Einige Zahlen zur Inkontinenz
Inkontinenz oder auch Blasenschwäche im Volksmund genannt ist weiter verbreitet als man zunächst vermuten möchte. Nicht nur in Deutschland ist Inkontinenz weit verbreitet, auch in den großen Industrienationen kommt Inkontinenz sehr häufig vor. Genaue Zahlen durch statischtische Auswertungen gibt es nur wenige, da viele Betroffene nicht ins Statistiken erfasst sind. Die einzigen einigermaßen verlässlichen Zahlen liefern die großen Hersteller von Inkontinenzhilfsmittel. Betrachtet man diese Zahlen und vergleicht sie mit der Altersstrukur bei uns, so ist ein klarer Trend zu erkennen. Die Zahl der von Inkontinenz betroffenen Menschen steigt demnach ständig an. Bis zum Jahr 2050 sollen nach verschiedenen Hochrechnungen sogar fast 30 Prozent der Bundesbürger von Inkontinenz betroffen sein.
Häufigkeit der Inkontinenz
Von der Inkontinenz sind weltweit nach heutiger Schätzung 50 - 200 Millionen Menschen betroffen. Alleine in Deutschland sind etwa 5 bis 8 Millionen Menschen betroffen. Geht man von den Verkaufszahlen der Hersteller für Inkontinenzhilfsmittel aus, so dürften über 10 Millionen Menschen in Deutschland an Inkontinenz leiden. Wieso keine verlässlichen Zahlen vorliegen und die Dunkelziffer so hoch ist, darüber sind sich die Experten noch nicht ganz Einig. Eine der Gründe dürfte wahrscheinlich sein, daß Inkontinenz immer noch zu sehr in unserer Gesellschaft tabuisiert wird, vorallem junge Menschen sich dieses Körperdefizit nicht eingestehen wollen und auch gegenüber ihrem Arzt nicht erwähnen. Erst wenn der Leidensdruck so hoch ist, daß sich die Inkontinenz nichtmehr verbergen läßt, dann wagen die meisten den Schritt zum Arzt. Manchmal kann das mehrere Jahre dauern, bis dieser Schritt getan wird.
Von den in Deutschland mit einer behandlungs- oder versorgungsbedürftigen Inkontinenz lebenden Menschen sind mehr als zwei Millionen älter als 60 Jahre, bei den über 80-jährigen sind es sogar nahezu 30%. Inkontinenz ist eine der häufigsten Gründe für die Einweisung in ein Pflegeheim. Grundsätzlich sind Frauen wesentlich häufiger von Inkontinenz betroffen als Männer, auch im Senioren- und Greisenalter, die Ursache für dafür ist in der Vulnerabilität des weiblichen Schließmuskelsystems zu suchen.
Stärke der Inkontinenz
Die Einteilung der Inkontinenz in Schweregrade ist im Zusammenhang mit der Versorgung der Betroffenen mit Windeln oder anderen saugenden Produkten wichtig. Vielfach findet sich heute noch eine Einteilung der Schweregrade, die sich nach der durchschnittlichen Menge des Urinabgangs in der Stunde richtet. Problematisch an dieser Einteilung ist jedoch gerade, dass hier nur ein stündlicher Durchschnittswert berücksichtigt wird. Je nach Ursache der Inkontinenz kann aber der Urinabgang mal tröpfchenweise über einen langen Zeitraum erfolgen, oder aber auch schwallartig und plötzlich in großen Mengen. Deshalb ist die Gesamtsaugkapazität der verwendeten Materialien sehr wichtig. Der Urin muß vollständig aufgesogen und fern von der Haut sicher eingeschlossen werden. Nur so kann die Haut geschützt und die Lebensqualität der Betroffenen verbessert werden.
Geschlechtliche Unterschiede bei Harninkontinenz
Die Inkontinenz kann nicht nur in ihrer Art unterschiedlich sein, sondern es bestehen auch Unterschiede in den Geschlechtern. Der Hauptgrund darin liegt in den anatomischen Gegebenheiten zwischen den Geschlechtern. So sind auch deutlich mehr Frauen von Harninkontinenz betroffen als Männer. Dieses Verhältnis gleicht sich erst im höheren Alter etwas an. Die Reflexinkontinenz ist bei jüngeren Personen beider Geschlechter in etwa gleich stark vertreten, als Ursache kommt hier häufig eine Wirbelsäulenverletzung infolge eines Unfalls vor.
Besonderheiten der weiblichen Harninkontinenz
Von dem Problem der Harninkontinenz ist rein quantitativ gesehen überwiegend die Frau betroffen. Im Vordergrund steht dabei die Stressinkontinenz und mit zunehmenden Alter gewinnt die Dranginkontinenz an Bedeutung. So stehen zwei Inkontinenzformen bei der Frau im Vordergrund, das ist die Stress- oder auch Belastungsinkontinenz genannt und die Urge- oder Dranginkontinenz. Die anderen Inkontinenzformen kommen bei der Frau eher selten vor, sind aber in der Regel schwieriger zu Behandeln.
Im gynäkologischem Bereich sind hier vorallem vesikovaginale Fisteln zu nennen. Ihre chirurgische Therapie ist eine Herausforderung und erfordert eine besonders gewissenhafte präoperative Diagnostik und Planung der Operation. Große vesikovaginale Fisteln nach Geburtstraumata sind in Ländern der dritten Welt häufig zu finden, bei uns dagegen eher eine Rarität.
Eine weitere eher seltene Inkontinenzform, die vorallem bei jungen Mädchen und Frauen vorkommt, ist die Giggleinkontinenz oder auch Kicher- oder Lachinkontinenz (Enuresis risoria) genannt. Es ist eine Sonderform der Dranginkontinenz und wird beim kräftigen Lachen durch Hemmung auf den Miktionsreflex ausgelöst.
Besonderheiten der männlichen Harninkontinenz
Beim Mann dagegen spielen zwei andere Inkontinenzformen eine besondere Rolle. Es ist die Urge- oder Dranginkontinenz und die Überlaufinkontinenz bei Prostatahyperplasie. Harninkontinenz kommt bei Männern bis etwa zum 50. Lebensjahr vergleichsweise selten vor. Dies hat vorallem eine natürliche Ursache in dem stabilen Schließmuskelmechanismus, der den Blasenhals, die gesamte prostatische Harnröhre und den quergestreiften äußeren Harnröhrenschließmuskel umfaßt.
Eine auftretende Stressinkontinenz beim Mann ist dadurch praktisch ausgeschlossen und hat daher fast immer einen traumatischen Ursprung. Sie kann nur dann auftreten, wenn sowohl der glattmuskuläre Anteil der prostatischen Harnröhre als auch der quergestreifte äußere Harnröhrenschließmuskel geschädigt ist. Dies kann im allgemeinen nur bei schweren Beckenringfrakturen oder mit operativen Eingriffen an der Prostata geschehen. Bei einer radikalen Prostataentfernung aufgrund von Krebs muß man in bis zu 10 % der Fälle mit einer bleibenden Inkontinenz rechnen.
Ist der Patient nach einer Prostataoperation inkontinent, so muß dies nicht notwendigerweise eine Folge einer Schließmuskelschädigung sein. Meist liegt die Ursache in einer gleichzeitig bestehenden motorischen und/oder sensorischen Dranginkontinenz. Eine besondere Bedeutung kommt mit zunehmenden Alter die ungehemmte neuropathische Blase zu. Die Reflexinkontinenz zum Beispiel nach einem Bandscheibenvorfall kommt vergleichsweise auch häufiger bei Männern im zunehmenden Alter vor, als bei Frauen.