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Aufbau ableitender Hilfsmittel
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Es gibt eine ganze Reihe von ableitenden Systemen zur Versorgung einer Inkontinenz. Die bekanntesten Produkte sind wohl die Katheter. Sie gibt es in den unterschiedlichsten Formen und Größen. Teilweise sind sie schon mit Gleitmittel versehen. Auch werden von einigen Herstellern Katheter angeboten, die bereits einen Urinbeutel dabei haben. Katheter werden als Ballonkatheter für eine längere Tragedauer, oder als normale Katheter für das einmalige entleeren der Blase angeboten.
Außer den Kathetern gibt es noch die Urinale. Dabei wird der Urin entweder über ein spezielles Kondom in einen Beutel abgeleitet oder aber das Urinal wird fest am Körper fixiert und der Penis zur Urinableitung in einen kleinen Sack gelegt. Für die weiblichen Patienten standen auch einmal ableitende Produkte zur Verfügung. Da es aber anatomisch gesehen schwierig ist, ein Urinal am Körper zu fixieren, waren alle Lösungen auf dem Markt nicht gerade befriedigend. Darum sind diese Produkte Heute auch nichtmehr zu bekommen.
Ähnliche Probleme gibt es bei ableitenden Systemen zur Versorgung von Stuhlinkontinenz. Es gibt zwar Systeme, aber diese sind nur für immobile Patienten geeignet. Da auch hier das Problem der Fixierung am Körper besteht, wird es in naher Zukunft auch keine Lösungen für mobile Patienten geben.
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Kondomurinale
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Urinale stellen eine gute Alternative zu saugenden Hilfsmitteln dar. Besonders wenn der Betroffene häufig unterwegs ist, dann Entfällt das lästige Wechseln der Produkte und natürlich auch das Mitnehmen von Ersatz. Der Urin wird einfach in einem Beutel gesammelt und bei Gelegenheit auf irgendeiner Toilette entleert. Damit ist man doch relativ unabhängig und kann auch längere Zeitspannen ohne "Unfälle" überbrücken.
Kondomurinale
Kondom-Urinale bieten bei einer sorgfälligen Auswahl der richtigen Größe und Form einen zuverlässigen Schutz. Sie werden zusammen mit einem Beinbeutel oder einem Bettbeutel zur Nachtversorgung eingesetzt. Nicht gebrauchsfertige Latex Kondom-Urinale benötigen zu ihrer sachgerechten Anwendung zusätzlich noch einen Hautkleber bzw. Haftstreifen, um das Kondom-Urinal sicher am Penis zu fixieren, während gebrauchsfertige Kondom-Urinale bereits mit einem Hautkleber versehen sind bzw. Haftstreifen mitgeliefert werden. Wegen dem hohen Risiko einer Latexallergie sollten diese Kondom-Urinale nur vorübergehend verwendet und wegen der erhöhten Hautirritation der Latex Kondom-Urinale nicht länger als 24 Stunden getragen werden. Für Patienten die an einer Latexallergie leiden sollten lieber auf Kondom-Urinale aus Vollsilikon ausweichen.
Gebrauchsfertige Silikon Kondom-Urinale zur Langzeitversorgung sind bereits mit einen Hautkleber beschichtet oder es wird ein Haftstreifen mitgeliefert, um das Kondom-Urinal sicher am Penis zu fixieren. Die Silikon Kondom-Urinale können bis zu 48 Stunden getragen werden, da es aus einem speziellen hautfreundlichen Material gefertigt wurde, um unnötige Hautirritationen zu verhindern. Weiterhin verfügen diese Kondom-Urinale über eine Rücklaufsperre, dadurch wird das zurückfließen des Urins verhindert, die Klebeflächen vor Feuchtigkeit geschützt und somit Hautirritationen vorgebeugt.
Für Patienten, die wegen ihrer Inkontinenzform den intermittierenden Selbstkatheterismus durchführen, wurden spezielle Kondom-Urinale mit abnehmbaren Schlauchanschluss entwickelt, die das Material des Kondom-Urinals aufdehnt, damit zur Durchführung des ISK das Kondom-Urinal nicht entfernt werden muss.
Diaphragma-Urinale
Es gibt auch noch eine zweite Variante der Urinale. Diese werden mit Bändern am Körper fixiert. Der Penis wird in eine Art Sack gesteckt, der am unteren Ende einen Schlauchanschluß trägt. Daran wird dann ein Urinbeutel befestigt. Die Urinbeutel haben etwa 100ml bis 750ml Volumen und werden entweder frei hängend getragen oder mit Bänder am Oberschenkel befestigt. Da es sich bei diesen Urinalen um Mehrwegsysteme handelt, ist eine ausreichende Reinigung unbedingt erforderlich. Auch die Körperpflege ist hierbei besonders Wichtig um Hautirritationen vorzubeugen.
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Katheter und Zubehör
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Die wohl eleganteste Lösung zur Versorgung einer Inkontinenz außer dem Kondomurinal und den saugenden Produkten, sind Katheter. Hierbei stellt der intermittierenden Fremd- oder Selbstkatheterismus den größten Anteil dar. Katheter werden in vielen verschiedenen Ausführungen hergestellt. Die meisten Hersteller bieten schon fertige Sets für Unterwegs an, die sehr praktisch sind. Auch sollte die subrapubische Blasenfistel und der Dauerkatheter genannt werden, die durchaus unter bestimmten Umständen dem intermittierenden Fremd- oder Selbstkatheterismus vorgezogen werden sollte.
Einmalkatheter
Die Einmalkatheter bestehen meistens aus PVC, PU oder Silikon und unterscheiden sich in ihrer Form der Spitze nach z.B. Tiemann, Nelaton oder Oliv. Die Länge der Katheter wird in cm angegeben. Der Durchmesser wird in Charriere angegeben (1 CH = 1/3 mm Durchmesser). Zum Gebrauch der Einmalkatheter wird noch ein Gleitgel benötigt, das entweder getrennt geliefert wird oder aber bereits auf dem Katheter aufgetragen wurde. Einmalkatheter neuster Generation sind mit einem speziellen Gleitmittel beschichtet, das mithilfe einer sterilem NaCL Lösung aktiviert wird. Sehr wichtig sind jedoch immer die Hygiene und das korrekte Erlernen des Katheterismus. Nur so können die Gefahren von Infektionen und Verletzungen nahezu ausgeschlossen werden. Dieses überaus praktische System kann auf Dauer angewendet werden. Der Patient gewinnt durch dieses System fast die Freiheiten des Kontinenten zurück und selbst für Schulkinder ist das Erlernen des ISK ein Kinderspiel. Da die Technik sehr leicht erlernt werden kann, ist der ISK inzwischen sehr weit verbreitet und ist somit außer den saugenden Hilfsmitteln die beste Lösung zur Versorgung der Inkontinenz.
