Hilfsmittel bei Harninkontinenz
 
saugende Hilfsmittel

Zur Versorgung der Harninkontinenz stehen eine Reihe von saugenden Hilfsmittel zur Verfügung. Die Heute angebotenen saugenden Hilfsmittel sind heutzutage Hightechprodukte. Der Superabsorber in den Produkten ist zwar ein wahrer Meister in der Absorption von Urin. Neuere Produkte sind mit einem Geruchsabsorber ausgestattet und wirken sich Günstig bei Harninkontinenz aus. Es stehen folgende Produkte zur Verfügung:
Einlagen für Frauen
Die Inkontinenz –Einlage saugt bei Frauen mit leichter Inkontinenz den Urin zuverlässig auf und schliesst ihn ein. Sie ist unauffällig und wird einfach wie eine Damenbinde in den Slip geklebt. Dabei ist sie wesentlich zuverlässiger als eine Damenbinde, da sie extra für die Urininkontinenz konzipiert wurde. Es gibt Inkontinenz - Einlagen in verschiedenen Saugstärken.

Einlagen für Männer (Tropfenfänger)
Das sind spezielle Produkte, die nur für Männer entwickelt wurden. Sie sind wie kleine Taschen geformt und werden bei leichter Blasenschwäche, wie sie oft nach Prostataoperationen auftritt, verwendet. Da die Saugkraft nur sehr gering ist, bieten sie über einen längeren Zeitraum gesehen, keinen ausreichenden Schutz. Auch diese Produkte sollten mit einem zusätzlichen Hilfsmittel verwendet werden, wobei es auch möglich ist, diese Tropfenfänger mit Hilfe der Klebefläche in der Unterwäsche zu fixieren.

Die klassische zweiteilige Vorlage
Vorlagen sind ähnlich aufgebaut wie Slips, jedoch fehlt die Fixierung am Körper. Hierzu werden meist Netzhosen oder Gummihosen verwendet. Bei diesem Produkt ist das richtige Anlegen besonders wichtig, um ein Auslaufen zu verhindern. Auch ist die Mobilität mit dem Produkt stärker eingeschränkt als mit Slips, da ein verrutschen der Vorlage tunlichst vermieden werden sollte. Der Vorteil des Produktes ist, sofern es nicht mit Gummihosen verwendet wird, dass weniger Haut ihm bedeckt wird und da durch die Haut besser belüftet wird. Die Vorlagen werden überwiegend bei leichter Blasenschwäche verwendet. Einlagen unterscheiden sich nur in der Größe und der Saugkraft von den Vorlagen. Auch sie müssen mit zusätzlichen Hilfsmitteln wie Netzhosen am Körper fixiert werden. Da diese Produkte schon eine höhere Saugkraft besitzen, werden sie für mittlere bis schwere Inkontinenz eingesetzt. Vor allem Alten- und Pflegeheime verwenden dieses veraltete System anstelle von Inkontinenz - Slips, wenn Bewohner an mittlerer bis schwerer Blasenschwäche leiden.

Die moderne einteilige Vorlage
Seit einigen Jahren gibt es Vorlagen auf dem Markt, welche mit Hilfe von Gurten fixiert werden. Hier sind Netzhosen und Gummihosen überflüssig und es werden so Wäscherei und Reinigungskosten für die Fixierungen gespart. Im Grunde haben sich 2 Systeme durchgesetzt. Der Einweggürtel ist mit dem Produkt verbunden und wird mit im weggeworfen (System Tena / Vlesia), beim Mehrweggürtel liegen jeder Packung 2 Gurte bei, welche aus Gummi sind und für mindestens die ganze Packung verwendet werden können (System Depends / Attends). Auch hier hat sich gezeigt, dass der Schwerpunkt dieser Produkte bei der Versorgung von Bewohnern in Alten- und Pflegeheimen liegt.

Inkontinenzslips
Die Inkontinenzslips sind heutzutage wahre Hightechprodukte. Der Superabsorber im Slip ist zwar gut für Urin, aber bei Stuhl hat er kaum eine Wirkung. Lediglich bei sehr dünnflüssigem Stuhl saugt er ihn teilweise auf. Das Barrierensystem im Inkontinenzslip sorgt dafür, daß das Auslaufen von Urin und Stuhl recht gut verhindert wird, aber ganz kann es nicht ausgeschlossen werden. Durch die PVC-Außenfolie und den Klebestreifen wird der Inkontinenzslip am Körper ohne zusätzliche Hilfsmittel fixiert. Die Klebestreifen sind wiederverschließbar und somit ist auch ein Toilettentraining möglich, ohne den Slip nach dem Öffnen entsorgen zumüssen, wenn er noch nicht beschmutzt wurde. Die Industrie geht teilweise dazu über, anstatt der PVC-Außenfolie eine Art textiler Außenhaut mit Klettverschlüssen zu entwerfen. Diese neue "Folie" ist atmungsaktiv und somit besser für die Haut.

