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Inkontinenz im täglichen Leben
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Inkontinenz lässt sich leider nicht abschalten, nicht verändern, nicht bessern. Jeden Tag steht man vor den gleichen Aufgaben, die zu bewältigen sind. Und diese Probleme sind vielfältiger, als es auf den ersten Blick scheinen mag. Aber das Gute ist, sie sind zu meistern. Und diese Seite soll ja helfen, mit den alltäglichen Sorgen und Nöten fertig zu werden. Am Anfang steht immer die Auswahl der richtigen Produkte. Denn es ist für einen guten Alltag wichtig, das richtige, ja das optimale Produkt zu finden. Dafür gibt es ja hier auf der Seite eine Produktübersicht. Wenn du das richtige Produkt gefunden hast (das können durchaus mehrere Marken für unterschiedliche Anlässe sein), dann ist für dich der wichtigste Schritt schon einmal getan. Nun kann der Alltag kommen.
Häufiges Problem: Wo kann ich meine Windeln wechseln, wie entsorge ich meine benutzten Einlagen?
Leg dir eine kleine Tasche zu, in die du neben einer Einlage auch wichtige Utensilien für den Notfall reinpacken kannst (z.B. Zellstoff, Wundcreme, Pflaster, Waschlappen). Nimm ein Modell, was nicht so auffällt und das nimmst du mit auf die Toilette. Die Erfahrung zeigt, dass die Leute nicht nachfragen, was du damit machst und wenn doch - du gehst dir mal eben die Zähne putzen ("Wow, der nimmt seine Zahnpflege aber sehr genau"). Pack also für diesen Fall auch eine Zahnbürste und eine kleine Tube Zahncreme rein, wenn du dich damit besser fühlst. Die alte Windel kannst du im Mülleimer entsorgen, in den meisten Bädern steht einer. Wenn du nicht willst, das diese jemand sehen kann, wickle sie in Toilettenpapier oder Papierhandtücher ein - sollte auch auf jeder Toilette zu finden sein. Kommt es doch mal vor, dass es nichts zum Entsorgen gibt, dann habe für diesen Fall immer eine Plastiktüte dabei, in die du die alte Einlage entsorgen kannst und diese dann wieder in deinen Toilettenbeutel steckst. Es gibt in den Sanitätshäusern aber auch so Entsorgungsbeutel, die von Stomaträgern verwendet werden. Diese sind geruchsdicht zu verschließen und nicht durchscheinend. Da aber diese Beutel nicht ganz billig sind, mußt du dir selber Überlegen, ob es dir Wert ist das Geld dafür auszugeben.
Auch eine oft gestellte Frage: Wie verstecke ich meine Windel unter der Kleidung?
Nun, das ist eine Sache von Probieren. Ich trage zum Beispiel Anzüge, die aus relativ feinen Stoffen bestehen. Man sieht es nicht, weil ich die Hosen so kaufe, dass diese nicht zu eng sind. Jeans eignen sich auch, dunkle Farben sind immer besser, als helle. Kaufe Kleidung nicht zu eng. Probiere unterschiedliche Schnitte aus - trage beim Kleidungskauf auf jeden Fall immer deine normale Windel - damit du dann nicht eine Enttäuschung erlebst. Aber am wichtigsten ist - die Leute starren dir nicht den ganzen Tag auf deine Hüften. Es ist selbst bei Leuten, wo ich weiß, dass diese Windeln tragen und ich bewusst hinschaue nur schwer auszumachen, wo sich die Windel abzeichnet. Im Alltag also unmöglich, dort etwas zu entdecken. Kaufe T-Shirts und Hemden immer lang genug, damit beim Bücken nicht dein Rücken frei liegt. Bodys helfen auch sehr gut, diese Panne zu verhindern.
Und noch eine Frage: Wie mache ich es mit Kathetern ...
Bist du auch unterwegs auf den ISK angewiesen, nun dann solltest du ausreichend Katheter, nach Möglichkeit geschlossene Sterile Systeme, Desinfektionsmittel für die Hand und den Genitalbereich, einen Spiegel, wenn du diesen zur Katheteriesierung verwendest, dabei haben. Wenn du schon mal die Uhr vergessen hast und es so zum Harnabgang gekommen ist, vernünftiger Weise Vorsicht walten lassen und sich vor Peinlichkeiten schützen. Das bedeutet natürlich auch einige Saugende Hilfsmittel und Öltücher mit zu führen. Beutel zur diskreten Beseitigung solltest auch mitnehmen, denn kommst du mal in die Verlegenheit das kein Abwurfbehältnis vorhanden ist, dann bist du froh, so einen Beutel zu haben.