Einmalkatheter für diagnostische Zwecke
Katheter für diagnostische Zwecke sind steril verpackte Katheter zur intermittierenden Selbst- oder Fremd-Katheterisierung und dienen der einmaligen Anwendung z.B. bei einem Harnverhalt oder zur Uringewinnung für Laborzwecke und zur Notfallversorgung in Arztpraxen. Diese Katheter sind wegen ihres Traumatisierungspotentials nicht geeignet für Patienten, die sich dauerhaft mehrmals täglich katheterisieren müssen. Diese Katheter können nicht aus der Verpackungshülle heraus eingeführt werden und müssen somit mit sterilen Handschuhen und Pinzette (Katheterset) verwendet werden.
Nicht gebrauchsfertige ISK Katheter (atraumatisch)
Diese nicht gebrauchsfertige Einmalkatheter sind steril verpackte Katheter zur intermittierenden Selbst- oder Fremd-Katheterisierung. Atraumatische Katheter sind für das wiederholte Katheterisieren über einen längeren Zeitraum geeignet. Besondere Merkmale dieser Katheter sind eine atraumatische Spitze und atraumatische Katheteraugen ohne scharfe Kanten, eine Oberfläche, die zusammen mit den für sie bestimmten Gleitsubstanzen ein Optimum an Gleitfähigkeit besitzen. Diese besonderen Eigenschaften vermindern das Verletzungsrisiko der Harnröhre und das Infektionsrisiko. Die Verpackung der Katheter ist so beschaffen, dass ein Einführen ohne Berührung und ohne zusätzliche Handschuhe aseptisch erfolgen kann. Diese Katheter sind für den überwiegend häuslichen Gebrauch gedacht. Zum Gebrauch der Einmalkatheter wird noch ein Gleitgel benötigt. Katheter mit einer hydrophilen Beschichtung benötigen zur Aktivierung der Gleitschicht eine sterile NaCl Lösung.
Gebrauchsfertige ISK Katheter (atraumatisch)
Diese gebrauchsfertige Einmalkatheter sind steril verpackte Katheter zur intermittierenden Selbst- oder Fremd-Katheterisierung. Atraumatische Katheter sind für das wiederholte Katheterisieren über einen längeren Zeitraum geeignet. Besondere Merkmale dieser Katheter sind eine atraumatische Spitze und atraumatische Katheteraugen ohne scharfe Kanten, eine Oberfläche, die zusammen mit den für sie bestimmten Gleitsubstanzen ein Optimum an Gleitfähigkeit besitzen. Diese besonderen Eigenschaften vermindern das Verletzungsrisiko der Harnröhre und das Infektionsrisiko. Die Verpackung der Katheter ist so beschaffen, dass ein Einführen ohne Berührung und ohne zusätzliche Handschuhe aseptisch erfolgen kann. Diese Katheter sind für den überwiegend häuslichen Gebrauch gedacht. Zum Gebrauch ist der Katheter bereits mit einem Gleitgel beschichtet oder es wurde der sterilen Verpackung beigelegt. Bei Katheter mit einer hydrophilen Beschichtung zur Aktivierung der Gleitschicht ist eine sterile NaCl Lösung bereits in der sterilen Verpackung beigefügt.
Einige Modelle dieser Katheter verfügen über einen direkt am Katheter angeschlossenen Auffangbeutel mit einem Fassungsvermögen von mindestens 700 ml, in dem der Urin gesammelt werden kann. Daher sind diese Katheter für den überwiegend mobilen Gebrauch z.B. bei berufstätigen Patienten oder Personen die häufig unterwegs sind besonders geeignet, da der intermittierende Selbstkatheterismus nicht unbedingt eine Toilette erfordert. Es kann jeder im Prinzip jeder beliebige Raum genutzt werden, da der volle Auffangbeutel des gebrauchten Katheters zu einer anderen passenden Zeit entleert und entsorgt werden kann.
Spezielle Einmalkatheter
Diese speziellen Einmalkatheter mit einem Luer-Lock Anschluss sind steril verpackte Katheter zur intermittierenden Selbst- oder Fremd-Katheterisierung und dienen der einmaligen Anwendung. Diese Katheter werden verwendet, wenn die Blase für diagnostische Zwecke mit bestimmten Lösungen zur Behandlung oder Blasenspülung mit speziellen Applikationssets verbunden werden. Spezielle Katheter zur Dilatation der Harnröhre bei Harnröhrenstrikturen sind genauso aufgebaut wie die atraumatischen Katheter, nur dass sie keine Katheteraugen besitzen.
Transurethrale Dauerkatheter
Die transurethralen Dauerkatheter werden je nach Anwendungsdauer und Anwendungsart als silikonisierte Latex-Ballonkatheter oder als Ballonkatheter aus Vollsilikon geliefert. Ballonspülkatheter werden als 3-Wegekatheter verwendet. Die Ballonkatheter werden mit einer Spitze nach z.B. Tiemann, Nelaton oder Oliv geliefert. Die Länge der Katheter wird in cm angegeben. Der Durchmesser wird in Charriere angegeben (1 CH = 1/3 mm Durchmesser). Um die natürliche Speicherfunktion der Blasen nicht zu beeinträchtigen, sollte nach Möglichkeit der Dauerkatheter abgeklemmt und in regelmäßigen Zeitabständen geöffnet werden. Hier haben sich sogenannte Katheterventile bewährt, die zwischen Katheter und Auffangbeutel angeschlossen werden. Es ermöglicht außerdem dem Katheterträger, sich auch ohne Urinbeutel frei zu bewegen.