Die neuste Generation der Inkontinenzslips haben teilweise schon eine Innenbeschichtung, um Windeldermatitis vorzubeugen bzw. um diese schneller abklingen zu lassen. Zu diesem Zweck wird das Innenvlies mit Panthenol beschichtet. Um die Haut besser mit Sauerstoff zu versorgen, wird eine atmungsaktive Außenfolie verwendet. Untersuchungen haben gezeigt, daß dadurch Windeldermatitis wirksam reduziert werden kann.

Trainers
Wie der Name es vermuten lässt sind die Produkte zum Training gedacht. Trainers, auch Pull – Ups oder Pants genannt, lassen sich wie normale Unterwäsche anziehen und auch im Bedarfsfalle wieder herunterziehen. Obwohl Trainers gerade von älteren Inkontinenten in Alten- und Pflegeheimen sehr gut angenommen werden sollen diese Hilfsmittel nicht zur dauernden Versorgung bei Inkontinenz eingesetzt werden. Das Einsatzgebiet dieses Hilfsmittel ist die Unterstützung bei Toilettentraining und der Schutz vor Unfällen bei intermittierenden Selbstkatheterismus. Im Regelfall liegt daher der Bedarf nicht wesentlich höher als 2 Stück pro Tag. Trainers haben eine Saugleistung wie Produkte für eine leichte bis mittlere Inkontinenz.

Mehrwegslips
Es gibt auch noch sogenannte Mehrwegslips, diese sind mehrfach waschbar und bestehen aus mehreren Schichten. Sie unterscheiden sich von außen kaum gegenüber normalen Slips, jedoch haben die im inneren spezielle Fasern, welche die Nässe in einen Saugbereich transportieren und dort festhalten. Für Harninkontinenz sind diese Slips sehr Gut geeignet. Es bleibt auch hier das Problem mit den Gerüchen und ungelöst ist auch, wie man das benutze Produkt nach Hause bringt, wenn man außer Haus ist. Ein weiterer Nachteil ist, daß diese Mehrwegslips durch ihre Bauart doch sehr stark auftragen und somit nur für die Nachtversorgung wirklich geeignet sind.
ableitende Hilfsmittel

Bei den ableitenden gibt es eine ganze Reihe von Produkten, nur bei den weiblichen Patienten ist es anatomisch Bedingt schwierig, ableitende Hilfsmittel zu verwenden. Hier stellt sich auch das Problem der sicheren Befestigung am Körper. Es wurden zwar immer wieder von Seiten der Industrie Versuche mit solchen Produkten gemacht, aber eine befriedigende Lösung für mobile Patienten konnte bislang nicht gefunden werden. Zu den ableitenden Hilfsmitteln zählen auch die Katheter, die es in vielen verschiedenen Ausführungen sowohl für Männer als auch für Frauen und Kinder gibt.
Kondomurinal
Das Kondomurinal wird über den Penis gerollt und mit Hilfe von Hautkleber fixiert. Dieser Hautkleber kann im Kondom selbst, als Tube, oder als Klebestreifen vorliegen. Ein richtig fixiertes Kondom hält ca. 24 Stunden und stellt eine komplikationslose Versorgung des männlichen Betroffenen dar. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Haut nicht mit dem Urin in Berührung kommen kann, da der Urin in Beuteln gesammelt wird. Auch hat es als praktisch erwiesen, dass man ohne Probleme einfach den Beutel leeren kann und das komplette System nur einmal am Tag wechseln muss. Von dem Beutel stehen verschiedene Größen zur Verfügung, von kleinem Oberschenkelbeutel, bis hin zum Nachtbeutel. Aber dieses Produkt hat auch Nachteile. So stören bei mobilen Trägern oft der Schlauch und das Gluckern im Beutel.