Für den ISK sind Taschen erhältlich in denen für mehrere Katheterisierungen alles gut erreichbar zusammen gepackt werden kann. Darauf solltest du achten, daß in diesen Taschen Katheter nicht unnötig Geknickt werden und so das Einführen erschweren. Wenn du unterwegs andere Systeme verwendest als zu Hause, ist es hilfreich wenn vor deren Benutzung etwas geübt wird. Achte insbesondere auf Sterilität, sonst sind Entzündungen und Infektionen zu schon vorprogrammiert.
Kommt auch nicht selten vor: Wundsein - Hautpflege ...
Wo sich Feuchtigkeit staut, ist unsere Haut sehr verletzlich. Hinzu kommt die Reibung des nicht unerheblichen Mehrmaterials zwischen den Beinen. Und wenn man Pech hat, reiben auch noch die Bündchen der Unterhosen.
Regel Nr. 1:
Du mußt Unterwäsche immer sehr bedacht kaufen. Es sollten keine dicken Beinabschlüsse im Bereich der Windel liegen - diese reiben die Haut sehr gut auf und wunde Stellen zwischen den Beinen sind auch nicht gerade angenehm.
Regel Nr. 2:
Hautpflege. Den Bereich, der Kontakt mir Urin oder Stuhl hat so oft wie möglich reinigen. Keine scharfe Seife verwenden. Gut abtrocknen und bei Bedarf mit einer Hautschutzcreme abdecken (Zinksalbe, Penaten). Keinesfalls Puder verwenden, dieses verklumpt und ist ein besseres Sandpapier - noch schneller bekommt man seine Haut nicht kaputt. Gönne der Haut auch ein wenig Pflege. Produkte mit hohem Gehalt an Aloe Vera fördern die Heilung. Ebenso gibt es Arnika-Salben aus der Apotheke. Muss man einfach mal probieren. Offene Stellen an der Haut wenn möglich mit einem Pflaster abdecken, um die Heilung zu ermöglichen.
Regel Nr. 3:
Einlagen so oft wie möglich wechseln, um Feuchtigkeitsstaus zu verhindern. Alternativ kannst du auch Produkte mit einem guten Saugkern verwenden, weil diese die Feuchtigkeit binden und von der Haut wegnehmen.
Was jeder haben sollte: Inko und Beruf
Jaja, wenn wir schon rund 6 Millionen Arbeitslose haben, ist das noch kein Grund, dieses Thema auszulassen - immerhin gibt es noch mehr inkontinente Menschen als Arbeitslose.
Es unterliegt dir selbst, wie du es mit deiner Inkontinenz hältst. Es gibt viele positive Berichte, wo man es im Kollegenkreis gesagt hat, aber auch genug Leute, die sehr gut damit leben, dass es niemand weiß. Ebenso gibt es negative Berichte. Es kommt also ganz auch dich selbst an. Wenn du gut versorgt bist (es also selten Unfälle gibt), dann entscheide selbst, was du wie halten willst.
Wenn du mit deiner Kleidung gut hinkommst, dann fällt es niemandem auf. Bei meiner Firma hat noch nie jemand gemerkt, dass ich inkontinent bin. Lässt es sich nicht vermeiden, dass du die Leute einweihst, dann sprich offen mit ihnen über das Problem. Zeige auch mal die Schwierigkeiten auf, die damit verbunden sind und versuche, dass sie diese Behinderung verstehen und nicht von Inkontinenz auf Inkompetenz schließen. Suche das offene Gespräch und verhindere so, dass hinter deinem Rücken über dich gesprochen wird - mit zum Teil sehr unqualifizierten Meinungen.
Auch ein Thema: Inkontinenz und Tagesreise
Du bist an einer ausgeprägte Inkontinenz erkrankt, dann solltest auf jeden Fall ausreichend aufsaugende Hilfsmittel mitnehmen, so daß sie dir vielleicht einen Tag reichen. Benutzt du ein Kondomurinal, dann nimm eins als Ersatz mit, sollte sich das verwendete u.U. lösen. Auch Öltücher in ausreichendem Maße zur Reinigung, Creme o.ä. für den Wundschutz, wenn diese benötigt wird und Unterwäsche zum wechseln, falls es mal zu einer Undichtigkeit kommt, solltest du nicht vergessen. Gut ist es auch, wenn du einen Beutel zur diskreten Beseitigung dabei hast, wenn du in die Verlegenheit kommst, daß kein Abwurfbehältnis vorhanden ist. Wenn du noch wenig Erfahrung im Umgang mit den Hilfsmitteln hast, ist es sinnvoll zu Hause ein wenig zu Üben und rechne damit, daß ein Wechseln auch mal auf einer kleinen Toilette nötig wird.
