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Anamnese
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Am Anfang der Diagnostik einer Stuhlinkontinenz steht die ausführliche Anamnese, mit der Beschwerdebeginn, Stuhlfrequenz, Stuhlbeschaffenheit, Umstände des unfreiwilligen Stuhlabgangs, aber auch vorhandene Systemerkrankungen, frühere Therapien, Anzahl und Ablauf von Geburten, Operationen etc. erfasst werden.
Es folgt die Inspektion der Analregion, bei der z.B. Irritationen, entzündliche oder ulzeröse Veränderungen der Perianalhaut, Fissuren, Narben, Hämorrhoiden oder Fisteln festgestellt werden können. Die folgende rektal-digitale Untersuchung in Links-Seiten-Lage ermöglicht unter anderem eine sichere Beurteilung der Sphinkteranatomie und beim Auslösen des Kneifdrucks eine Beurteilung der Verschlusskraft des Sphinkters.
Ergänzt werden diese Untersuchungen durch manometrische Untersuchungen wie Durchzugsmanometrie oder Messung der Füllungsdruckwerte. Zusätzlich wird in Links-Seiten-Lage eine Proktoskopie und eine Rektoskopie durchgeführt. Die Untersuchungen sind in der Regel schmerzlos, werden aber gelegentlich als unangenehm empfunden, weil sie die Intimsphäre betreffen. Eine Sphinktermanometrie und analer Ultraschall müssen häufig folgen. In Anschluß sind hier die Untersuchungen nochmal aufgelistet.
- Proktologische Untersuchung
- Endoskopie des Dickdarms
- Druckmessung des analen Verschlussapparates in Ruhe und beim Kneifen
- Messung der Kneiffähigkeit der Muskeln sowie der Haltedauer
- Elektromyographie der Muskeln zur Abgrenzung eines Nervenschadens
- Ultraschalluntersuchung des Afters zur Abgrenzung von Verletzungen, Durchtrennungen der Schließmuskulatur und der Beckenbodenmuskeln.
- Röntgenuntersuchung des Enddarmes (Defäkographie)
- Prüfung der Stuhlhaltefähigkeit und des Entleerungsverhaltens
- Computertomographie der Schließmuskeln
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Proktoskopie und Rektoskopie
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Eine wichtige Rolle bei der Diagnostik einer Stuhlinkontinenz stellen die Proktoskopie und die Rektoskopie dar. Beide Untersuchungen sind sehr leicht durchzuführen und bedürfen keiner großen Vorbereitung des Patienten. Diese Untersuchungen stehen am Anfang der Diagnostik und können schon sehr früh über Verändereungen des Enddarm und Schließmuskelbereiches geben.
Vorbereitung des Patieneten:
Etwa eine Stunde vor der Untersuchung wird den Patienten ein Klistier oder ein Einlauf verabreicht, um den Enddarm zu entleeren. Die Untersuchung selbst ist für den Patienten meistens schmerzlos, sie wird aber von vielen Patienten als unangenehm empfunden.
Durchführung der Untersuchung:
Die Untersuchung des Patienten erfolgt in Linksseitenlage oder auf einem speziellen Rektoskopietisch, bei dem der Patient eine Art Knie- Ellenbogenlage einnimmt. Mit dem Proktoskop, das etwa 5 bis 10cm lang ist und einen Durchmesser von etwa 3cm hat, wird der Darmausgang untersucht. Hierbei wird das Instrument mit Gleitgel bestrichen, geschlossen eingeführt und anschließend der Mandrin aus dem Tubus entfernt. Wärend der Arzt die Darmschleimhaut und die Muskulatur betrachtet, wird das Proktoskop langsam wieder zurück gezogen. Diese Untersuchung erlaubt eine genaue Beurteilung des Schließmuskelbereiches. Das Rektoskop ist mit etwa 20 bis 25 cm etwas länger und erlaubt eine Beurteilung des unteren Dickdarmes und des Enddarmes.
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Ultraschalluntersuchung des Afters
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Bei der Ultraschalluntersuchung der Schließmuskeln, einer Endosonographie wird ein dünner, runder Schallkopf in den Enddarm eingeführt. Der Arzt kann damit Veränderungen der drei Schließmuskeln beurteilen. Besondere Bedeutung hat diese Untersuchung bei Patienten mit Inkontinenzbeschwerden, bei denen Eingriffe am Enddarm durchgeführt worden sind. Das gleiche gilt für Patientinnen mit komplizierten und schweren Geburten mit ausgedehntem Dammriß und Dammschnitt. Bei diesen ist die Beurteilung der Intaktheit der Muskeln bzw. der Nachweis von Defekten möglich.