Diaphragma-Urinale
Es gibt auch noch eine zweite Variante der Urinale. Diese werden mit Bändern am Körper fixiert. Der Penis wird in eine Art Sack gesteckt, der am unteren Ende einen Schlauchanschluß trägt. Daran wird dann ein Urinbeutel befestigt. Die Urinbeutel haben etwa 100ml bis 750ml Volumen und werden entweder frei hängend getragen oder mit Bänder am Oberschenkel befestigt. Da es sich bei diesen Urinalen um Mehrwegsysteme handelt, ist eine ausreichende Reinigung unbedingt erforderlich. Auch die Körperpflege ist hierbei besonders Wichtig um Hautirritationen vorzubeugen.

Das Incogyn System
Dieses Produkt sollte den weiblichen Patientinen auch die Möglichkeit eröffnen, durch die Verwendung des Systems auf die Versorgung mit saugenden Hilfsmitteln wie Vorlagen und Windeln zu verzichten. Die Idee war nicht schlecht nur konnte sich das System aufgrund verschiedener Probleme nicht durchsetzen und wurde dann auch nicht weiter entwickelt. Inzwischen wird dieses System nicht mehr produziert und ist somit auch nicht mehr im Handel erhältlich.

Die Anwendung war sehr Einfach, denn das Incogyn-System bestand aus einem Zapfen der die Form eines Trichters mit darunter liegender Schale hatte und in die Scheide eingeführt wurde. Der mit diesem Trichter eingefangene Urin wurde über einen Schlauch in den Urinbeutel am Oberschenkel geleitet. Zur Fixierung des Systems wurde eine spezielle Unterhose mitgeliefert, die für einen sicheren Halt des Zapfens sorgen sollte. Für mobile Frauen war das System durchaus eine Alternative, es konnte aber nur tagsüber verwendet werden, da in liegender Körperhaltung auf Grund der Anatomie kein sicherer Abschluß zur Scheide hin und damit eine sichere Ableitung des Urins gewährleistet werden. Wegen dieser Problematik war das System Nachts nicht zuverlässig und setzte sich auch nicht durch. Der zweite Grund warum das System sich nicht bewährte war der, daß es durch den Trichter der sich in der Scheide befand, immer wieder zu Reizungen der Schleimhaut kam und auch das Risiko einer Blasenentzündung sich erhöht hatte.

externer Urinableiter
Es gibt aber auch einen externen Urinableiter für immobile Frauen. Vom Aufbau her sind es kleine Plastiksäckchen, die direkt über den Schamlippen angeklebt werden. Da das System bei den weiblichen Patienten nicht sehr beliebt ist, wird es Heute nur selten eingesetzt. Die immobilen weiblichen Patienten greifen lieber zu saugenden Produkten.

Subrapubische Blasenfistel
Bauchdeckenkatheter (Subrapubische Blasenfistel) wird von der Bauchdecke aus über eine Punktionskanüle in die Blase geschoben. Hierzu muss allerdings der Blasenschließmuskel genügend Verschlussdruck aufweisen, um nicht trotzdem inkontinent zu sein. Der Vorteil liegt in der fehlenden Reizung der Harnröhre. Leider ist auch hier das Infektionsrisiko sehr groß und man bedenke, dass es sich hier um einen Eingriff mit Betäubung handelt und das mit allen Risiken. So sollte man zuerst den ISK ausprobieren und diese Form der Versorgung weit nach hinten stellen. Diese Form der Versorgung wird auch Heute nur mehr selten verwendet.

Dauerkatheter
Dauerkatheter ist eine Notlösung. Denn bei diesem Hilfsmittel sind die Risiken exorbitant groß, da er schon nach 72 Stunden mit Bakterien infiziert ist und es sehr oft zu Infektionen und Komplikationen kommt. So sollte immer versucht werden den ISK zu erlernen und der Dauerkatheter immer als allerletzte Möglichkeit der Versorgung angesehen werden. Darum werden Dauerkatheter nur verwendet, wenn es zum Beispiel nach Operationen notwendig ist oder bei bestimmten Erkrankungen der ableitenden Harnorgane eine Entlastung der Blase notwendig ist.

