Wenn die Männerblase schwächelt
BONN: Starker Harndrang, ungewolltes Tröpfeln, nächtliche Toilettengänge: Männer, vor allem älteren Jahrgangs, leiden ebenso oft wie Frauen unter vermehrtem Harndrang und Dranginkontinenz. Nachts müssen sie sogar häufiger raus als Frauen. Obwohl die meisten Betroffenen darunter leiden, trauen sie sich kaum zum Arzt. Dabei gibt es wirksame Hilfe. Probleme mit der Blase sind bei Männern keine Seltenheit: Schon bei 50-Jährigen ist übermäßiger Harndrang ein Thema. Dranginkontinenz, bei der auch ungewollt Urin verloren gehen kann, betrifft jeden fünften bis sechsten Mann ab 65 und jeden vierten 85-Jährigen.
Als besonders belastend empfinden die betroffenen Männer einer Umfrage (1) zufolge die nächtlichen Störungen: Zwei Drittel der befragten Männer müssen mehr als zweimal pro Nacht zur Toilette. Für diejenigen, die noch im Berufsleben stehen, ist vor allem der damit verbundene Schlafmangel ein Problem. Ältere, die nicht mehr so sicher auf den Beinen sind, tragen dadurch außerdem ein erhöhtes Risiko zu stürzen.
Nicht immer ist's die Prostata
„Wir raten den betroffenen Männern dringend dazu, ärztlichen Rat einzuholen, etwa im Rahmen einer routinemäßigen Krebsvorsorgeuntersuchung beim Hausarzt oder beim Urologen", so Erhard Hackler, Vorstand der Deutschen Seniorenliga. So kann unter anderem festgestellt werden, ob eine gutartige Vergrößerung der Prostata vorliegt, die sich bei etwa jedem zweiten Mann ab dem vierzigsten Lebensjahr allmählich entwickelt. Sie gilt als wichtigste Ursache für Blasenbeschwerden bei Männern. Bei etwa der Hälfte der betroffenen Männer ist die Prostata jedoch unauffällig; in diesen Fällen ist häufig eine überaktive Blase die Ursache für die Drangsymptome. Diese Diagnose wird oftmals eher Frauen zugeschrieben, bei Männern wird sie leicht unterschätzt (2). Die überaktive Blase ist eine Folge des Älterwerdens: Mit fortschreitendem Lebensalter verändert sich die Blasenstruktur, der Blasenmuskel verliert an Elastizität und das Zusammenspiel zwischen Gehirn und Blasenmuskel funktioniert nicht immer einwandfrei. Infolgedessen kommt es immer wieder zu einem kaum beherrschbaren Harndrang, auch wenn die Blase nur wenig gefüllt ist. Das kann so plötzlich passieren, dass bereits auf dem Weg zur Toilette ein paar Tropfen verloren gehen.
Gute Behandlungschancen
Aufgrund der unterschiedlichen Ursachen muss die Dranginkontinenz beim Mann individuell therapiert werden. Bewährt haben sich Wirkstoffe, die eine Entspannung der Blasenmuskulatur herbeiführen. So genannte Anticholinergika sorgen dafür, dass die Blase mehr Harn aufnehmen kann; der Harndrang setzt später und nicht mehr so plötzlich ein. Ergänzend zur medikamentösen Behandlung ist ein gezieltes Blasentraining sinnvoll, bei dem die Abstände zwischen den Toilettengängen schrittweise verlängert werden. Ist die Prostata vergrößert, so sollte dies regelmäßig kontrolliert und bei Bedarf mit Medikamenten behandelt werden. Meist schlägt die Therapie so gut an, dass eine Prostataoperation nicht notwendig ist.
Weitere Informationen und praktische Tipps für den Alltag enthält die Broschüre „Blasenschwäche ist kein Schicksal". Sie kann auf dem Postweg oder im Internet kostenfrei angefordert werden; unter http://www.dsl-blasenschwaeche.de gibt es außerdem Informationen zum Thema „Männersache Prostata": Deutsche Seniorenliga e.V., Heilsbachstraße 32, 53123 Bonn. Bestell-Hotline 01805 – 001 905 (0,14 Euro/Min. aus dem deutschen Festnetz, Mobilfunkpreise abweichend).
(1) S Madersbacher et al, “Lower urinary tract symptoms and urinary incontinence in a geriatric cohort – a population-based analysis”, BJU International 110 (10), pp 1516-1521, 2012
(2) R Leinmüller, „Überaktive Blase auch beim Mann“, Dtsch Arztebl 2010; 107(8): A-347
Quelle: Deutsche Seniorenliga vom 11.09.2014