Elektrische Pumpsysteme zur rektalen Darmspülung



Der erste funktionsfähige Prototyp einer elektrischen Irrigationspumpe in Deutschland wurde schon 1987 von Dipl. - Ing. H. Schaefers gebaut und war für die Irrigation bei einem Dickdarm Stoma gedacht. Im Jahr 1988 kam dann die elektrische Irrigationspumpe unter dem Namen Biotrol Irrimatic® auf den Markt. Etwa um die Jahrtausendwende kam dann die zweite verbesserte Version auf den Markt und wurde von der Firma B.Braun unter dem Namen Irrimaric® vertrieben. Einige Jahre später wurde die elektrische Irrigationspumpe dann zusätzlich unter dem Namen Irrimatic R® von der Firma B.Braun für die rektale Irrigation angeboten, dazu wurde auch von der Firma Medical Service zum normal mitgelieferten Rektalkonus ein Rektalkatheter-Set mit verschiebbaren Konus unter dem Namen ReClean® geliefert. Seit etwa 2011 ist nun die dritte Generation der elektrischen Irrigationspumpe unter dem Namen Irrimed classic® erhältlich und wird von der Firma Schaefers Medizintechnik GbR auch direkt vertrieben.


Zur Zeit sind zwei elektrische Pumpsysteme unter den Handelsnamen Irrimatic R® und Irrimed classic® für die rektale Irrigation auf dem Markt. Sie unterscheiden sich nur in Details von einander, werden zwar über unterschiedliche Firmen vertrieben, aber vom gleichen Hersteller produziert. Die Irrimed classic® ist das Nachfolgemodell der Irrimatic R® und verfügt über eine bessere technische Ausstattung wie etwa der digitalen Temperaturanzeige mittels LCD Display und dem schnellen Laden der Akkus schon innerhalb von 3 Stunden.

Die elektrischen Irrigationspumpen besitzen eine kleine Pumpe um die Spüllösung in den Darm zu bringen. Dabei wird der Behälter der Irrigationspumpen mit der benötigten Spüllösung gefüllt und über einen Schlauch mit dem Darmrohr verbunden. Damit keine mit Stuhl verunreinigte Spüllösung bei Überdruck im Darm zurück in den Spülschlauch und Wasserbehälter gedrückt wird, befindet sich am Ende des Schlauches beim Übergang zum Darmrohr ein Rückschlagventil. Als Darmrohre kommen zwei unterschiedliche Modelle zum Einsatz, einmal ein Darmrohr, das wie ein Kegel geformt ist und zum anderen ein Rektalkatheter, welcher mit einem verschiebbaren Kegel versehen ist. Der Anwender muss dabei den Kegel gegen den After pressen, um zu verhindern dass die Spüllösung zu früh aus dem Darm heraus läuft. Er muss also mit der einen Hand den Kegel gegen den After pressen und mit der anderen Hand kann er den Regler für die Geschwindigkeit der einfließenden Spüllösung betätigen. Der Kegel eignet sich aufgrund der Größe nur für Erwachsene, dagegen kann der ReClean® Rektalkatheter sowohl für Erwachsene als auch für Kinder verwendet werden.

Nach jeder Anwendung wird die elektrische Irrigationspumpe mit dem Ladegerät verbunden, um die Akkus für den nächsten Einsatz zu laden. Die Irrimed classic® besitzt bereits moderne Li-Ion Akkus, welche mit einem mitgelieferten Schnellladegerät innerhalb von 3 Stunden wieder voll aufgeladen werden können.


Vorbereitung
Die Technik selbst ist recht einfach zu erlernen und Kinder ab etwa 8 Jahren können diese nach einer Anlernphase selbst ohne fremde Hilfe durchführen (was auch einen großen Gewinn an Privatsphäre darstellt). Für eine Spülsequenz werden je nach Alter und Statur des Patienten etwa 100 ml bei Kleinkindern bis maximal 1000 ml bei Erwachsenen pro Spülzyklus verwendet. Zur Bestimmung der Menge an Spülflüssigkeit hat sich die Faustregel von etwa 10 ml/kg Körpergewicht bewährt. Um gute Ergebnisse zu erzielen, sollte die Spülsequenz aus mindestens 2 Spülzyklen, besser aber aus 3 bis 5 Spülzyklen bestehen, wobei beim Erwachsenen mindestens 500 ml Wasser pro Spülzyklus verwendet werden soll. Von Vorteil hat sich auch erwiesen, die Irrigation einmal täglich durchzuführen, ob das am Morgen oder am Abend ist, spielt dabei keine große Rolle. Wassermengen von mehr als 1000 ml pro Spülzyklus sind nicht anzuraten, da dann das Wasser zu weit in den Darm vordringt und u.U. zu unkontrollierten Stuhlausscheidungen tagsüber führen kann.

