Schutz- und Fixierhosen
Die Schutz- und Fixierhosen sind eigentlich kein eigenständiges Hilfsmittel, sondern werden normal in Kombination mit saugenden Hilfsmitteln verwendet, um zusätzliche Sicherheit zu erlangen oder Vorlagen zu fixieren. Es gibt aber auch Schutzhosen mit eingearbeiteter Saugeinlage, allerdings sind diese dann nur für eine leichte Inkontinenz bzw. als Trainingshöschen für Kleinkinder zum Toilettentraining gedacht. Schutzhosen gibt es schon seit fast hundert Jahren, früher bestanden sie häufig aus gummierten Leinengewebe, ab etwa den 1950er Jahren dann oft aus Kunststofffolie. Erst in den letzten Jahrzehnten kamen dann wasserdichte, aber atmungsaktive Materialien hinzu. Fixierhosen dagegen kamen erst sehr spät auf, etwa um 1975 und werden zur Fixierung von Vorlagen verwendet. Erst seit kurzem gibt es auch Fixiergürtel welche 24 Stunden und länger getragen werden können, an ihnen werden dann die Vorlagen ähnlich wie bei den Windelslips mit Verschlüssen auf der Vorder- und Rückseite befestigt.
Schutzhosen
Schutzhosen werden in verschiedenen Formen hergestellt, entweder bestehen sie komplett aus PVC, PE oder aus Baumwolle und Naturkautschuk, oder sie haben nur im kritischen Bereich einen Schutz eingearbeitet und werden in vielen unterschiedlichen Farben und Schnitten angeboten. Auch wenn die klassische Schutzhose aus Folie in der heutigen Zeit in der Inkontinenzversorgung kaum noch Verwendung findet, so hat Sie doch ihre Daseinsberechtigung gerade bei Stuhlinkontinenz. Denn eine gut abschließende PVC-Schutzhose, die über dem normalen Einwegslip getragen wird, bietet doch noch eine zusätzliche Sicherheit gegen Geruchsbelästigung, falls doch mal ein "Unfall" passiert. Der Betroffene erhält dadurch einen etwas weiteren Spielraum, einen geeigneten Ort zu finden, um sich wieder frisch zu machen zu können. Aber nicht nur bei Stuhlinkontinenz bietet die Schutzhose einen zusätzlichen Schutz, auch bei Übernachtungen außerhalb der eigenen Wohnung im Hotel zum Beispiel kann Sie wertvolle Dienste in Form eines zusätzlichen Auslaufschutzes leisten.
Die am häufigsten verwendeten Begriffe für Schutzhosen sind Windelhose, Windelüberhose, Überhose, Krankenhose, PVC-Hose, Plastikhose, Nässeschutzhose, Inkontinenz-Schutzhose, Schutzschlüpfer oder Gummihose, wobei der alte Begriff Gummihose vor allem im Fetischbereich für die PVC-Schutzhose noch oft Verwendung findet.
PVC-Schutzhosen
Die PVC-Schutzhosen oder teilweise auch Schwedenhosen genannt, sind die wohl am weitesten verbreiteten Schutzhosen, sie sind quasi der direkte Nachfolger der damaligen Gummihosen. Früher wurden die PVC-Schutzhosen in Verbindung mit Stoffwindeln sowohl in der Säuglings- als auch in der Erwachsenenpflege verwendet. Erst mit Aufkommen der Einwegprodukte wurden sie etwas in den Hintergrund gedrängt. Die bekanntesten Vertreter der PVC-Schutzhosen waren die gelben Mölny® Schwedenhosen in der Säuglings- und Kinderpflege, sowie die gelben Septa® Schutzhosen für ältere Kinder und Erwachsene. Hergestellt wurden die Mölny® Schwedenhosen in den Größen 1 bis 4 und die Septa® Schutzhosen in Kindergröße bis extra Groß. Beide Hosen kamen vom gleichen Hersteller, welcher aber mangels Nachfrage die Produktion der Mölny® Schwedenhosen etwa 1995 und einige Jahre später der Septa® Schutzhosen einstellte. Heute sind außer der Firma Suprima GmbH, welche außer Schutzhosen auch andere Hilfsmittel zur Inkontinenz-pflege sowie zur Sturzprophylaxe herstellt, nur noch wenige kleine Firmen zu finden, welche aber hauptsächlich für den Fetischmarkt tätig sind.
