Zu dem am häufigsten verwendeten Hilfsmittel bei Inkontinenz gehören die aufsaugenden Produkte. Inzwischen bietet der Markt eine kaum überschaubare Anzahl an unterschiedlichen Produkten zum Aufsaugen von Urin und zurückhalten von Stuhl an. Da findet bestimmt jeder Patient ein Produkt, welches für seine Situation am geeignetsten ist. Je nach Inkontinenzform und Mobilität sind unterschiedliche Auswahlkriterien wichtig. Die wichtigsten Merkmale dabei sind die Saugstärke, die Hautfreundlichkeit, die Passform und die Handhabung.
Da nach Schätzungen etwa 10% der Weltbevölkerung von Inkontinenz betroffen ist und der meiste Teil davon saugende Hilfsmittel verwendet, ist der Markt auch entsprechend Groß. In einigen Ländern wie etwa Deutschland und Japan werden inzwischen mehr Windeln für Erwachsene verbraucht als für Säuglinge und Kleinkinder. Um den wachsenden Anforderungen der Verbraucher gerecht zu werden, wird sehr viel Geld und Zeit in die Entwicklung neuer noch besserer Produkte gesteckt. Zudem spielt die Verteuerung der Rohstoffe eine Rolle, um die Produkte noch effizienter zu machen. Auch der Kampf um Marktanteile kommt dem Verbraucher zu gute, um gute aber bezahlbare Produkte zu bekommen.
Saugende Inkontinenzhilfsmittel sind gemäß der EU-Richtlinie 93/42/EWG für Medizinprodukte als Produkte der Klasse I eingestuft. Damit die Anforderungen dieser Richtlinie erfüllt werden, kommen verschiedene Normen wie zum Beispiel die ISO 10993 Serie, welche sicherstellen, dass alle verwendeten Materialien haut-verträglich sind, zur Anwendung.
Auf dieser Seite sind die grundlegenden Eigenschaften der saugenden Inkontinenzhilfsmittel einmal zusammengefasst dargestellt, welche aber noch ausführlicher auf den folgenden Themenseiten behandelt werden.
Arten von saugenden Hilfsmitteln
Für jede Form der Inkontinenz bieten die Hersteller inzwischen saugende Produkte an, von leichter Blasenschwäche bis zur schweren Harn- und Stuhlinkontinenz. Dabei werden die Produkte in zwei Hauptgruppen unterteilt, einteilige Systeme die ohne zusätzliche Fixierung auskommen, oder zweiteilige Systeme die ein zusätzliches Produkt zur Fixierung des Hilfsmittels benötigen.
Eine weitere Unterteilung findet zwischen Einweg- und Mehrwegprodukten statt. Lange Zeit wurden Mehrwegsysteme verwendet, bestehend aus einer Saugeinlage in Form einer Stoff- oder Vlies Windel und einer wasserfesten Schutzhose, auch häufig als Gummihose bezeichnet. Erst in den 80ern Jahren kamen vermehrt Einwegprodukte auf den Markt, zuerst für die Säuglings- und Kleinkinderpflege, dann ein paar Jahre später auch für die Erwachsenenpflege. Heute dagegen werden fast ausschließlich Einwegprodukte verwendet.
einteilige Systeme
Zu den einteiligen Systemen gehören die Windelslips welche mit Klebe- oder Klettverschlüssen verschlossen und somit am Körper fixiert werden. Ebenfalls dazu gehören die Pants, sie werden dagegen wie eine Unterhose angezogen und eignen sich besonders bei Patienten welche noch die Toilette aufsuchen. Dann gibt es noch die Vorlagen mit Hüftgürtel, hier wird ein Band um die Hüfte gelegt, mit Klebe- oder Klettverschluss am Bauch verschlossen und darauf die Vorlage mit dem Klebe- oder Klettverschluss befestigt. Die einteiligen Systeme werden vor allem von immobilen Patienten bei schwerer Harninkontinenz und/oder Stuhlinkontinenz verwendet, aber auch für die Nachtversorgung kommen sie gerne zum Einsatz. Auch mobile Patienten verwenden gerne einteilige Systeme, da sie enger am Körper anliegen und dadurch mehr Sicherheit besonders bei körperlicher Aktivität bieten.