Zunächst bereitet man das verwendete System für die Spülung vor. Die elektrische Irrigationspumpe wird vom Ladegerät getrennt und der Spülschlauch an das Gerät angeschlossen, dabei ist darauf zu achten, dass das Ende des Spülschlauches mit dem Rückschlagventil mit dem Konus bzw. dem Rektalkatheter verbunden wird. Nun wird die Irrigationspumpe mit der für den gesamten Spülvorgang benötigten Wassermenge mit körperwarmen Wasser gefüllt und eventuell ein weiteres Gefäß mit Spülflüssigkeit bereitgestellt. Durch kurzes Einschalten der Irrigationspumpe wird die Luft aus dem Schlauchsystem entfernt und das Gerät ist Einsatzbereit.


Anwendung
Der Anwender sollte aus hygienischen Gründen vor der Durchführung der Irrigation Einmalhandschuhe anziehen, da bei der Irrigation auch einmal was daneben gehen kann und sonst die "Kacke" auf den Händen hat. Danach setzt er sich auf der Toilette, bestreicht den Konus, oder den Rektalkatheter mit einem Gleitgel und führt ihn in den After ein. Der Konus bzw. der Kegel des Rektalkatheters werden nun fest gegen den After gepresst, damit der Darmausgang abgedichtet wird und keine Spülflüssigkeit ausläuft. Nun wird die Irrigationspumpe eingeschaltet und die entsprechende Menge der Spülflüssigkeit zügig in den Enddarm geleitet. Der Druck des einlaufenden Wassers sollte dabei möglichst hoch gewählt werden, um einen starken Dehnungsreiz und damit einen starken Stuhldrang auszulösen.

Ist die entsprechende Menge an Spülflüssigkeit eingelaufen, wird der Zufluss der Spülflüssigkeit gestoppt und der Kegel oder Rektalkatheter noch einige Minuten im Darm belassen, damit die Peristaltik des Darmes stärker angeregt wird. Nachdem der Kegel bzw. der Rektalkatheter entfernt wurde, wird der Darm entleert. Zusätzlich kann mittels Bauchmassage die Entleerung unterstützt werden. Nach etwa 5 Minuten hat sich der Darm soweit entleert, dass mit dem nächsten Spülzyklus begonnen werden kann. Insgesamt werden etwa 3 bis 5 Spülzyklen gemacht, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Nach der letzten Spülung sollte der Patient noch mindestens 10 - 15 Minuten auf der Toilette bleiben, um weitere Entleerungen abzuwarten. Ein Nachteil, der nicht verschwiegen werden sollte, ist der hohe Zeitaufwand für die Irrigation. Bei einer richtig durchgeführten Irrigation muss mit etwa 45 bis 60 Minuten Zeitaufwand gerechnet werden. Es hat sich als vorteilhaft erwiesen, die Irrigation immer zur selben Zeit entweder am Morgen oder am Abend durchzuführen.


Reinigung und Wartung
Nach Abschluss der Irrigation werden die Teile gereinigt, gut abgetrocknet und die elektrische Irrigationspumpe wird wieder mit der Ladestation verbunden. Die Reinigung der elektrischen Irrigationspumpe ist hierbei besonders Wichtig, da hiervon die Lebensdauer und Einsatzbereitschaft abhängt. Ein besonderes Augenmerk muss hier auf die Hygiene gelegt werden, um keine Brutstätte für Keime entstehen zu lassen. In der Regel genügt es, den Wasserbehälter der Irrigationspumpe mit heißem Wasser durchzuspülen. Die Darmrohre sollten mit heißem Wasser und Seife gründlich von Stuhlresten gereinigt und durchgespült werden. Es empfiehlt sich alle ein bis zwei Wochen auch eine Desinfektionslösung wie z.B. Lysoform® zu verwenden.

Der Zuleitungsschlauch der Irrigationspumpe sollte zum trocknen so aufgehängt werden, dass das im Schlauch verbliebene Wasser nach unten ablaufen kann,dabei sollte das Rückschlagventil (weißer Anschluss) nach unten aufgehängt werden. Beim abtrocknen der Irrigationspumpe sollte die Pumpe einmal auf den Kopf gedreht und mit dem Mund in den Schlauchanschluss geblasen werden, damit das restliche Wasser im Schlauchsystem der Pumpe besser entfernt werden kann. Diese Vorgehensweise verhindert größtenteils die Bildung von Kalkablagerungen und Schimmelflecken, das wiederum der Lebensdauer der Geräte und sowie der Verbrauchsmaterialien verlängert. Der Verbindungsschlauch kann mehrere Wochen verwendet werden, er sollte aber ausgetauscht werden wenn sich ein Biofilm bildet.