Silikonisierte Latex-Ballonkatheter
Die silikonisierten Latex-Ballonkatheter sind steril verpackte Katheter und dienen der Dauerableitung von bis zu 5 Tagen. Diese Katheter werden verwendet, wenn die Blase für kurze Zeit entlastet werden soll. Dabei ist darauf zu achten, dass der Patient unter keiner Latexallergie leidet. Ein zusätzlicher Anschluss (Ballonspülkatheter) ermöglicht es, über den eingelegten und geblockten Katheter bestimmte Lösungen zur Blasenspülung oder Medikamente in die Blase zu bringen, ohne dass die Verbindung zwischen Katheter und Auffangbeutel unterbrochen werden muss.
Vollsilikon Ballonkatheter
Ballonkatheter aus Vollsilikon sind steril verpackte Katheter und dienen der Dauerableitung von bis zu 6 Wochen. Diese Katheter werden verwendet, wenn die Blase über einen längeren Zeitraum entlastet werden soll. Ein zusätzlicher Anschluss (Ballonspülkatheter) ermöglicht es, über den eingelegten und geblockten Katheter bestimmte Lösungen zur Blasenspülung oder Medikamente in die Blase zu bringen, ohne dass die Verbindung zwischen Katheter und Auffangbeutel unterbrochen werden muss.
Subrapubische Blasenfistel
Der Bauchdeckenkatheter (Subrapubische Blasenfistel) wird von der Bauchdecke aus über eine Punktionskanüle in die Blase geschoben. Hierzu muss allerdings der Blasenschließmuskel genügend Verschlussdruck aufweisen, um nicht trotzdem inkontinent zu sein. Der Vorteil liegt in der fehlenden Reizung der Harnröhre. Leider ist auch hier das Infektionsrisiko wie auch beim transurethralen Dauerkatheter sehr groß und man bedenke, dass es sich hier um einen Eingriff mit Betäubung handelt und das mit allen Risiken. So sollte man zuerst den ISK ausprobieren und diese Form der Versorgung weit nach hinten stellen. Diese Form der Versorgung sollte nur in Betracht gezogen werden, wenn die Dauerableitung über einen längeren Zeitraum (länger als 6 Wochen) geschehen soll. Hier werden generell Katheter aus Vollsilikon verwendet.
Gleitgel und NaCl Lösung für Katheter
Um einen Katheter leicht in die Blase einführen zu können, muss der Katheter mit einer Gleitschicht versehen werden. Bei den Einmalkathetern für diagnostische Zwecke und den nicht gebrauchsfertigen Kathetern zur intermittierenden Selbst- oder Fremd-Katheterisierung muss ein Gleitgel zusätzlich verwendet werden, da es nicht mitgeliefert wird. Ein desinfizierender Zusatz (Chlorhexidin) im Gleitgel sorgt dafür, dass das Infektionsrisiko auf ein Minimum reduziert wird. Einige Gleitgels besitzen zusätzlich einen lokalanästhetischen Zusatz (Lidocain), der ein schmerzloses Einführen des Katheters gewährleistet.
Bei Kathetern mit einer hydrophilen Beschichtung, die ohne sterile NaCl Lösung geliefert werden, muss die sterile NaCl Lösung separat zugegeben werden. Hierbei erzeugt die sterile NaCl Lösung in Verbindung mit der hydrophilen Beschichtung des Katheters die gleitende Oberfläche.
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Urinbeutel und Zubehör
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Bei der Versorgung einer Inkontinenz mit einem Kondomurinal oder Katheter werden häufig auch verschiedene Auffangbeutel verwendet. Je nach Anforderung kommen hier unterschiedliche Systeme zum Einsatz. Während bei den gebrauchsfertigen Kathetern zum ISK ein Auffangbeutel häufig schon fest angeschlossen ist, müssen bei Dauerkathetern oder bei Kondomurinalen diese Urinbeutel zusätzlich verwendet werden. Im Alltag kommen daher im Regelfall die Beinbeutel zum Einsatz, während Nachts die Bettbeutel verwendet werden.
Beinbeutel
Urin-Beinbeutel werden in Verbindung mit einem Katheter oder einem Kondom-Urinal verwendet und von mobilen Patienten oder Rollstuhlfahrern zur Tagesversorgung verwendet. Je nach Tragedauer und Anwendungsart werden unterschiedliche Ausführungen angeboten. Für die Kurzzeitanwendung bis 24 Stunden werden Urin-Beinbeutel ohne Vliesbeschichtung verwendet, während für längere Tragezeiten bis 3 Tage die Urin-Beinbeutel mit einer Vliesbeschichtung verwendet werden. Besondere Urin-Beinbeutel aus hochwertigen Materialien können auch bis zu 7 Tagen verwendet werden, bevor sie erneuert werden müssen.
Speziell für Rollstuhlfahrer gibt es Urin-Beinbeutel, die an die Anatomie des sitzenden Patienten angepasst sind. Die unsterilen Urin-Beinbeutel werden überwiegend zusammen mit Kondom-Urinalen verwendet, da hierbei keine sterilen Urin-Beinbeutel zwingend notwendig sind. Die sterilen Urin-Beinbeutel werden zusammen mit Kathetern verwendet, um das Infektionsrisiko durch die Übertragung von Erregern möglichst zu minimieren. Die Urin-Beinbeutel werden in unterschiedlichen Größen angeboten, damit sie den verschiedenen Ansprüchen des Anwenders gerecht werden. Ebenso werden spezielle Urin-Beinbeutel für Kinder angeboten.
Bettbeutel
Urin-Bettbeutel ohne Tropfkammer werden in Verbindung mit einem Katheter oder einem Kondom-Urinal verwendet. Da bei einem Urin-Bettbeutel ohne Tropfenkammer das Risiko einer Infektion größer ist, werden diese Urin-Bettbeutel nur maximal 3 Tage verwendet. Die unsterilen Urin-Bettbeutel werden überwiegend zusammen mit Kondom-Urinalen verwendet, da hierbei keine sterilen Urin-Bettbeutel zwingend notwendig sind. Die sterilen Urin-Bettbeutel werden zusammen mit Kathetern verwendet, um das Infektionsrisiko durch die Übertragung von Erregern möglichst zu minimieren.