zweiteilige Systeme
Die zweiteiligen Systeme bestehen in den meisten Fällen aus einer Einlage oder Vorlage und einer Fixierhose. Die Einlagen bzw. Vorlagen gibt es in unterschiedlichen Saugstärken und werden häufig bei leichter oder mittlerer Harninkontinenz eingesetzt, oft auch im Pflegebereich bei stärkerer Inkontinenz. Zur Fixierung werden häufig Netzhosen oder eng anliegende Slips verwendet. Für Männer stehen noch die sogenannten Tropfenfänger zur Verfügung, sie werden genauso wie die kleineren Einlagen mit einer Klebefläche fixiert und in einer eng anliegenden Unterwäsche getragen. Ebenso bietet die Industrie seit einigen Jahren auch spezielle Vorlagen für Männer sowie zu Versorgung bei Stuhlinkontinenz an.
Aufbau und Funktion von saugenden Hilfsmitteln
Der grundlegende Aufbau dieser Produkte ist im wesentlichen gleich. Das Chassis der Produkte, wie die Hersteller es gerne nennen, besteht in erster Linie aus einem zum Körper hin gewandtem durchlässigem Vlies, einem Saugkern einer wasserundurchlässigen Außenschicht sowie bei einteiligen Systemen aus einer Fixiermöglichkeit.
Hautschutz
Saugkörper
Für saugende Hilfsmittel gibt es drei Arten von Saugkörpern, welche sich in der Anzahl der Schichten unterscheiden. Saugkörper mit einer Saugschicht kommen heute praktisch nicht mehr vor, wurden aber am Anfang häufig für Vorlagen und Windelslips verwendet. Die einschichtigen Saugkörper bestehen aus nur einer Lage Zellstoff mit oder ohne Superabsorber. Je nach verwendeten Zellsoff ist die Verteilung der Flüssigkeit nicht sehr gut, auch die Rücknässung ist sehr hoch.
Zweischicht Saugkörper
Dreischicht Saugkörper
Passformen und Auslaufschutz
Die Passform spielt eine wichtige Rolle und ist Mit-entscheidend ob und wann die Vorlage, die Pants oder ein Windelslip ausläuft. Jeder Hersteller verwendet einen eigenen Schnitt, teilweise auch bei Modellen des gleichen Herstellers. Da gibt es Produkte die hoch geschnitten sind, einige mit elastischem Bauch- und Rückenabschluss. Bei den Einlagen kommt es nur darauf an, wie gut der anatomische Schnitt also die Passform ist. Der Auslaufschutz dagegen hängt ausschließlich davon ab, wie gut bzw. eng die Einlage am Körper anliegt.
Eine wichtige Rolle bei Vorlagen, Pants und Windelslips spielen die Beinbündchen, sie haben die Aufgabe ein Auslaufen von Urin und/oder Stuhl zu verhindern. Die Beinbündchen werden häufig durch 2 oder mehr parallel verlaufende Lycrafäden gebildet, bei den Pants sind es deutlich mehr. Diese Lycrafäden sind sehr elastisch und können sich bis zu 300% ihrer ursprünglichen Länge dehnen, ehe sie brechen. Fast alle am Markt befindlichen Vorlagen, Pants und Windelslips sind zusätzlich mit elastischen Innenbündchen versehen, die einen zusätzlichen Auslaufschutz an den Beinabschlüssen gewährleisten. Für diese Innenbündchen werden ebenfalls Lycrafäden verwendet. Je höher die Innenbündchen sind und je besser sich Innen- und Beinbündchen dehnen lassen, desto besser ist der Auslaufschutz. Spezielle Vorlagen für Männer oder für Stuhlinkontinenz haben sehr hohe Innenbündchen, um ein Auslaufen zu verhindern.