Als sehr Günstig hat sich auch herausgestellt, keine Vaseline als Gleitmittel für die Rektalkatheter zu verwenden, da sie sich nach dem Gebrauch schwerer reinigen lassen. Wasserlösliche Gleitmittel wie Aquagel® oder Kathetergleitmittel wie Endosgel® bzw. Instillagel® eignen sich genauso gut und sind bei der Reinigung leichter zu entfernen. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass das Material der Rektalkatheter weniger angegriffen und dadurch die Lebensdauer verlängert wird, sie können also bis zu 2 Wochen verwendet werden. Der Hersteller gibt bei den ReClean® Rektalkatheter allerdings an, dass es sich um ein Einmalprodukt handelt.

Die Akkus der elektrischen Irrigationspumpe (Irrimatic R®) sollten vor der ersten Inbetriebnahme mindestens 20 Stunden ununterbrochen geladen werden, um ihre volle Kapazität zu erreichen. Die Akkus können nur geladen werden, wenn die Irrigationspumpe ausgeschaltet ist (Drehschalter). Die Akkus der Pumpe sollten auch nach jeder Benutzung des Gerätes geladen werden, um immer eine ausreichende Kapazität zur Verfügung zu stellen. Die Kapazität der Akkus ist so bemessen, dass die Irrigationspumpe auch einmal einen Tag ohne das Aufladen der Akkus z.B. bei der Anreise oder Abreise vom Urlaubsort verwendet werden kann. Die Labensdauer der Akkus bei täglicher Benutzung des Gerätes beträgt etwa 2 Jahre, danach sollten die Akkus ausgetauscht werden. Der Akkupack der elektrischen Irrigationspumpe ist mit 6 handelsüblichen NiMh-Akkus 1,2V 800-1100mAh (früher NiCa Akkus 600mAh) der Größe Mignon (AA) ausgestattet und befindet sich auf der Unterseite der Irrigationspumpe. Die Irrimed classic® besitzt bereits moderne 7,4 V 2600 mAh Li-Ion Akkus, welche mit einem mitgelieferten Schnellladegerät innerhalb von 3 Stunden wieder voll aufgeladen werden können. Da bei der Irrimed classic® der Akku fest verbaut ist, kann er nicht selbst getauscht werden, daher muss das Gerät für einen Tausch des Akkus zum Hersteller eingeschickt werden.

Generell sollte die elektrische Irrigationspumpe einmal im Jahr einer technischen Prüfung von einem anerkannten Fachbetrieb (Sanitätsfachgeschäft oder Hersteller) unterzogen werden, damit die Betriebssicherheit gewährleistet ist und evt. Verschleißteile wie z.B. Schläuche ausgetauscht werden.


Verschreibungsfähigkeit
Die elektrischen Irrigationspumpen sind im Hilfsmittelverzeichnis unter der Nummer 03.36.01.2001 (Irrimatic R®) und 03.36.01.2002 (Irrimed classic®) gelistet und können somit von den GKV's alle zwei Jahre verordnet werden. Die ReClean® Rektalkatheter besitzen die Hilfsmittel-Nr. 03.99.99.0015 und sind somit auch Verschreibungsfähig, ebenso wie der Verbindungsschlauch mit der Hilfsmittel-Nr. 29.26.11.6999.


Tipps & Tricks
Wer die elektrische Irrigationspumpe verwendet, der sollte zur Sicherheit zusätzlich ein Schwerkraftsystem zur Verfügung haben, falls die elektrische Pumpe einen Defekt aufweist oder vergessen wurde, die Pumpe mit dem Ladegerät zu verbinden. Einige Anwender besitzen sogar ein "Zweitgerät", welches sie abwechselnd verwenden, damit die Akkus keinen Schaden nehmen.

Die ReClean® Rektalkatheter lassen sich gut mit Flüssigseife reinigen, dabei sollte gut warmes Wasser verwendet werden. Vor der Reinigung den Kegel vom Rektalkatheter nach Vorne abziehen, dann lassen sich beide Teile gut reinigen. Nach der Reinigung den Rektalkatheter und den Kegel gut abtrocknen und den Kegel wieder aufsetzen.



Quellenverweise:
Dipl. - Ing. H. Schaefers GbR - Irrimed Classic - Die zeitgemäße Lösung bei Stuhlinkontinenz
Dunker Medizin- und Röntgenprodukte GmbH - Patient und Erfinder
B.Braun - Rektale Irrigation
Teleflex Medical GmbH - ReClean® Rektalkatheter




Letzte Änderung am:  06 Mai 2015 15:16


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