Urin-Bettbeutel mit Tropfkammer werden in Verbindung mit einem Katheter oder einem Kondom-Urinal verwendet. Da bei einem Urin-Bettbeutel mit Tropfenkammer das Risiko einer Infektion sehr gering ist, können diese Urin-Bettbeutel bis zu 14 Tage zusammen mit Dauerkathetern verwendet werden.
Hüftbeutel
Urin-Hüftbeutel werden in Verbindung mit einem Katheter verwendet. Die neuartige Konstruktion ermöglicht es dem Träger, den Beutel mit einem speziellem Gurt direkt auf Höhe der Blase an der Hüfte zu tragen. Dadurch ist eine sehr diskrete Versorgung möglich, da der Katheterträger im Sommer auch eine kurze Hose tragen kann, ohne dass der Urinbeutel sichtbar ist. Die Urin-Hüftbeutel werden steril verpackt geliefert und können bis zu 14 Tage getragen werden. Zur Nachtversorgung kann am Ablassventil ein Bettbeutel mithilfe eines Adapters angeschlossen, so dass der Katheter nicht vom Urin-Hüftbeutel getrennt werden muss.
Katheterventile
Diese Katheterventile sind überwiegend aus PVC hergestellt und haben die Form eines Kegels. Ein Handgriff am Ende des Kegels erleichtert den Verschluss oder das Öffnen des Katheters. Manche Modelle besitzen ein eingebautes Ventil, so dass der Katheterverschluss zum Ablassen des Urins nicht vom Katheter getrennt werden muss. Besonders die Modelle mit Ventil werden oft für Vollsilikonkatheter verwendet, wenn eine längere Tragedauer vorgesehen ist. Die Katheterverschlüsse werden als Einmalprodukt oder als sterilisierbares mehrfach verwendbares Produkt angeboten. Diese Katheterventile kommen dann zum Einsatz, wenn die natürliche Speicherfunktion der Blase erhalten bleiben soll, da bei einer Dauerableitung des Urins die Blase mit der Zeit schrumpft und ihr ursprüngliches Fassungsvermögen verliert.
Einbeinhosen und Haltebänder
Haltebänder für Urin-Beinbeutel werden mit Klettverschlüssen oder Knöpfen am Beinbeutel befestigt. Zur sicheren Fixierung des Beinbeutels werden die Haltebänder am oberen und unteren Rand des Beinbeutels befestigt. Sie bestehen zumeist aus einem breiten Gummiband mit einem Klettverschluss zur Fixierung am Ober- oder Unterschenkel des Patienten. Haltetaschen oder Einbeinhosen dienen zur Fixierung des Urin-Beinbeutels der von oben in die vorgesehene Tasche eingelegt wird. Die Haltetaschen oder Einbeinhosen bestehen aus einem flexiblen Material und werden meistens durch ein Band an der Hüfte gegen unbeabsichtigtes Verrutschen gesichert. Die Haltebänder, Haltetaschen oder Einbeinhosen sind aus einem hochwertigen Material hergestellt und können über einem langen Zeitraum verwendet werden. Halterungen für Urin-Bettbeutel gibt es in unterschiedlichen Ausführungen aus Metall oder aus Kunststoff gefertigt. Sie sind so gefertigt, dass sie ohne Probleme an jedes Bett befestigt werden können. Durch ihre Konstruktion sind sie leicht zu reinigen und können über einen langen Zeitraum von mindestens 90 Tagen verwendet werden.
Weiteres Zubehör
Bei der intermittierenden Selbstkatheterisierung (ISK) können einige Hilfsmittel das Einführen des Katheters besonders bei Patienten mit eingeschränkter Mobilität von großer Hilfe sein. Von einigen Herstellern werden Kniespreizer angeboten, die besonders bei Spastikern eine Hilfe darstellen, da damit die Beine gespreizt werden und der Zugang zur Harnröhre ungehindert erfolgen kann.
Die Kniespreizer werden in unterschiedlichen Ausführungen zum Aufblasen oder aus Metall und teilweise mit Spiegel angeboten. Für Frauen werden Labien-Spreizer abgeboten, die zum Fixieren und Festhalten der Labien beim Katheterisieren hilfreich sind. Dadurch ist der Zugang zur weiblichen Harnröhre leichter zu bewerkstelligen. Für Männer gibt es einen Penishalter aus hautfreundlichem Kunststoff, der den Penis während des Katheterisierens in seiner Lage fixiert. Eine Greifhilfe die speziell für Tetraplegiker entwickelt wurde, dient zur selbständigen Durchführung des ISK. Diese Greifhilfe funktioniert ähnlich wie eine Schere die aber mit den Handhebemuskel (Extensor carpi radialis) betätigt wird. Die Greifhilfe wird mit einem Klettband an der Hand fixiert.
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In-Flow - Intraurethraler Katheter mit Ventil-Pumpe
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Der In-Flow Katheter ist ein intraurethrales Blasendrainage-System, das speziell für Frauen mit atoner/erschlaffter Blase entwickelt wurde. Entwickelt wurde das System in Israel und wird nun von der amerikanischen Firma SRS Medical Systems Inc. hergestellt. Zumeist erfolgt die Blasenentleerung bei dieser Funktionsstörung mehrfach täglich durch intermittierende Katheterisierung oder Selbstkatheterisierung. Diese Alternativen haben bekannte Vor- und Nachteile, werden aber von den meisten Patienten als Einschränkung ihrer Lebensqualität, unpraktisch, zeitaufwendig und unsauber empfunden. Mit dem In-Flow Katheter haben Sie heute die Möglichkeit, Patienten eine therapeutische Alternative anzubieten, die eine annähernd normale, restharnfreie Blasenentleerung ermöglicht.
Was ist das In-Flow System?