Einmalkatheter zum ISK
Der Einmalkatheter ( im Rahmen des intermittierenden Selbstkatheterismus - ISK) ist eine einfach zu lernende Art die Blase zu entleeren. Hierbei wird ein dünner Kunststoffschlauch in die Blase eingeführt und der Urin abgelassen. Es gibt viele Systeme von Einmalkathetern. Bei Manchen muss man erst in die Harnröhre Gleitmittel einspritzen, Andere müssen mit Wasser oder Kochsalzlösung aktiviert werden und die modernsten Systeme sind bereits gebrauchsfertig verpackt. Sehr wichtig sind jedoch immer die Hygiene und das korrekte Erlernen des Katheterismus. Nur können die Gefahren von Infektionen und Verletzungen nahezu ausgeschlossen werden. Dieses überaus praktische System kann auf Dauer angewendet werden. Der Patient gewinnt durch dieses System fast die Freiheiten des Kontinenten zurück und selbst für Schulkinder ist das Erlernen des ISK ein Kinderspiel. Da die Technik sehr leicht erlernt werden kann, ist der ISK inzwischen sehr weit verbreitet und ist somit außer den saugenden Hilfsmitteln die beste Lösung zur Versorgung der Inkontinenz.

Inflow-Harnröhrenturbine
In seltenen Fällen, wenn der intermittierende Selbstkatheterismus unmöglich ist, kann bei Frauen mit einem untätigen Blasenmuskel eine “Inflow-Harnröhrenturbine" versucht werden. Das in Israel entwickelte neue Harnröhrenimplantat besteht aus einem kurzen etwa 5cm langen Silikonkatheter, worin ein Innenventil und eine Flügelradpumpe integriert sind. Diese lassen sich mit einem Magnetstimulator von aussen aktivieren, so dass die Blase leergepumpt wird. Die Entfaltung der distalen Teile erlaubt eine gute Fixierung im Bereich des Blasenhalses. Die Einpflanzung und die Entfernung des Implantats sind einfach und brauchen keine speziellen Massnahmen. Es ermöglicht den betroffenen Frauen, auf einer normalen Toilette sitzend Wasser zu lösen. Rezidivierende chronische Infekte, häufige technische Störungen und fehlende Erfahrungen im Langzeitverlauf sind nicht unerhebliche Probleme, die noch gelöst werden müssen, bevor dieses Implantat systematisch eingesetzt werden kann. Leider hat diese Methode nur etwa in der Hälfte der Fälle Erfolg.

sonstige Hilfsmittel

Außer den oben genannten Hilfsmitteln stehen noch weitere Möglichkeiten zur Versorgung der Harninkontinenz zur Verfügung. Durch die Anwendung dieser Produkte ist es möglich, dem Patienten ein fast normales Leben zu ermöglichen. Es kann in gewissen Fällen auf weitere Hilfsmittel, wie zum Beispiel die Inkontinenzslips verzichtet werden.
Schutzhosen
Die Schutzhose oder auch Gummihose genannt ist eigentlich kein eigenes Hilfsmittel. Wir wollen sie aber hier trotzdem ansprechen, weil sie in Kombination mit saugenden Hilfsmitteln viel Sicherheit bringt. Wie schon gesagt, steht die Gummihose nie alleine sie wird immer mit Einlagen oder Slips getragen. Hierbei kann man zwischen Mehrweg- und Einwegprodukten entschieden werden. Einwegprodukte sind aber hier, sowohl was den Tragekomfort betrifft, als auch was den Umweltschutz betrifft, deutlich überlegen. Zusammen mit der waschbaren Gummihose bieten sie einen sehr großen Schutz vor Geruch und Auslaufen. Sie werden in verschiedenen Formen hergestellt, entweder bestehen sie komplett aus PVC, PE oder aus Baumwolle und Naturkautschuk, oder sie haben nur im kritischen Bereich einen Schutz eingearbeitet. Auch werden in vielen unterschiedlichen Farben und Schnitten angeboten.

Bindeslips
Die Bindeslips bestehen aus einer anatomisch geschnittenen PVC-Folie. Sie können in Verbindung mit Vlieseinlagen oder anderen Einlagen für leichte Inkontinenz verwendet werden. Diese Bindeslips sind in mehren Größen Lieferbar und werden entweder am Bauch oder an den Seiten durch Schleifen verknotet. Die Bindeslips haben keine Beingummis und darum wird nur durch das straffe Binden an den Beinen eine gewisse Abdichtung erzeugt. Da sie wenig Sicherheit bieten im Vergleich mit den Schutzhosen, werden sie nur für leichte Inkontinenz verwendet.