Einige Windelslips sind auch mit elastischen Bündchen am Bauch und der Rückenpartie versehen, sie sollen besonders bei immobilen Patienten oder in der Nachtversorgung eine zusätzliche Sicherheit gegen Auslaufen des Windelslips bieten. Häufig werden dazu Polyurethanschäume verwendet, sie sind ausreichend Dehnbar und können ich Streifen zu etwa 5cm breite eingearbeitet werden.
Wäscheschutz
Die Außenhaut eines Windelslips, also der Wäscheschutz sind mit die wichtigste Eigenschaft, um Kleidung und Umgebung des Anwenders trocken zu halten und das Bett vor Nässe zu schützen. Heute kommen drei unterschiedliche Typen von Wäscheschutz zum Einsatz, angefangen von der glatten Folie bis hin zu atmungsaktiven Materialien. Da die Kosten der Folien sich nahezu angeglichen haben, stellen immer mehr Hersteller auf textilähnliche- oder atmungsaktive Folien um.
Die klassische glatte Folie ist von Anfang an ein Bestandteil der Höschenwindel und wird immer noch von fast allen Herstellern angeboten. Früher wurde eine PVC-Folie als Wäscheschutz verwendet, die aber schon bald durch Polyethylen-Folien ersetzt wurde, da das Polyethylen im Gegensatz zum PVC (Polyvinylchlorid) keine Weichmacher an seine Umgebung abgibt. Polyethylen-Folien werden in unterschiedlichen Materialstärken eingesetzt, wobei die Folien immer dünner wurden, sich weicher anfühlen und deutlich weniger Geräusche bei Bewegung des Trägers machen als früher. Das gefürchtete Rascheln, der Anwender meint jeder könne es hören dass er Windeln trägt, gehört also fast der Vergangenheit an. Nur wenige Hersteller, besonders Billigprodukte aus östlichen Nachbarländern und Asien verwenden teilweise noch stark raschelnde Folien.
Erst einige Jahre später nachdem bei Säuglings- und Kleinkinderwindeln die ersten Produkte mit textilähnlicher Oberfläche aufkamen, wurden auch die Hersteller von Erwachsenenwindeln darauf Aufmerksam dass dies ein weiteres Verkaufsargument sein könnte. Die Hersteller argumentierten damit, dass die textilen Folien mehr an normaler Unterwäsche erinnert und dadurch der Träger sich nicht ins Kleinkindalter zurück versetzt fühlt. Für diese textilen Folien wurden normale Folien mit einem weichen Vlies laminiert, so dass diese textilähnliche Oberfläche entstand. Da diese Folien am Anfang noch recht teuer waren, stellten nur wenige Hersteller auf die textilen Folien um bzw. boten diese nur für ihre "Premiumprodukte" an.
Der nächste Schritt waren dann die atmungsaktiven Folien. Im Vergleich zu normalen Polyethylen-Folien oder laminierten Folien sind die atmungsaktiven Folien Wasserdampf- und Luftdurchlässig aber trotzdem Dicht genug um Flüssigkeiten im inneren der Windelslips zu halten. Diese Folien geben etwa 2 bis 4 Prozent der gespeicherten Flüssigkeit in Form von Wasserdampf innerhalb von 24 Stunden an ihre Umgebung ab. Dieser Umstand führt dazu, dass sich die Außenschicht dieser Folien manchmal etwas feucht anfühlt und bei langem Sitzen auf einem Stuhl auch schon einmal feuchte Stellen hinterlassen kann. Dass durch die Atmungsaktivität dieser Folie die Haut sich trockener anfühlt oder man weniger schwitzt, konnte jedoch nicht nachgewiesen werden. Ein Grund liegt wohl darin, dass ein sinnvoller Austausch von Luft nur im trockenen Zustand möglich ist, während im eingenässten Zustand der aufgequollene Saugkörper mit dem Superabsorber diesen Austausch praktisch vollständig verhindert. Somit bieten echte atmungsaktive Folien keinen wirklichen Mehrwert gegenüber den glatten oder laminierten Folien.