Das In-Flow System ist als Miktionskatheter für atone Blasen konzipiert und offeriert eine neue Möglichkeit der Blasenentleerung. Völlig unterschiedlich zu herkömmlichen Kathetern, die passiv funktionieren, arbeitet das In-Flow System aktiv. Es gewährleistet mittels einer integrierten Pumpe eine vollständige Blasenentleerung. Der In-Flow Katheter besteht aus einem kurzen weichen Silikongehäuse. Er ist in verschiedenen Längen erhältlich, um eine anatomiegerechte Applikation zu ermöglichen. In das dünne Silikongehäuse ist ein Ventil und der Pumpmechanismus integriert. Der externe Aktivator enthält einen batteriebetriebenen Magnet, der zum einen das Ventil öffnet bzw. schließt, zum anderen die Pumpe antreibt. Zur Blasenentleerung wird er in die Nähe des Schambeins gehalten. Der In-Flow Katheter ist ein Einmalprodukt und wird monatlich gewechselt. Die intraurethrale Platzierung ist einer normalen Katheterisierung der Urethra ähnlich. Sie als Arzt bestimmen die Länge des In-Flow mit dem Messkatheter und setzen beim ersten Mal den Katheter selbst ein. Das Wechseln des Katheters kann weiterhin durch Sie, durch ärztliches Personal oder durch die Patientin selbst erfolgen. Der In-Flow Katheter ist in 9 verschiedenen Längen und einer Größe von 24 French (in Ausnahmefällen 28 Fr) verfügbar, um eine exakte und anatomiegerechte Adaptation zu erreichen.
Wie funktioniert das In-Flow System?
Das In-Flow System ermöglicht Patientinnen eine normale Blasenentleerung auf der Toilette. Zur Blasenentleerung hält die Patientin oder eine Hilfsperson den externen Aktivator in Schambeinnähe, ungefähr 4 cm vom Meatus entfernt. Der Aktivator wird mit zwei 3 Volt Lithium Batterien betrieben. Durch Knopfdruck wird er aktiviert. In Betriebsbereitschaft öffnet sich das Ventil, ein Minirotor in der Pumpe der wie bei einem Elektromotor über ein Magnetfeld angetrieben wird, fördert mit etwa 10.000 Umdrehungen pro Minute den Urin mit einer Flussrate von 10 - 12 ml pro Sekunde aus der Blase. Nach der Blasenentleerung wird der Auslöseknopf losgelassen und der Aktivator für weitere 5 Sek. in dieser Stellung gehalten. Es ertönt ein akustisches Signal und die LED Anzeige erlischt. Dieses Signal zeigt an, dass der Vorgang beendet und das Ventil wieder geschlossen ist. Bis zur nächsten Blasenentleerung ist somit die Kontinenz wieder hergestellt.
Für wen eignet sich das In-Flow System?
Das In-Flow System ist grundsätzlich bei allen Patientinnen indiziert, bei denen durch eine vorausgegangene urodynamische Untersuchung eine atone Blase diagnostiziert worden ist, die ihre atone Blase mit hohem Druck auspressen oder deren Entleerung nicht restharnfrei möglich ist, bei denen der Selbst- oder Fremdkatheterismus nur unregelmäßig oder unzuverlässig durchgeführt wird, die eine Dauerableitung tragen (suprapubisch/transurethral) und dadurch in ihrer Lebensführung behindert werden. Die Patientinnen müssen mental und physisch in der Lage sein, das In-Flow System verstehen und bedienen zu können, um eine zuverlässige Blasenentleerung zu erreichen. Sie müssen auch in der Lage sein, ihre Blase bei reduzierter oder aufgehobener Blasensensorik entsprechend eines Miktionsprogrammes zu entleeren. Sie sollten im Notfall (Dislokation des Katheters nach distal) auch in der Lage sein, den einfachen Vorgang des Entfernens durchzuführen. Ist dies nicht gewährleistet, kann alternativ ein Familienmitglied oder eine Person aus dem Umfeld der Patientin in Bedienung und Entfernung des In-Flow eingewiesen werden. Diese Hilfsperson muss mindestens 4 x täglich verlässlich zur Verfügung stehen.
Um optimale Ergebnisse mit dem In-Flow System zu erzielen, muss der Therapie eine exakte Diagnostik in Form einer urodynamischen Untersuchung vorausgehen. Klinische Untersuchungen in den USA haben gezeigt, dass eine reduzierte Lebensqualität und entsprechender Leidensdruck (eingeschränkte Gehfähigkeit, verminderte manuelle Geschicklichkeit, Tragen von Windeln, initial niedriger Wagner I QOL Test) die positive Akzeptanz eines Hilfsmittels zu steigern vermögen. Darüber hinaus ist der Erfolgsfaktor bei Frauen, die sich selbst katheterisieren, höher. Diese Patientinnen sind mit ihrer Anatomie bereits vertraut und sehr motiviert, Alternativen zum Selbstkatheterismus zu finden. Frauen, bei denen eine reduzierte Empfindlichkeit in der perinealen Region vorliegt, tendieren ebenfalls zu einer schnelleren Akzeptanz des In-Flow Systems. Insbesondere querschnittgelähmte Patientinnen (dort nur bei Vorliegen einer hypo- oder inaktiven Blase, evtl. auch unter anticholinerger Dämpfung) oder bei Vorliegen eines Diabetes mellitus. Auch Patientinnen nach linksseitigem Schlaganfall können vom In-Flow System profitieren, da diese zu einer hypo- oder atonen Blase tendieren. Positive charakterliche Eigenschaften im Wesen eines Betroffenen tragen ebenfalls zur erfolgreichen Anwendung des In-Flow bei. Motivierte Patientinnen, die bereit sind, am Anfang kleine Unannehmlichkeiten hinzunehmen, werden generell in der Lernphase schneller Fortschritte erzielen. Frauen, die sexuell aktiv sind und ihre Anatomie kennen, werden vom In-Flow System ebenfalls schneller profitieren. Auch Patientinnen, die bereits mit ihrer Anatomie vertraut sind, werden schneller den Gebrauch des In-Flow Katheters erlernen.
Welche Patientinnen sollten In-Flow nicht anwenden?