Das geht auch: Inkontinenz und Urlaub
Du kannst alles tun, was du willst, also auch Urlaub machen. In Hotels findest du in jedem Bad einen Eimer, wo du deine Produkte entsorgen kannst. Wenn du Nachts ab und zu ausläufst, dann sprich mit dem Hotel, ob sie dir eine Unterlage ins Bett legen können oder bring selbst eine mit. Wie viele Inkontinenzhilfen zu brauchst, weißt du selbst am besten. Plane aber immer eine kleine Reserve ein. Und sollte der Urlaub länger sein, mach dir keine Sorgen, du bekommst in fast jedem Land dieser Welt ohne Probleme Inkontinenzhilfen zu kaufen. Im Forum kannst du die Frage sicherlich länderspezifisch stellen. Und noch eins. Hotels sind es gewohnt, auch inkontinente Menschen zu beherbergen. Es muß dir also nicht peinlich sein.
Was auch jeder hat: Freunde, Bekannte, Verwandte
Wie du dein persönliches Lebensumfeld gestaltest, ist deine persönliche Entscheidung. Du musst nicht jedem auf die Nase binden, dass du inkontinent bist. Allerdings wird es mit Vorurteilen und Verschwiegenheit nicht besser, wenn wir alle unser Problem nicht ansprechen. Das Thema Windelwechsel und Entsorgung spricht ja schon den alltäglichen Umgang in fremder Umgebung an. Allerdings wird es sich kaum vermeiden lassen, wenn man bei Verwandten oder Bekannten länger verbleibt (für einige Tage), dass man das Problem anspricht. Wie schon gesagt, es muß nicht sein, aber die Möglichkeit lässt sich nicht ausschließen. Wie schon im Kollegenkreis gilt dabei die persönliche Entscheidung.
Inkontinenz kann jeden treffen und niemand ist schuld, dass er inkontinent ist. Und gerade deine Freunde und Bekannte/Verwandte werden es verstehen - so ist jedenfalls die Normalität. Und wer damit ein Problem hat, der war nie wirklich ein Freund. Es kann in unterschiedlichen Lebenssituationen immer wieder dazu kommen, dass man Freunde und Bekannte verliert, man gewinnt aber immer wieder neue hinzu. Kapsle dich auf keinen Fall ab, nur weil du inkontinent bist. Dadurch werden deine Freunde nicht zu dir halten - aber eine Freundschaft kann bei einem offenen Gespräch nur noch fester werden.
Das wichtigste zum Schluss: Inko und Leben
Für die meisten Betroffenen bedeutet Inkontinenz einen schweren Einschnitt ins Leben. Plötzlich funktioniert etwas nicht mehr, dass für uns selbstverständlich ist. Wir wurden dazu erzogen, Kontrolle über Ausscheidungen zu erlangen. Und niemand hat dich darauf vorbereitet, was ist, wenn es eines Tages eben nicht mehr so selbstverständlich funktioniert, wie man es als Kind gelernt hat. Ich kann dir keine Tipps geben, wie es leichter ist, damit fertig zu werden, ich kann nur sagen, man wird damit fertig und das Leben kann mit Inkontinenz genauso normal sein, wie ohne. Nur du kannst lernen, Inkontinenz zu akzeptieren, deine Angst vor Ablehnung abzubauen, dein Leben weiter so aktiv zu gestalten, wie du es vorher getan hast. Es wäre falsch, nur wegen eines solchen Problems jetzt alles hinzuwerfen. Es gibt so viele Menschen, die in irgend einer Form behindert sind. Wenn alle Menschen deshalb aufgeben würden, hätten wir in Deutschland nur noch die Hälfte der Bevölkerung, die wir jetzt haben. Nicht deine Kontinenz macht dich zu dem, was du bist, sondern deine Einstellung zum Leben, dein Wissen, deine Erfahrungen.
Du wirst lernen, Inkontinenz in deinen Alltag einfließen zu lassen. Es wird ein Teil deines Lebens werden, über den du nicht jeden Tag nachdenken musst. Es wird für dich normal werden. Und wenn du diesen Punkt erreicht hast, wirst du feststellen, dass das Leben auch mit Inkontinenz sehr schön sein kann. Wenn du anfängst, Späße darüber zu machen, dann hast du den wichtigsten Schritt geschafft. Im Forum findest du zu tausenden Fragen die richtigen Antworten und du findest dort auch Menschen, die sich tagtäglich mit den Problemen der Inkontinenz auseinander setzten. Frage und lerne und sieh, dass es viele andere gibt, die ihre Probleme erfolgreich meistern - und dann wirst du es auch schaffen.
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