Immer mehr Hersteller bieten auch Modelle an, bei denen der Saugkörper im Schrittbereich durch eine undurchlässige Außenschicht, sei es eine glatte Folie, eine laminierte Folie oder eine atmungsaktive Folie versehen ist, die Seitenteile mit den Verschlüssen jedoch aus einem luftdurchlässigen Vlies bestehen. Dieser Aufbau hat tatsächlich einen Nutzen, da nur im notwendigen Bereich, also im Intimbereich der Körper durch das Material "versiegelt" ist, jedoch an den Seiten genug Luft an die Haut kann.
Nässeindikator
Der Nässeindikator kommt überwiegend bei Windelslips für Erwachsene zum Einsatz, aber auch einige Höschenwindeln für Säuglinge und Kleinkinder haben inzwischen einen Nässeindikator. Heute werden zwei Möglichkeiten genutzt um ein Einnässen des Windelslips anzuzeigen. Früher wurden häufig Farbstreifen verwendet, die bei Kontakt mit Urin ihre Farbe änderten oder sich aber auflösten. Neuere Nässeindikatoren bestehen zumeist aus einem Aufdruck, wie er vom Tintenstrahldrucker her bekannt ist. Das hat zudem den Vorteil, dass Herstellerinformationen wie etwa die Saugstärke oder das Herstellungsdatum des Produktes mit aufgedruckt werden. Beim Kontakt mit Urin verschwimmt die Beschriftung und zeigt einen notwendigen Wechsel an.
Fixiermöglichkeiten
Ja nach Art des Hilfsmittels kommen unterschiedliche Fixierhilfen zum Einsatz. Bei den zweiteiligen Systemen werden in der Regel Fixierhosen getragen oder es befindet sich eine Klebefläche am Produkt um es in der Unterwäsche einkleben zu können. Oder es kommen Klebe- bzw. Klettverschlüsse zum Einsatz wie es bei den Flex-Windeln oder Windelslips der Fall ist. Einteilige Systeme halten sich selbst wie etwa die Pants, es sind praktisch Vorlagen mit fest verbundener Fixierhose. Bei den Windelslips sind an den Seitenflügeln jeweils ein, zwei oder gar drei Klebe- oder Klettverschlüsse, um das Produkt zu schließen und am Körper zu fixieren.
Um die Möglichkeit zu schaffen, den Windelslip mehrfach zu öffnen und wieder verschließen zu können, werden entweder Klebestreifen mit zusätzlich ablösbarer Fläche verwendet welche beim öffnen des Windelslips auf der Vorderseite verbleibt, dabei kann der Windelslip allerdings nur wieder an der selben Stelle geschlossen werden wenn er danach noch einmal geöffnet werden soll. Oder es wird ein großes Fronttape verwendet. In diesem Fall können die Kleber des Windelslip beim wieder verschließen an beliebiger Stelle auf dem Fronttape befestigt werden. Bei den Klebeverschlüssen sollte man aber bedenken dass die Klebekraft nachlässt wenn der Klebestreifen mehrfach wieder verschlossen wird. Ebenso ist es zu vermeiden, die Klebeflächen mit irgendwelchen fettigen Cremes in Verbindung zu bringen, dadurch verliert der Kleber seine Haftwirkung. Bei den Klettverschlüssen besteht diese Gefahr nicht, sie haften trotzdem auf der textilen- oder atmungsaktiven Oberfläche, wobei auch hier nach mehrmaligem wieder verschließen der Klettverschlüsse die Haftkraft nachlässt.