In-Flow darf nicht angewendet werden bei Vorliegen einer Infektion oder Entzündung im Urogenitaltrakt. Auch nicht bei abnormer Anatomie oder Neoplasien. Frauen mit kleinkapazitärer, kontrakter Blase oder ungehemmten Blasenkontraktionen (Reflexblasen), die durch Anticholinergika nicht zuverlässig behandelbar sind, sollten das In-Flow System nicht verwenden. Auch Patientinnen mit einem Herzschrittmacher sind von der Anwendung ausgeschlossen. Vor einer Strahlentherapie oder einer MRT muss der In-Flow Katheter entfernt werden. Weitere Kontraindikationen sind Patientinnen mit autonomer Dysreflexie, Störungen des Immunsystems und allergischen Reaktionen auf Antibiotika. Folgende Faktoren können den Erfolg des In-Flow Systems beeinträchtigen: Patienten, die noch nie oder selten katheterisiert wurden, fällt es zu Anfang schwerer, den In-Flow Katheter zu tolerieren. Nach klinischen Untersuchungen wird der Erfolg des In-Flow Systems zusätzlich durch Faktoren beeinträchtigt, wie eine vorausgegangene Bakteriurie, ungenaue Diagnostik (keine urodynamische Untersuchung), sowie bei Vorliegen einer spastischen Hochdruckblase. Auch Patientinnen mit geringer Spastik oder hyperaktiven Reflexblasen sind ungeeignet. Zu dieser Gruppe gehören Patienten mit rechtseitigem Schlaganfall (tendieren zu kleinkapazitären Blasen mit unkontrollierter Aktivität) sowie Patienten mit MS, die das urodynamische Bild einer spastischen Blase zeigen und durch Anticholinergika nicht zuverlässig behandelbar sind. In jedem Fall müssen vor Anwendung des In-Flow Katheters diese Krankheitsbilder ausgeschlossen werden.
Was sind die Risiken des In-Flow Systems
Es sind keine schwerwiegenden Krankheitsverläufe oder gar Todesfälle bekannt, die kausal mit der Anwendung des In-Flow Systems in Zusammenhang stehen! Die meisten Risiken ähneln im wesentlichen denen, die auch bei einer Dauerableitung bzw. beim Selbstkatheterismus auftreten. Bei allen instrumentellen Manipulationen in der Urethra besteht das Risiko einer Infektion einhergehend mit symptomatischer oder asymptomatischer Bakteriurie, einer urethralen Erweiterung, einer Schleimhautirritation oder Narbenbildung durch Schleimhautläsion. Durch klinische Untersuchungen ließ sich nachweisen, dass Patientinnen beim Einsatz des In-Flow Systems unter den gleichen, teilweise auch geringeren Nebenwirkungen litten wie beim Dauerkatheter (Harnwegsinfektionen). Eine asymptomatische Bakteriuria trat unter In-Flow seltener auf als beim Selbstkatheterismus. In der klinischen US IDE Studie wurden folgende, selten auftretende Risiken bei der Anwendung des In-Flow Katheters festgestellt:
- Migration des Katheters in die Blase (3%). (Gefahr bei sexueller Aktivität). Die Entfernung sollte dann mit einem Zystoskop erfolgen.
- Blockierung des Ventils bei Inkrustration (2%).
- Funktionsstörungen des externen Aktivators, schwache Batterien (2%).
Was sind die häufigsten Gründe für den Abbruch der In-Flow Behandlung?
Es gibt verschiedene Gründe, warum Patientinnen sich entscheiden, das In-Flow System nicht weiter zu verwenden, diese sind in der US Die Studie beschrieben. Lokale Beschwerden wie Fremdkörpergefühl in Urethra oder Vagina, Irritationen oder Spasmus. Stichartige Missempfindungen während der aktiven Urindrainage wurden von 50% der Patientinnen angegeben, 32% nannten unkontrollierten Urinabgang durch falsche Größenwahl des In-Flow-Katheters als Grund und bei 15% waren technische Gründe wie Schwierigkeiten bei der Bedienung des Aktivators die Ursache. Die meisten Patientinnen, die transurethrale Katheter aber auch In-Flow verwenden, benötigen einige Zeit, um sich an das Fremdkörpergefühl zu gewöhnen. Ähnlich wie bei Kontaktlinsen, die das Auge anfangs auch als ungewohnt empfindet. Ob und wie schnell Patientinnen den In-Flow Katheter akzeptieren, hängt nicht allein von der Intensität der Missempfindung ab, sondern auch vom Grad der Bereitschaft damit umzugehen. Deshalb ist es wichtig, die Patientinnen schon vor Einsatz des In-Flow Katheters entsprechend zu informieren. Aufgeklärte Patienten entwickeln erfahrungsgemäß eine höhere Akzeptanz des In-Flow Katheters und eine größere Bereitschaft, anfängliche Missempfindungen zu tolerieren.
Welche Erfolgsraten können Ärzte und Patienten erwarten?
Weltweite, klinische Studien haben gezeigt, dass 34% - 87% der Patientinnen dem In-Flow System subjektiv eine wesentliche Verbesserung ihrer Situation zuschreiben. Sie sehen in In-Flow einen deutlichen Vorteil gegenüber herkömmlichen Entleerungstechniken. Ein bestimmter Prozentsatz hat Schwierigkeiten, das Hilfsmittel zu tolerieren. Als Faustregel kann man sagen, dass von vier Frauen, die In-Flow anwenden, eine Frau keine größeren Probleme haben wird. Eine Frau wird In-Flow nicht mal einen Tag ertragen. Die verbliebenen zwei Patientinnen werden In-Flow schätzen lernen, wenn sie insbesondere in der Anfangsphase hinreichend geschult und unterstützt wurden. Werden bereits am ersten Tag extreme Beschwerden angegeben, ist ein Fehlschlagen der Therapie wahrscheinlich. Wenn eine Frau In-Flow wenigstens einen Tag toleriert, sollte sie unbedingt ermutigt werden, das Hilfsmittel noch 1 Woche zu nutzen. Gewöhnlich schwinden die Anfangsbeschwerden innerhalb von 3 - 5 Tagen. Abhängig von Können und Geschicklichkeit der Patientin dauert es 1 - 6 Tage bis die Funktion des Aktivators beherrscht wird.
Welche Untersuchungen sollten vor dem Einsatz des In-Flow Systems durchgeführt werden?