Mit heutigen Geräten lässt sich der M. sphincter ani internus vom M. sphincter ani externus und M. puborectalis differenzieren sowie Begleitveränderungen, z.B. Fistelgänge, kleinere Abszesse und Vernarbungen aufdecken. Die Endosonographie ist als das ideale Untersuchungsverfahren zur morphologischen Beurteilung des Analkanals ist die Endosonographie.
Vorbereitung des Patieneten:
Vor der Untersuchung wird den Patienten ein Klistier verabreicht, um den Enddarm zu entleeren. Zwischen der Darmentleerung und der Untersuchung sollte etwa ein Zeitraum von einer Stunde liegen, um den Darm zu beruhigen. Die Untersuchung selbst ist für den Patienten völlig schmerzlos, sie wird aber von einigen Patienten als unangenehm empfunden.
Durchführung der Untersuchung:
Der Patient wird zur Untersuchung in eine bequeme Links- oder Rechtsseitenlage gebracht. Nach Einführen des Ultraschallkopfes, der mit Lokalanästhetika-Gel gleitfähig gemacht werden kann, erfolgt die eigentliche Untersuchung. Zunächst wird der Ultraschallkopf etwa 15cm weit in den Darm vorgeschoben und dann langsam wieder bis in den Bereich des äußeren Schließmuskels zurückgezogen, wobei die erste Beurteilung des Sphinkters erfolgt. Nun wird der Ultraschallkopf nochmals etwa 15cm vorgeschoben. Beim zurückziehen des Ultraschallkopfes soll nun der Patient etwas Pressen wie beim Stuhlgang. Auch hierbei erfolgt eine genaue Beurteilung des Sphinkters.
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Prüfung der Stuhlhaltefähigkeit und des Entleerungsverhaltens
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Zur Prüfung der Stuhlhaltefähigkeit des Schließmuskels stehen mehrere Methoden zur Verfügung. Mit diesen Untersuchungen soll festgestellt werden, wie Gut das Zusammenspiel der inneren und äußeren Schließmuskeln ist. Außerdem soll getestet werden, wie Gut deren Abdichtung gegen das Austreten von breiigen und flüssigen Stuhl ist.
Vorbereitung des Patieneten:
Vor der Untersuchung wird den Patienten ein Klistier verabreicht, um den Enddarm zu entleeren, wenn er noch keinen Stuhlgang hatte. Zwischen der Darmentleerung und der Untersuchung sollte etwa ein Zeitraum von einer halben Stunde liegen. Die Untersuchung selbst ist für den Patienten zumeist schmerzlos, sie wird aber von den meisten Patienten als unangenehm empfunden.
Durchführung der Untersuchung:
Der Patient sitzt auf einem speziellen Untersuchungsstuhl, der nach unten hin offen ist. Beim ersten Versuch wird über einen dünnen Katheter, der Enddarm mit körperwarmer Flüssigkeit gefüllt. Gemessen wird die Menge, die eingefüllt werden kann, bis Flüssigkeit spontan wieder durch den Schließmuskel austritt. Neben der Aufnahmekapazität des Enddarmes kann somit eine Beurteilung der Schließmuskelfunktion erfolgen. Diese Untersuchung wird auch als "Leckversuch" bezeichnet.
Als weitere Tests für die Schließmuskelfunktion werden der sogenannte Klysma- und der Breihalteversuch durchgeführt. Dabei wird der Enddarm mit 500 ml Flüssigkeit (Einlauf) oder mit einer breiartigen Substanz gefüllt. Der Patient wird anschließend aufgefordert, diesen Einlauf über mindestens 15 Minuten anzuhalten, umherzugehen und dann eine normale Defäkation auszuführen. Dabei wird die Zeit gemessen, über die die Substanzen gehalten werden können. Dabei können natürlich festere Substanzen länger und einfacher gehalten werden als flüssige.
Ein etwas differenzierter Globaltest ist der Kugeltest, bei welchem dem Patienten eine 2 cm große Kugel oder Ballon ins Rektum eingeführt wird. Diese ist über einen Faden mit einem Gewicht verbunden. Gemessen wird das maximale Gewicht, bei dem es dem Patienten in Ruhe und unter Kontraktion möglich ist, die Kugel über eine definierte Zeit zu halten. Liegt eine isolierte anale Kontinenzstörung vor und Anamnese und koloproktologische Diagnostik ergeben keinen Hinweis auf das Vorliegen von gynäkologischen oder urologischen Begleitveränderungen, so kann auf diese Untersuchungen sicherlich verzichtet werden. Finden sich jedoch aufgrund der nachbarschaftlichen Beziehung fachübergreifenden pathologischen Veränderungen, so sind ergänzende Untersuchungen einzuholen. Zu nennen sind hierbei urodynamische Untersuchungen, Cystogramm, Cysturethrogramm, vaginale Sonographie und Urogramm.
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