Der Superabsorber
Ohne den Superabsorber sind moderne Höschenwindeln für Babys oder saugende Inkontinenzprodukte für Erwachsene nicht mehr denkbar. Die nur 0,1 bis 0,8 Millimeter großen Körnchen sind kaum von Kochsalz zu unterscheiden, haben es aber in sich. Während sich das Kochsalz unter Wasserzugabe bis zur Sättigung auflöst, bindet der Superabsorber die Flüssigkeit an sich und quillt stark auf. Bezogen auf das Eigengewicht des Superabsorbers sind dies, das etwa 1000fache an destilliertem Wasser, das etwa 300fache an Leitungswasser und immer noch das etwa 50fache an Körperflüssigkeiten wie etwa Urin.
Chemisch betrachtet handelt es sich beim Superabsorber um ein Copolymer aus Acrylsäure (Propensäure, C3H4O2) und Natriumacrylat (Natriumsalz der Acrylsäure, NaC3H3O2), wobei das Verhältnis der beiden Monomere zueinander variieren kann. Zusätzlich wird ein so genannter Kernvernetzer (Core-Cross-Linker, CXL) der Monomerlösung zugesetzt, der die gebildeten langkettigen Polymermoleküle stellenweise untereinander durch chemische Brücken verbindet, sie also miteinander vernetzt. Durch diese Brücken wird das Polymer wasserunlöslich. Beim Eindringen von Wasser oder wässrigen Salzlösungen in das Polymerpartikel quillt er auf und strafft auf molekularer Ebene dieses Netzwerk, das Wasser kann ohne Hilfe nicht mehr entweichen.
Nach heutigem Entwicklungsstand nennt man das Produkt in dieser Form „Basispolymer“, da im Laufe der Jahre die Anforderungen an den Superabsorber gewachsen sind und weitere Veredelungsschritte angewandt wurden. Als wichtigster Schritt sei hier nur die so genannte Oberflächen-Nachvernetzung (Surface-Cross-Linking, SXL) genannt. Dabei wird eine weitere Chemikalie auf die Oberfläche eines jeden Partikels aufgebracht, und durch eine unter Hitze stattfindende Reaktion wird ein zweites Netzwerk nur auf der äußeren Schicht des Korns geknüpft. Dieses verhindert durch eine ebenfalls eintretende Straffung bei Flüssigkeitsabsorption selbst unter Druck ein Entweichen der aufgenommenen Lösung, was besonders wichtig für eine Höschenwindel, Einlage, Vorlage, Pants, Windelslip usw. ist, die nicht wieder auslaufen sollen, wenn sich das Baby oder der erwachsene Anwender mit seinem Körpergewicht darauf setzt.
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Lagerfähigkeit von Einweg- Produkten
Die Mengen welche gerade zum Verbrauch bereit liegen, sollten in der Verpackung bleiben, wobei die Verpackung dann auch zum Beispiel in einem Schrank, Nachttisch usw. gelagert werden sollen. Oft sind hier auch die anderen noch benötigten Pflegeprodukte untergebracht, das Ganze dient auch der Diskretion. Sicher können die "Windeln" auch im Bad gelagert werden, dann sollten sie aber in der Verpackung bleiben, diese unbedingt in einem Schrank und vor direkter Feuchtigkeit geschützt gelagert werden.
Häufig ist es so, dass der Anwender von saugenden Inkontinenzhilfsmitteln diese in größeren Mengen, also mehrere Kartons geliefert bekommt und dann irgendwo lagern muss. Am besten eignet sich ein Ort welcher Trocken, nicht zu Kalt und Dunkel ist. Diese Voraussetzungen sind oft in Kellern gegeben, aber auch Abstellräume sind geeignet. Die Kartons sollen dabei nicht direkt auf dem Boden stehen, sondern auf einem Gestell, einer Palette zum Beispiel. Auch sollten die Kartons nicht direkt an der Wand stehen, sondern etwa 5cm davon weg, damit Luft zirkulieren kann und es nicht zu einer Schimmelbildung kommt. Die Lagertemperatur sollte dabei im Bereich von 10-20 Grad liegen bei einer Luftfeuchtigkeit von unter 40%. Außerdem sollten die saugenden Hilfsmittel im verschlossenen Polybeutel im verschlossenen Karton bleiben um sie vor Licht zu schützen.