Die Nähte der PVC-Schutzhosen sind entweder genäht oder Hochfrequenzverschweißt, was auch von der Nachfrage abhängig ist. Die PVC-Schutzhosen werden sowohl zum Knöpfen als auch zum Schlüpfen in den unterschiedlichsten Ausführungen angeboten, wobei bei den Knöpfhosen die klassische Form der Schwedenhose am häufigsten anzutreffen ist. Das Folienmaterial ist zumeist nur 0,08 - 0,13 mm stark, ein überwiegend sehr weiches Material, das häufig eine glatte Oberfläche besitzt. Auch bei den Farben gibt es eine Vielzahl von Ausführungen, teilweise sogar mit Mustern oder Motiven bedruckt, wobei Folien mit kindlichen Motiven eher dem Fetischmarkt zugeordnet werden muss. Durch die Vielfalt der angebotenen Modelle findet fast jeder Anwender eine PVC-Schutzhose, die auf seine Bedürfnisse zugeschnitten ist.
In der Säuglings- und Kleinkinderpflege sind die PVC-Schutzhosen allerdings nach der Einführung der Wegwerfwindeln wie etwa Pampers® fast vollständig vom Markt verschwunden, nur einige wenige Hersteller, welche überwiegend Produkte für alternative Wickelmethoden anbieten, sind heute noch auf dem Markt zu finden.
Schutzhosen aus anderen modernen Materialien
Nicht nur aus PVC werden die Schutzhosen zur Inkontinenzversorgung angeboten, heute kommen zunehmend auch andere moderne Materialien zum Einsatz. Je nach Ausführung der Schutzhosen werden gerne Polyester (PET), Polyethylen (PE), Polyurethan (PU), Polyamid (auch als Nylon bekannt) Gewebe hergestellt. Die Schutzhosen aus diesen Materialien sind überwiegend Atmungsaktiv, so dass genügend Luft an die Haut kann. Spezielle Schutzhosen aus Neopren werden als Therapiebadehosen verwendet, da sie eine nahezu wasserdichte Verbindung mit dem Körper eingehen können, ähnlich eines Taucheranzuges, so dass der darunter getragene Windelslip sich nicht mit Wasser voll saugen kann.
Bindeslips - Wickelfolien
Die Bindeslips bestehen aus einer anatomisch geschnittenen PVC-Folie. Sie werden in Verbindung mit Vlieseinlagen oder anderen Einlagen hauptsächlich in der Säuglingspflege oder selten für leichte Inkontinenz bei Erwachsenen verwendet. Diese Bindeslips sind in mehren Größen sowohl für die Säuglingspflege als auch für Erwachsene lieferbar und werden entweder am Bauch oder an den Seiten durch Schleifen verknotet. Die Bindeslips haben keine Beingummis und darum wird nur durch das straffe Binden an den Beinen eine gewisse Abdichtung erzeugt. Da Bindeslips wenig Sicherheit im Vergleich mit den Schutzhosen bieten, werden sie heute kaum noch angeboten und finden daher nur noch selten Verwendung.
Echte Gummihosen
Echte Gummihosen gibt es heute kaum noch, da sie schon in den 60er Jahren durch die PVC-Schutzhosen abgelöst wurden. Früher bestanden diese Gummihosen häufig aus mit Naturkautschuk beschichteten Leinenstoffen, heute werden sie gerne aus rotem Vollgummi in verschiedenen Ausführungen angeboten. Die Nähte der Gummihosen sind geklebt, genäht oder gelegentlich auch verschweißt und werden sowohl zum Knöpfen als auch zum Schlüpfen angeboten. Sie finden heute fast ausschließlich als Fetischartikel Verwendung, in der Krankenpflege und Inkontinenzversorgung spielen sie keine Rolle mehr.
