Reflextherapeutische Therapie der Harninkontinenz
Eine weitere Behandlungsmethode, die in den letzten Jahren mehr an Bedeutung gewonnen hat, sind die reflextherapeutischen Verfahren. Haut und Unterhaut bilden das rezeptorenreichste Organ des Menschen und stellen das Projektionsfeld tiefer liegender Strukturen und Organe dar. Durch die reflektorischen Wechselbeziehungen haben auf die Haut einwirkende Therapieverfahren auch Einfluss auf tiefere Rezeptoren und zentrale Schaltungen. So können auch Blasenfunktionsstörungen über diese Verfahren behandelt werden.
Reflexzonenmassagen
Von den Reflexzonenmassagen wird am häufigsten die Bindegewebsmassage verordnet. Hierbei werden die sogenannten Bindegewebszonen, das sind Projektionsfelder segmental zugeordneter innerer Organe in Haut und Unterhaut behandelt. Für Blasenstörungen ist diese Zone über dem Os sacrum zu finden. In dieser Bindegewebszone sind die Verschiebeschichten von Haut und Unterhaut fester als normal miteinander verhaftet, manchmal sogar verbacken. Diese Bereiche lassen sich oft als Verquellung oder Einziehung wahrnehmen. Während der Massageserie wird der Gewebebefund systematisch bearbeitet und die gestörte Organfunktion normalisiert sich. Gleichzeitig lässt sich das gesamte Vegetativum regulierend beeinflussen.
Auch die Fußreflexzonentherapie kann ausgedehnte Regulationsvorgänge im Organismus in Gang setzen. Das heißt der Fuß ist ein Somatop, ein Abbild des menschlichen Körpers. Bis Heute sind die Reflexzonen am Fuß nicht wissenschaftlich bewiesen, aber bei einigen Patienten führt die Therapie zum Erfolg. Bei der Fußreflexzonentherapie ist die manuelle Behandlung zu bevorzugen. Mit mechanischen Hilfsmitteln wie Kugeln, Stäbchenoder elektrischen Reizen kann nicht so fein Dosiert werden. Der erfahrene Therapeut tastet mit sanften kreisenden Bewegungen die entsprechenden Areale durch. Pathologische Reaktionsstellen führen schon bei geringen Tast-Druckreiz zu einem stechenden Schmerz. Auch Allgemeinreaktionen wie Schweissausbrüche können ausgelöst werden. Die Massagen sollen nicht verordnet werden bei Infektionskrankheiten, akuten fieberhaften Erkrankungen, Tumoren und Herz- Kreislauf-Dekompensationszeichen.
Neuraltherapie
Die Neuraltherapie ist wie auch die Akupunktur eine Form der Regulationstherapie. Über eine Reizung von Rezeptoren können auf neuralem Wege therapeutische Wirkungen erzielt werden. Sie sind definiert als therapeutischer Einsatz von Lokalanästhetika ohne Vasokonstriktionsmittel zur Behandlung gestörter Funktionen, von Entzündungen und zur Entfernung neurovegetativer Störfelder. Störfelder sind klinisch stumme Herde. Das können zum Beispiel Nasennebenhöhlen, Zähne, besonders aber Prostata und Unterleib der Frau sein. Vorhandene Störfelder sollten zunächst beseitigt werden. Über die segmentalen Bezüge von Dermatom Th10-L5 für Harnblase und Geschlechtsorgane, S1-S4 für Harnblase, kann versucht werden, regulierend auf die Organfunktion Einfluss zu nehmen.
Akupunktur
Die Akupunktur kann bei der Harninkontinenz, wenn diese funktioneller Natur ist, erfolgreich sein. Nach der Traditionellen Chinesischen Medizin gilt die Harninkontinenz als Leere-Syndrom der Blase und mangelnde Funktionsstärke der Niere. Das heißt, zur Therapie werden Punktionskombinationen gewählt, die den Leere-Zustand energetisch ausgleichen und den Funktionskreis der Nieren stärken. Dazu werden meist Punkte des Blasenmeridians im Lumbalbereich genadelt. Es empfiehlt sich, die Körperakupunktur mit der Ohr-Akupunktur zu kombinieren, zum Beispiel mit dem Ohrpunkt für die Harnblase, für die Niere und für das Vegetativum.
Wärmebehandlungen
Bei Verkrampfungen im Detrusor-Sphinkterbereich können zusätzlich serielle Wärmebehandlungen verordnet werden. Sie führen zu einer Entspannung der Muskulatur und Durchblutungsverbesserung im kleinen Becken. Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Applikation. Verfahren mit direkter Wärmezufuhr sind zum Beispiel temperaturansteigende Teilbäder, Moorpackungen, Moorbäder und Thermalbäder. der Zusatz von Pflanzenwirkstoffen zum Badewasser ist eine weitere wirksame Therapiemöglichkeit. Bei schmerzhaften Krämpfen psychovegetativer Ursache im kleinen Becken sind Sitzbäder mit Schafgarbe empfehlenswert. Es können auch Elektrotherapieverfahren im hochfrequenten Bereich eingesetzt werden, wobei die Wärme im Gewebe entsteht.