Bettauflagen
Bettauflagen bestehen meist aus Zellstoff auf der Einen und einer Folie auf der anderen Seite. Der Urin sickert in den Zellstoff ein und wird in ihm gehalten. Da ihnen meist der Superabsorber fehlt kann es zu Rücknässungen und Hautreizungen führen. Man sollte daher dieses Hilfsmittel nur als Sicherung verwenden und zum primären Schutz ein Produkt wählen, welches größeren Schutz bietet. Es gibt Bettauflagen in verschiedenen Größen und Saugstärken.

Pressare
Pressare sind ein recht neues Produkt speziell für Frauen. Es wird mit Gleitmittel in die Vagina eingeführt. Durch ziehen wird der Spreizmechanismus aktiviert. Der daraus resultierende Druck führt zu einer Hebung des Harnleiters und des Blasenwinkels und damit zu Kontinenz. Das Produkt wird nach dem Entfernen gereinigt und ist wiederverwendbar.

Scheidengewichte
Bei den Scheidengewichten handelt es sich um kleine, tamponförmige, verschieden schwere Gewichte, die in die Scheide eingeführt werden. Nach exaktem Zeitschema lernen die betroffenen Frauen, diese Gewichte durch die Anspannung der Beckenbodenmuskulatur zurückzuhalten. Im Verlauf des Trainings können immer schwerere Gewichte benutzt werden.

Harnröhren-Plugs
Harnröhren-Plugs dienen der passiven Unterstützung des Beckenbodentrainings. Sie werden von den Frauen selbst in die Harnröhre eingeführt und verbleiben dort bis zur nächsten Miktion. Zwischen den Blasenentleerungen sind die Frauen dadurch kontinent. Der positive Nebeneffekt ist, daß es durch den Plug zu einer Stimulation im Beckenbodenbereich kommt. Bei Anwendung von Harnröhren-Plugs ist die Verlaufskontrolle, insbesondere die regelmäßige bakteriologische Untersuchung des Urins durch den Arzt unerläßlich.

Für die männlichen Patienten steht nur die unterstützende Behandlung mit Biofeedback und Elektrostimulation zur Verfügung, die auch bei den weiblichen Patienten zum Einsatz kommt.

Biofeedback
Biofeedback ist ein einfaches Verfahren, um die Kontraktion des Beckenbodens optisch und akustisch sichtbar zu machen. Somit erhält man eine Kontrolle darüber, ob auch wirklich die richtige Muskelgruppe trainiert wird. Diese Therapieform setzt wie das Beckenbodentraining selbst ein konsequentes Training voraus. Zum Biofeedbacktraining eignen sich fast alle Formen der Harninkontinenz. Aber das Biofeedbacktraining wird überwiegend bei der weiblichen Belastungsinkontinenz eingesetzt. Aktivert wird die Kontraktionskraft des willkürlichen Schließmuskels, der Teil der Beckenbodenmuskulatur ist. Das Biofeedback wird in Verbindung mit einem Beckenbodentraining eingesetzt. Es stehen unterschiedliche Gerätetypen zur Verfügung, die sich aber nur im technischen Bereich unterscheiden. Alles Systeme verwenden zur Erfassung der Kontraktionskraft eine Vaginalsonde.

Bei den einfacheren Geräten wird der Druck über einen Luftschlauch pneumatisch erfasst und über ein Manometer (Zeigerintrument) angezeigt. Die elektronischen Geräte arbeiten mit einer Vaginalelektrode, die die elektrischen Impluse bei der Kontraktion des Beckenbodens aufnehmen und auf einer grafische Anzeige (Display) sichtbar machen. Beide Systeme haben in etwa die gleichen Erfolge, wobei in der ärtzlichen Praxis die elektronische Variante der Geräte bevorzugt wird, um die Meßdaten bei den Übungen für spätere Auswertungen zu speichern.

Elektrostimulation
Bei der Elektrostimulation wird der Schließmuskel nicht wie beim Biofeedback aktiv vom Patienten angespannt, sondern bei diesem Verfahren wird die Kontraktion des Muskels ohne Zutun des Patienten durch elektrische Stromimpulse ausgelöst. Die zugehörigen Elektroden werden mit einer Sonde in die Vagina oder in den After eingeführt. Nach einer Anlernphase können Patienten die Elektrostimulation stelbsttätig zu Hause anwenden. Die Elektrostimulation mit Hilfe einer Vaginal- oder Rektalsonde ist vergleichsweise Einfach und kann daher leicht im häuslichen Bereich durchgeführt werden. Nach Einweisung durch den Arzt erhält der Patient ein Heimgerät, damit er das Training selbsttätig zu Hause durchführen kann.