Latex-Schutzhosen
Schutzhosen aus Latex spielen in der Krankenpflege und Inkontinenzversorgung fast keine Rolle, nur als Therapiebadehosen werden sie zum Schutz bei verordneten Bewegungstherapien im Wasser verwendet. Die Nähte dieser Latexhosen werden fast ausschließlich geklebt und als Schlupfhosen angeboten. Wegen des hohen Allergierisikos (Latexallergie) kommen sie praktisch nicht zur Anwendung, hier werden häufig Hosen aus Neopren gefertigt. Ihre Hauptverbreitung haben die Latex-Schutzhosen daher fast ausschließlich im Fetischbereich.
Schutzhosen mit Saugeinlage
Diese Art der Schutzhosen benötigen keine zusätzlichen saugfähigen Einlagen da diese bereits im Schrittbereich eingearbeitet ist. Da diese Schutzhosen nur wenig an Flüssigkeit aufnehmen können, werden sie bei leichter Inkontinenz von Erwachsenen und Kindern verwendet. Hersteller solcher Schuzthosen ist zum Beispiel die Firma Suprima GmbH welche verschiedene Modelle dieser Hosen unter dem Namen Bodyguard® vertreibt. Auch als Trainingshöschen werden diese Schutzhosen für Kleinkinder zum Toilettentraining verwendet. Vom Aussehen her sind diese Schutzhosen wie normale Unterwäsche gestaltet, nur dass sie im Schrittbereich einen Saugkörper mit Wäscheschutz haben.
Fixierhosen
Die Fixierhosen bestehen häufig aus sehr elastischen und dehnbaren Fasern, oft in Verbindung mit Baumwolle. Wie der Name schon sagt, dienen Sie der Fixierung von saugenden Hilfsmitteln wie Vorlagen, Einlagen und Tropfenfängern bei Männern. Durch die hohe Spannkraft des Gewebes wird das Hilfsmittel eng an den Körper gepresst und sorgt somit für einen sicheren Halt auch im eingenässten Zustand.
Netzhosen
Die einfachste Art, eine Vorlage oder bei Männern auch einen Tropfenfänger am Körper zu fixieren, bilden die sogenannten Netzhosen. Die einfachen Netzhosen bestehen aus einem sehr elastischem Gewebe mit einer weitmaschigen Struktur. Sie sind mit Beinansatz und reichen oft bis über den Bauchnabel. Diese Netzhosen sind sowohl zum Einmal- als auch zum Mehrfachgebrauch gedacht, wobei aber auch die meisten Einmal Netzhosen bei 60° in der Waschmaschine gewaschen und dann mehrfach verwendet werden können. Ein typischer Vertreter dieser Netzhosen sind die MoliPants® von Hartmann.
Netzhosen mit einer etwas besseren Qualität wie etwa die MoliPants® Comfort besitzen häufig ein feinmaschigeres Gewebe, welche oft aus mehreren Materialien gefertigt sind. Sie bieten noch mehr Sicherheit, da diese Netzhosen die Vorlagen etwas fester am Körper fixieren, was vor allem im eingenässten Zustand sehr Wichtig ist.
Zuletzt gibt es noch Netzhosen die schon fast wie Stretchhosen gefertigt sind. Ihr sehr feinmaschiges Gewebe ist sehr elastisch und daher extrem dehnbar. Damit halten sie die Vorlagen sehr sicher am Platz, auch wenn diese schon stark eingenässt sind. Diese Netzhosen wie etwa die MoliPants® soft besitzen oft einen breiten Hüftbund, einen verlängerten Beinansatz und werden in der Regel ohne seitliche Nähte gefertigt, was zusätzlich einen angenehmen Tragekomfort bietet. Außerdem sind viele dieser Netzhosen auch trocknergeeignet. Ebenso bietet auch Attends die sogenannte Attends Stretch Fit® an, sie besteht aus einem feinmaschigem Gewebe, besitzt aber keinen Beinansatz.
Stretchhosen mit Wäscheschutz
In der Damenwelt kommen häufig Schutzhosen zum Einsatz, welche wie normale Unterwäsche aufgebaut sind. Die meisten Modelle sind im Schrittbereich mit einem Wäscheschutz versehen. Das Material für den Wäscheschutz ist in der Regel für Wasserdampf durchlässiges, aber wasserdichtes Polyurethan Gewebe, seltener ein PVC Material. In diese Stretchhosen werden die Vorlagen oder Einlagen gelegt, wobei diese Schutzhosen eng am Körper anliegen sollen. Die größte Auswahl solcher Stretchhosen bietet zur Zeit die Firma Suprima GmbH, hier bekommt man auch Modelle für Männer und Kinder. Wichtig bei der Auswahl ist, dass die passende Größe gewählt wird.