So gelagert sind die saugenden Inkontinenzhilfsmittel durchaus mindestens 5 Jahre Verwendbar, was die meisten Hersteller auch bestätigen, einige sogar auf die Packung drucken. Eigene Erfahrungen zeigen, dass auch 10 Jahre und mehr für die allermeisten "Windeln" kein Problem sind, einzig die Klebekraft der Verschlüsse könnte etwas nachlassen.
Sind nach langer Lagerung auf dem Innenvlies des Produktes mehrere graue oder gar dunkle Flecken, so kann das auf Schimmel hindeuten, dann sollten die Produkte nicht mehr verwendet werden. Auch wenn sich nach längerer Lagerung das Produkt hart und unflexibel anfühlt kann es sein, dass es Feuchtigkeit gezogen hat oder zu alt ist. In diesem Fall arbeitet der Saugkern nicht mehr.
Mehrwegsysteme
Aufsaugende Inkontinenzhilfsmittel sind immer noch als Mehrwegprodukte auf dem Markt verfügbar, wobei sie im Vergleich zu Früher nicht mehr so häufig zum Einsatz kommen. Durch die Verwendung moderner Techniken und Werkstoffen sind die Mehrwegprodukte in puncto Saugleistung schon nahe an den Einwegprodukten heran gekommen. Besonders die sogenannten All-in-One Produkte, also die wie Höschenwindeln aufgebauten Produkte besitzen eine relativ hohe Saugleistung.
Der Aufbau der Mehrwegprodukte ist im wesentlichen gleich wie bei den Einwegprodukten, nur dass der Superabsorber fehlt. Das Innenvlies leitet auch sehr schnell die Nässe nach innen in den Saugkern, der aus speziellen hydrophilen Materialien besteht und große Mengen an Flüssigkeit speichern kann. Die anatomische Passform sowie Innenbündchen sind wie bei den Einmalprodukten vorhanden. Zum Schutz der Wäsche verfügen diese All-in-One Produkte über einen PU-beschichteten Wäscheschutz, welcher flüssigkeitsundurchlässig, aber atmungsaktiv ist. Dadurch stehen diese Produkte in punkto Sicherheit nichts den Einwegprodukten nach. Es gibt aber auch Mehrwegprodukte ohne eigenen Wäscheschutz, vor allem anatomische Vorlagen, aber auch Windelslips, hier muss unbedingt zusätzlich eine Schutzhose getragen werden.
Der Nachteil von Mehrwegprodukten ist, dass sie Konstruktionsbedingt natürlich dicker und somit weniger im Alltagsleben geeignet sind, daher werden die Mehrwegsysteme gerne zur Nachtversorgung verwendet. Einzig bei Stuhlinkontinenz sind sie weniger brauchbar, da wegen der Verschmutzung mit Stuhl das Produkt eigentlich gleich gewaschen werden muss. Ein weiterer Nachteil der Mehrwegprodukte ist, dass sie zum waschen wieder mitgenommen werden müssen, wenn sich der Patient außer Haus befunden hat.
Die Saugfähigkeit der Produkte in Theorie und Praxis
Jeder hat es bestimmt schon selbst erlebt, auf der Packung oder im Flyer vom Hersteller wird eine bestimmte Saugleistung angegeben, zum Beispiel etwa 2800ml bei Windelslips, aber in der Praxis ist das Produkt schon bei nicht einmal 1500ml ausgelaufen. Jetzt fragen sich die Anwender der Produkte natürlich zurecht warum das so ist?