Die Anwendung der Elektrostimulation ist ähnlich wie beim Biofeedbacktraining. Zur Durchführung wird eineVaginalsonde vollständig in die Scheide eingeführt oder eine Rektalsonde in den After eingeführt, die über ein Kabel mit dem Impulsgeber verbunden ist. Der Patient braucht selbsttätig nichts zu tun, den durch die Stromimpulse, die eine Stromstärke von etwa 40mA bis 80mA haben, werden die Beckenbodenmuskeln automatisch angespannt. Dabei werden oft Frequenzen im Bereich von 20Hz bis 60Hz verwendet, die Impulsdauer liegt so bei 5 bis 10 Sekunden und die Pausen dazwischen bei etwa 20 Sekunden. Eine Behandlungssquenz liegt bei etwa 30 Minuten ein- bis zweimal täglich. Die genauen Parameter legt natürlich der Arzt fest und ist auch Abhängig von der Art der Harninkontinenz. Bei Dranginkontinenz kann meist innerhalb der ersten 2-3 Wochen ein Behandlungserfolg verzeichnet werden. Bei regelmäßiger Anwendung 2x30 Minuten pro Tag werden nach etwa 6 Monaten Erfolgsraten von fast 90% erzielt. Um eine dauerhafte Besserung zu erzielen, sollte die Stimulation auch nach beendigung der Behandlung fortgesetzt werden.

Seit kurzem stehen auch kombinierte Geräte zur Verfügung, die das Biofeedback und die Elektrostimulation in einem Gerät vereinen und somit noch bessere Ergebnisse erzielen lassen. Dabei wird beim Biofeedback während des Anspannens des Beckenbodens zusätzlich ein Stromimpuls vom Gerät erzeugt, wodurch sich die Beckenbodenmuskulatur noch stärker anspannen lässt. Durch diese unterstützende Maßnahme wird das Trainingsergebnis in noch kürzerer Zeit erreicht, wobei während der Übungen die Stromimpluse immer schwächer werden.

Penisbändchen
Penisbändchen ist heute etwas in Vergessenheit geraten. Dieses Hilfsmittel wird für Sie angefertigt und angepasst. Es ist ein 1,5cm breites Klettband, das durch einen kleinen Ballon einen leichten Druck auf die Harnröhre ausübt und diese dadurch verschließt. Zu beachten ist, das der Ballon langsam abgelassen wird, um "Unglücke" beim Wasserlassen zu vermeiden. Auch muss eine Erektion des Penis kritisch betrachtet werden.

Penisklemme
Penisklemme ist ganz ähnlich dem Penisbändchen. Dieses etwas Gewöhnungsbedürftige Hilfsmittel verschleißt ebenfalls durch Druck auf die Harnröhre den Ausgang. Hier wird anstelle des Ballons eine Art von Klammer verwendet. Probleme können beim Wasserlassen auftreten, da ja der Urin sofort und in voller stärke fließt. Des weiteren kann auch eine Erektion des Penis Probleme bereiten.

implantierte Stimulatoren
Diese implantierte Stimulatoren arbeiten ähnlich wie die Elektrostimulationsgeräte mit eingeführter Analelektrode. Es werden hierbei ständig schwache Stromimpulse an den Sphinkter abgegeben und so eine ständige Kontraktion der Schließmuskels zu erreichen. Zum Wasserlassen wird dann das Gerät abgeschaltet und der Patient kann ganz normal zur Toilette gehen.

künstlicher Sphinkter
Der künstliche Schließmuskel stellt auch eine Alternative zur Behandlung von Harninkontinenz dar. Dabei wird ein künstlicher Schließmuskel implantiert. Um die Harnröhre wird eine Art Manschette gelegt, die mit Flüssigkeit gefüllt ist und so den Blasenausgang abdichtet. Will nun der Patient seinen Harn entleeren, so betätigt er eine kleine Pumpe, mit der er die Flüssigkeit aus der Manschette in einen kleinen Ballon pumpt. Der Sphinkter ist nun durchgängig und der Harn kann entleert werden. Die Manschette füllt sich automatisch nach einiger Zeit von selbst mit Flüssigkeit und dichtet den Blasenausgang wieder ab. Da der künstliche Schließmuskel absolut dicht ist, benötigt der Patient keine weiteren Hilfsmittel zur Versorgung der Harninkontinenz.