. Dies ist wichtig, um z.B. die Notwendigkeit einer Operation oder die Art des Operationsverfahrens festzulegen. Die Spiegelung der Blase erfolgt in lokaler Betäubung mithilfe eines Geitmittels, so dass der Patient wenig vom einführen des Blasenspiegels merkt. Bei Männern wird dies meist als unangenehm, aber nicht schmerzhaft, empfunden. Der Blasenspiegel ist ein dünnes Metallrohr, durch das Flüssigkeit in die Harnwege gespült werden kann. Eine Präzisionsoptik erlaubt dem Arzt, die Harnröhre, den Schließmuskel und die Harnblase zu untersuchen und so Auffälligkeiten in diesem Bereich festzustellen. Diese in der regel nicht länger als 10 bis 15 Minuten dauernde Untersuchung muss auch bei Verdacht auf einen Tumor durchgeführt werden.
Was ist eine Blasenspiegelung?
Die beiden Wortteile des Begriffs "Zystoskopie" haben ihren Ursprung im Griechischen. Dabei bedeutet "Zyst" Blase und "skopein" schauen. Die Blasenspiegelung ist somit eine Untersuchung der Harnblase mit einem speziellen Endoskop, dem Zystoskop. Der Arzt kann mit dem Zystoskop den Blaseninnenraum betrachten. Mit einem bestimmten Zystoskop kann er auch die Harnröhre einsehen. Man spricht dann von einer Urethro-Zystoskopie.

Wie funktioniert die Blasenspiegelung?
Wie bereits erwähnt ist für diese Untersuchung ein Zystoskop erforderlich. Ein Zystoskop ist ein spezielles starres Endoskop. Es besteht aus einem komplexen optischen Stablinsen-System, einer Lichtquelle und meist einer Spül- und Absaugvorrichtung. Durch Arbeitskanäle im Zystoskop werden chirurgische Instrumente zur Entnahme von Biopsien (Gewebeproben) oder für operative Eingriffe eingeführt. Oftmals ist die Optik des Zystoskops zur Arbeitserleichterung über eine Kamera mit einem Monitor verbunden.

Wann wird eine Blasenspiegelung durchgeführt?
Zur Diagnose von Erkrankungen der Harnblase kann der Arzt eine Zystoskopie empfehlen. Entsprechende Erkrankungen sind z. B. Entzündungen der Harnblase oder der Harnröhre, Blasentumore, Blasen- und Harnleitersteine und Verengungen der Harnröhre. Bei einer Blasenspiegelung können auch gleichzeitig Biopsien (Gewebeproben) entnommen werden, beispielsweise um einen Tumor auszuschliessen. Zusätzlich kann der Arzt im Rahmen der Zystoskopie Behandlungen (therapeutische Eingriffe) durchführen. Dabei können Blasen- und Harnleitersteine entfernt werden. Dieser Eingriff erfolgt durch die Zertrümmerung von Steinen (Lithotripsie) oder ihre direkte Entfernung mit einer Schlinge (Extraktion). Außerdem kann der Arzt zystoskopisch Harnleiterschienen (Stents) einfügen. Auch Abtragungen von Blasen- oder Prostatatumoren und die Beseitigung von Verengungen, z. B. in der Harnröhre, sind möglich. Außerdem können bei der Blasenspiegelung die Harnleiter mit Röntgenkontrastmittel gefüllt werden. Dadurch werden bei einer nachfolgenden Röntgenuntersuchung neben den Harnleitern auch die Nierenbecken sichtbar. Man nennt diese Untersuchung retrograde Urographie.

Was ist im Vorfeld einer Blasenspiegelung zu beachten?
Der Patient muss zu einer Blasenspiegelung nüchtern erscheinen, er darf also einige Stunden vorher nichts essen und trinken. Vor der Untersuchung stellt der Arzt mit Hilfe einer Blutuntersuchung die Gerinnungswerte fest, denn im Fall von Gerinnungsstörungen darf unter Umständen keine Blasenspiegelung durchgeführt werden.

Wie wird die Blasenspiegelung durchgeführt?
Um eine Zystoskopie durchzuführen, wird die Harnröhre zuerst mit einem Gleitmittel und einem schmerzstillenden Medikament behandelt. Dann führt der Arzt das Instrument in die Harnröhre ein und schiebt es unter Sicht in die Harnblase vor. Zusätzlich füllt er die Harnblase mit einer sterilen (keimfreien) Flüssigkeit, um sich besser im Blaseninnenraum orientieren zu können. Bei Frauen ist die Spiegelung relativ einfach. Das Untersuchungsinstrument wird durch die kurze und gerade Harnröhre eingeführt. Die männliche Harnröhre ist lang und gebogen, was das Einführen des Zystoskops erschwert. Bei Männern ist es etwas schwieriger, da die männliche Harnröhre länger und gebogen ist. Die Untersuchung an sich dauert nur wenige Minuten und kann auch ambulant durchgeführt werden.

Welche Komplikationen können bei der Blasenspiegelung auftreten?
Durch die Reizung der Harnröhre während der Untersuchung, kann es zu geringfügigen Blutungen kommen. Dementsprechend können in den ersten Tagen nach der Zystoskopie Blut im Harn und auch Schmerzen beim Wasserlassen auftreten. Wenn die Beschwerden länger andauern, sollten Sie sofort Ihren Arzt aufsuchen. Einige Patienten leiden unter vorübergehendem unkontrolliertem Harnabgang (Harninkontinenz), der auf eine Reizung des Blasenschließmuskels zurückzuführen ist. Es handelt sich hier jedoch selten um eine dauerhafte Schädigung. Auch das Risiko von Verletzungen im Rahmen der Zystoskopie wie Perforation (Durchbohren) der Harnröhre oder Blase sind sehr gering. Entzündungen von Nieren oder Prostata kommen ebenfalls selten vor. Thrombosen sind ähnlich unwahrscheinlich nach einer Zystoskopie.