Selbst wenn das Produkt richtig angelegt wurde und auch der Sitz eigentlich perfekt war, ist das Produkt ausgelaufen. Hier treffen wieder einmal die Theorie und die Praxis aufeinander, genauer gesagt die theoretische Saugleistung nach ISO 11948-1 und die in der Praxis erreichten Werte. Der Grund dafür liegt im Aufbau der ISO Norm, diese gibt nur die maximale Saugleistung an wenn das Produkt vollständig in eine Testflüssigkeit getaucht und danach eine bestimmte Zeit abgetropft wurde. Dass diese Vorgehensweise in keiner Weise etwas mit der Realität, sprich in der tatsächlichen Anwendung zu tun hat, das dürfte jedem klar sein. Aber warum wird der Wert nach ISO trotzdem von den Herstellern verwendet? Ganz einfach, es ist zur Zeit der einzige Test, welcher International seine Gültigkeit hat und somit die Produkte der Hersteller sich auch vergleichen lassen.
Trotzdem lassen sich die Werte vom ISO 11948-1 Test ganz gut als Anhaltspunkt für die tatsächliche Saugstärke her nehmen. In der Praxis hat sich gezeigt, dass beim liegenden Anwender etwa 40-60% und beim mobilen stehenden oder sitzenden Anwender etwa 35-50% vom ISO Wert als maximale Saugstärke erreicht werden. Diese Werte hängen auch stark von der Inkontinenzform ab, ob eine bestimmte Menge Urin sehr langsam (Belastungsinkontinenz) oder in einem Schwall (Drang- und Reflexinkontinenz) ausgeschieden werden. Ebenso spielt der Aufbau des Saugkörpers der Produkte eine Rolle, ob dieser eher zum Auslaufen neigt und welche Menge an Urin tatsächlich aufgenommen wird. Für den Hersteller ist es eine Grad-Wanderung, den Aufbau des Saugkörpers, sowie das Verhältnis zwischen Superabsorber und Zellstoff so hin zu bekommen, dass das Produkt seine optimale Leistung bringt.
Bei Mehrwegprodukten ist die Saugfähigkeit von Haus aus geringer, da ihnen der Superabsorber zur Speicherung der Flüssigkeit fehlt. Aber auch hier sind die Angaben der Hersteller nur selten erreichbar, Werte von 70% lassen sich aber durchaus erreichen. Zu bedenken ist dabei aber, dass die meisten Mehrwegprodukte für liegende immobile Anwender entworfen wurden und daher auch hier im Sitzen oder Stehen die Werte niedriger sind. Besonders im Sitzen neigen gerade die All-in-One Produkte zum frühen Auslaufen.
Auswahl des passenden Hilfsmittels
Bei der Wahl des richtigen Produktes kommt es darauf an, welche Ansprüche an das Hilfsmittel gestellt werden. Daraus ergeben sich die Versorgungsziele welche an absorbierende Inkontinenzprodukte gestellt werden und sollten den folgenden Anforderungen genügen, um eine optimale Versorgung zu gewährleisten:
- hohe Auslaufsicherheit durch eine ausreichende Saugleistung und Flüssigkeitsbindung,
- schnelle Flüssigkeitsaufnahme, um schwallartig entleerten Urin sicher und schnell in den Saugkörper abzuleiten,
- optimale Hautfreundlichkeit durch sichere Flüssigkeitsbindung ohne Rücknässung,
- formstabiler Saugkern auch im eingenässten Zustand auch bei mobilen Anwendern,
- körpergerechte Passform, um einen hohen Tragekomfort sicherzustellen,
- perfekte Diskretion beim Tragen,
- einfache Handhabung, damit sowohl Patienten als auch Pflegekräfte das Produkt problemlos benutzen können.
Einweg- oder Mehrwegprodukt, was soll ich nehmen ?
Nun, hier gibt es keine klare Aussage die getroffen werden kann, denn wie oben schon dargestellt, spielen viel Faktoren bei der Auswahl eine Rolle. Jeder sollte für sich probieren, welches Produkt das Richtige ist.