Empfohlene Untersuchungen sind eine Zystoskopie zur Dokumentation des Ausgangsbefundes, das Erstellen eines Miktionstagebuchs, eine Anamnese der Harninfektsituation, die Erhebung des psychosozialen Status und der Lebensqualität. Akute Harnwegsinfekte müssen ausgeschlossen werden. Zwischen Zystoskopie und In-Flow Applikation sollte am besten eine Woche vergehen. Zur Erfassung der Lebensqualität eignet sich der Wagner I-QOL Test. Er bewertet die Angaben auf einer 100 Punkte Skala. Bei Patientinnen ohne Erfahrungen mit dem intermittierenden Selbstkatheterismus oder bei unklarer Diagnose sind wiederholte urodynamische Untersuchungen empfohlen.
Applikation des In-Flow Katheters
Messen der Urethralänge
Das Messen der Urethralänge muß nur einmal vor der ersten In-Flow Anpassung durchgeführt werden. Die einmal festgestellte Länge bleibt unverändert im weiteren Verlauf der Behandlung. Die Patientin nimmt auf den Untersuchungsstuhl Platz und in Steinschnittlagerung wird nun der Meatusbereich gereinigt wie zum Legen eines Katheters. Der In-Flow Messkatheter wird in die Blase eingeführt und der Ballon geblockt. Nun wird der Katheter behutsam mit dem Ballon bis in den Blasenhals gezogen. Die verschiebbare Hülse wird nun auf dem Messkatheter soweit Richtung Meatus bewegt, bis er diesen berührt. Die Länge der Urethra wird durch die am unteren Ende der Hülse erscheinende Zahl angezeigt. Jetzt wird die gemessene Urethralänge notiert, der Messkatheter entblockt und entfernt. Nun wird der richtige In-Flow Katheter gewählt, der etwa 1 cm länger ist als die gemessene Länge der Urethra (z. B. bei einer gemessenen Länge von 32 mm, wählen Sie einen 40 mm In-Flow Katheter).
Einsetzen und Entfernen des In-Flow Katheters
Vor dem Einführen des In-Flow Katheters wird die Außenseite des Katheters mit einem üblichen Gleitmittel wie zum Beispiel Instillagel® benetzt. Danach wird dieser in die Urethra so weit eingeführt bis der Außenflansch den Meatusrand berührt. Der Flansch muss von der Vagina weg nach oben zeigen. Der Kolben des Einführgerätes wird ganz hinein gedrückt, bis sich der In-Flow Katheter gelöst hat. Das Einführinstrument erst dann herausziehen, wenn sich der In-Flow Katheter vollständig gelöst hat. Das Einführgerät wird nicht mehr benötigt und kann entsorgt werden. Bei gefüllter Blase wird der In-Flow Katheter auf Dichtigkeit und einwandfreie Funktion geprüft. Der In-Flow Katheter ist nun für seine Anwendung bereit.
Das Entfernen des In-Flow Katheters ist sehr einfach und kann auch von der Patientin selbst vorgenommen werden, dazu greift man den Katheter am unteren Teil mit den Fingern und zieht ihn langsam heraus. Dank der flexiblen Silikonarme des Fixationssystems entstehen im Regelfall hierdurch keine Verletzungen am Blasenhals und der Urethra.
Die Blasenentleerung mit dem Aktivator
Die Patientin sitzt auf der Toilette wie zur normalen Miktion. Nun wird die Schutzhülle wird vom Aktivator entfernt, der Aktivator funktioniert nur bei entfernter Schutzhülle! Danach wird der Aktivator nahe an die Genitalregion gehalten, etwa 4 cm von der äußeren Harnröhrenmündung entfernt und der Auslöseknopf am Aktivator gedrückt, die LED Anzeige leuchtet auf um die Miktion einzuleiten. Der Knopf wird solange gedrückt gehalten, bis die Entleerung vollständig beendet ist. Nach Loslassen des Knopfes muß der Aktivator unbedingt solange in dieser Position gehalten (etwa 5 Sek.) werden, bis ein Signalton ertönt und die LED Anzeige erlischt. Dies zeigt an, dass der Pumpvorgang beendet und das Ventil geschlossen ist. Die Blasenentleerung ist damit abgeschlossen. Um eine Dislokation des In-Flow Katheters zu vermeiden, sollte der Schambereich nur trocken getupft, aber auf keinen Fall gewischt werden! Falls es notwendig ist, den Aktivator trocken wischen und die Schutzhülle wieder über den Aktivator ziehen. Damit ist die Blasenentleerung beendet, sie dauert in der Regel nicht länger als eine Blasenentleerung bei einer gesunden Person.
Vorsichtsmaßnahmen
Der erste In-Flow Katheter darf nur von einem Arzt nach genauer Größenbestimmung mit dem In-Flow Messkatheter eingebracht werden. Die darauffolgenden Behandlungen können von Personen aus dem Pflegebereich oder von der Patientin selbst durchgeführt werden, wenn sie ausreichend in die Technik des Einführens und des Entfernens sowie des Gebrauchs eingewiesen wurden. Der In-Flow Katheter ist für eine Liegedauer von maximal 29 Tagen bestimmt und muß danach ersetzt werden. Es dürfen nur Verpackungen im einwandfreiem Zustand verwendet werden, da sonst die Sterilität der Verpackung nicht gewährleistet ist. Sollte die Verpackung beschädigt sein, darf deren Inhal unter keinen Umständen verwendet werden! Die Patientinnen und/oder das Pflegepersonal müssen eine genaue Einweisung hinsichtlich des Einsetzens und Entfernens des In-Flow Katheters sowie seiner Bedienung erhalten. Der Aktivator muß immer verfügbar sein, da sonst sonst die Blasen durch den In-Flow Katheter nicht entleert werden kann. Während der Tageszeit sollte die Blase auch ohne Wahrnehmung des Harndrangs alle 3 bis 4 Stunden entleert werden. Bei Blut im Urin, Irritationen, Schmerzen beim Wasserlassen oder vermutetem Funktionsausfall sollte umgehend der Arzt aufgesucht werden. Der Gebrauch des In-Flow Katheters während der Schwangerschaft ist nicht untersucht. Patientinnen, die schwanger sind oder eine Schwangerschaft vermuten, sollten das Hilfsmittel nicht mehr anwenden und ihren Arzt konsultieren.