Anders als bei den Netzhosen sind einige dieser Modelle nicht ganz so dehnfähig, daher müssen diese Hosen genauer ausgesucht werden, was aber durch Größentabellen erleichtert wird. Es gibt unterschiedliche Ausführungen dieser Stretchhosen mit ganz unterschiedlicher Kombination der Materialien. Die meisten Modelle sind für Frauen verfügbar, aber auch für Männer und für Kinder befinden sich einige Modelle darunter.
Das sind die Baumwollhosen, ihr Obermaterial besteht aus 100% Baumwolle, der Wäscheschutz aus 100% Polyurethan und die Innentasche aus 100% Polyester. Dann gibt es Baumwollhosen, ihr Obermaterial besteht aus 100% Baumwolle, der Wäscheschutz aus 100% Polyester, aber haben keine Innentaschen. Andere Modelle von Stretchhosen bestehen aus 95 % Baumwolle, 5 % Elasthan und haben einen Wäscheschutz aus Polyurethan. Wieder andere Stretchhosen bestehen aus 93% Baumwolle, 7% Lycra und einem Wäscheschutz aus 100% Polyurethan. Dann gibt es noch die Stretchhosen aus 100% Baumwoll-Jersey elastisch, laminiert mit PU-Membran und Polyester-Kaschierung. Zu guter -letzt finden sich auch Modelle die zu 100% aus Polyester bestehen und mit PU beschichtet sind.
Auch andere Hersteller wie etwa die dänische Firma Netti oder IncoSan bieten eine ähnlich große Auswahl an Stretchhosen, diese sind im Prinzip genauso aufgebaut und zusammengesetzt, daher lohnt es sich auf alle Fälle, die Modelle der verschiedenen Hersteller zu vergleichen.
Fixiergürtel
Seit kurzer Zeit werden außerdem sogenannte Fixiergürtel zum Beispiel von der Firma Hartmann unter der Bezeichnung MoliBelt® in den Größen S bis XL angeboten. Dieses System soll nach Angaben des Herstellers ein einfaches und rücken-schonendes Anlegen und Wechseln der Inkontinenz-Vorlagen bei bettlägerigen und immobilen Personen bieten. Dabei werden die Vorlagen mit Hilfe von Klett-Klebeflächen des Gürtels fixiert und können jederzeit gewechselt werden, ohne dass der Gürtel abgenommen werden muss, dieser kann laut Hersteller bis zu 24 Stunden getragen werden.
Der Fixiergürtel besteht aus weichem und atmungsaktiven Vlies, verfügt über elastische Seitenteile und wieder-verschließbare Klett-Klebeverschlüsse. Die Vorlagen werden dabei mit extra breiten wieder-verschließbaren Klett-Klebeflächen, welche mit einer Zentrierhilfe am Vorder- und Rückenteil versehen sind, am Gürtel fixiert. Zu beachten ist dabei, dass nur Vorlagen mit textiler Oberfläche verwendet werden können, da eine normale glatte Folie durch die Klett-Klebeverschlüsse beschädigt werden könnte bzw. die Verschlüsse nicht halten würden. Daher sollte der MoliBelt® Gürtel nur mit Vorlagen der Serie MoliForm Premium soft oder vergleichbares verwendet werden.
Ob sich der MoliBelt® Gürtel bei uns auf dem Markt behaupten kann, bleibt abzuwarten. Ein ähnliches System, die Adjustable Belted Undergarment® der Marke Tranquility Incontinence Products gibt es bereits seit vielen Jahren von der Principle Business Enterprises, Inc., dabei werden Gummibänder mit Knöpfen an den Enden an speziellen Vorlagen mit Knopflöchern befestigt. Dieses System hat sich bei uns nie richtig durchgesetzt, ist aber in den Staaten weit verbreitet.