Komplikationen
Mögliche Komplikationen beim Einsatz des In-Flow Katheters sind denen ähnlich, wie sie bei Dauerkathetern oder beim intermittierenden Katheterismus auftreten können. Dazu zählen unkontrollierter Urinverlust am Katheter vorbei oder durch das Lumen. eine mögliche Ursache dafür kann eine Inkrustation oder Steinobstruktion sein, die den Ventilverschluss behindert. Weitere Ursachen sind: Inkontinenzepisoden, Harnwegsinfektionen, asymptomatische Bakteriurie, Pyurie, positive Urinkulturen, Pyelonephritis, Hydronephrose, Vesicoureteraler Reflux, Erweiterungen des oberen Harntrakts und Nierenversagen, Dysurie, Drangsymptomatik/Blasenspastik, häufiges Wasserlassen, Harnstauung, ansteigender Restharn, lokale urethrale oder perianale Entzündungen, Katheterverursachte Missempfindungen oder Schmerzen, lokale Hautirritationen.
Zystoskopisch gesehene pathologische Befunde in Urethra und Blase: Irritation oder Läsion der Schleimhaut. Striktur(en), Divertikel, Fisteln, Abszess, Hyperaemie/Entzündung/Ödem, Erosion/Ulkus, schwere Irritation oder Ulzeration am Meatus externus, in der Urethra oder Blase, Plattenepithelmetaplasie, Blasensteine, Blutungen oder Schmierblutungen, Haematurie, Viae falsae oder Perforationen, autonome Dysreflexie.
Mögliche zusätzliche Komplikationen, die bei der Anwendung des In-Flow Katheters auftreten können: Dislokation oder Spontanverlust des Implantates, Blockade des Ventils durch Inkrustation oder Steinbildung, In-Flow Fehlfunktion mit Restharnbildung oder Harninkontinenz zum Beispiel durch mechanischen Defekt des Ventils oder Fehlfunktion des Aktivators), Ausfall des externen Aktivators oder schwache Batterien.
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Weitere Urinableitende Hilfsmittel für Frauen
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Die Urinableitung durch ein externes System ist bei weiblichen Patienten anatomisch bedingt sehr schwierig zu lösen. Die Hersteller haben zwar ein Modell auf den Markt gebracht, aber die Anwendung war beschränkt auf die Versorgung am Tage. Da das System konstruktionsbedingt keine zuverlässige Abdichtung im Liegen zur Verfügung stellen konnte, war es für die Nachtversorgung ungeeignet. Daher bezog sich die Anwendung auf die Versorgung am Tage auf mobile Patientinen und bei Rollstuhlfahrerinen.
Das Incogyn System
Dieses Produkt sollte den weiblichen Patientinen auch die Möglichkeit eröffnen, durch die Verwendung des Systems auf die Versorgung mit saugenden Hilfsmitteln wie Vorlagen und Windeln zu verzichten. Die Idee war nicht schlecht nur konnte sich das System aufgrund verschiedener Probleme nicht durchsetzen und wurde dann auch nicht weiter entwickelt. Inzwischen wird dieses System nicht mehr produziert und ist somit auch nicht mehr im Handel erhältlich.
Die Anwendung war sehr Einfach, denn das Incogyn-System bestand aus einem Zapfen der die Form eines Trichters mit darunter liegender Schale hatte und in die Scheide eingeführt wurde. Der mit diesem Trichter eingefangene Urin wurde über einen Schlauch in den Urinbeutel am Oberschenkel geleitet. Zur Fixierung des Systems wurde eine spezielle Unterhose mitgeliefert, die für einen sicheren Halt des Zapfens sorgen sollte. Für mobile Frauen war das System durchaus eine Alternative, es konnte aber nur tagsüber verwendet werden, da in liegender Körperhaltung auf Grund der Anatomie kein sicherer Abschluß zur Scheide hin und damit eine sichere Ableitung des Urins gewährleistet werden. Wegen dieser Problematik war das System Nachts nicht zuverlässig und setzte sich auch nicht durch. Der zweite Grund warum das System sich nicht bewährte war der, daß es durch den Trichter der sich in der Scheide befand, immer wieder zu Reizungen der Schleimhaut kam und auch das Risiko einer Blasenentzündung sich erhöht hatte.
externer Urinableiter
Es gibt aber auch einen externen Urinableiter für immobile Frauen. Vom Aufbau her sind es kleine Plastiksäckchen, die direkt über den Schamlippen angeklebt werden. Da das System bei den weiblichen Patienten nicht sehr beliebt ist, wird es heute nur selten eingesetzt. Die immobilen weiblichen Patienten greifen lieber zu saugenden Produkten.
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ableitende Hilfmittel bei Stuhlinkontinenz
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Mit den ableitenden Hilfsmitteln bei einer Stuhlinkontinenz sieht es nicht gerade Gut aus. Wie bei weiblichen Patienten auch ist es anatomisch Bedingt schwierig, ableitende Hilfsmittel zu verwenden. Hier stellt sich auch das Problem der sicheren Befestigung am Körper. Es wurden zwar immer wieder von Seiten der Industrie Versuche mit solchen Produkten gemacht, aber eine befriedigende Lösung für mobile Patienten konnte bislang nicht gefunden werden. Einzig für imobile bettlägrige Patienten wurde ein System entwickelt.
Fäkalkollektor
Der Fäkalkollektor ist ein System, das direkt am After angeklebt wird. Er besteht aus einer Art Plastiksack, in dem der Stuhl gesammelt wird. Zur Ableitung von flüssigem Stuhl befindet sich am unteren Ende ein Schlauchanschluß. Der Fäkalkollektor selbst wird in verschiedenen Größen mit einem Volumen von 500ml bis 1000ml angeboten und von verschiedenen Firmen vertrieben. Da dieses Ableitungssystem direkt am After angeklebt wird, ist eine Geruchsbelästigung der Umgebung fast völlig ausgeschlossen. Der entscheidente Nachteil ist aber, daß dieses System nur bei liegenden Patienten verwendet werden kann. Die Haupteinsatzgebiete sind daher die Alten- und Pflegeheime.
Den übrigen Patienten kann nur mit den anderen Hilfsmitteln geholfen werden. Bleibt abzuwarten, ob es in der Zukunft doch einem Hersteller gelingt, ein derartiges System auch für mobile Patienten zu entwickeln.
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