sonstige Hilfsmittel bei Stuhlinkontinenz



Außer den oben genannten Hilfsmitteln stehen noch weitere Möglichkeiten zur Versorgung der Stuhlinkontinenz zur Verfügung. Durch die Anwendung dieser Produkte ist es möglich, dem Patienten ein fast normales Leben zu ermöglichen. Es kann in gewissen Fällen auf weitere Hilfsmittel, wie zum Beispiel die Inkontinenzslips verzichtet werden.


Analtampon
Der Analtampon ist bei Stuhlinkontinenz eine feine Sache. Er kann sowohl von Erwachsenen, als auch von Kindern verwendet werden. Es gibt hier verschiedene Arten des Produktes, die sich in der Form und der Größe unterscheiden. Allen gemeinsam ist. dass sie aus Schaumstoff bestehen und vom Träger selbst in das rektum eingeführt werden müssen. Die Anwendung ist eigentlich recht einfach und kann von fast Jedem durchgefürht werden. Ein weiterer Vorteil ist, dass man mit diesem Hilfsmittel keine Cremes und andere Hautpflegeprodukte braucht. Dies liegt daran, da man sich nicht im Stuhl befindet. Der Nachteil dieser Produkte liegt darin, daß sich ein Fremdkörper im Enddarm befindet und dadurch ein unangenehmes Tragegefühl bemerkbar machen kann. Zwar gewöhnt sich in den meisten Fällen der Patient an dieses Gefühl, aber in einigen Fällen ist dies nicht Möglich. Auch bei Diarrhöe ist der Analtampon sehr schnell an seine Grenzen gekommen und bietet dann nur noch wenig Schutz vor austretendem Stuhl. Aus diesen Gründen wird der Analtampon von vielen Patienten abgelehnt.


Analstöpsel
Der Analstöpsel oder auch Analplug genannt, ist ein Hilfsmittel welches bei Stuhlinkontinenz zum Einsatz kommt. Anders als beim Analtampon wird hierbei der After durch einen innen liegenden Ballon verschlossen welcher über einen t-förmigen Schaft von außen nahe am After gehalten wird. Dadurch soll eine zuverlässige Abdichtung des Afters sicher gestellt werden. Da dieser Analstöpsel noch keine Zulassung hat, wird er im Augenblick nur im Rahmen von klinischen Studien verwendet. Ein ähnliches Prinzip verwendet der Renew® Einsatz, hier wird die Abdichtung über eine kleine Silikonplatte realisiert, welche mit einem Schaft und einer Gegenplatte aus Silikon verbunden ist. Auch dieses System soll den After von innen her abdichten. Mehr dazu auf unserer Themenseite zum Analstöpsel.


transanale Irrigation
Ziel der transanalen Irrigation ist es, den Darm durch regelmäßige Spülungen zu entleeren und zu reinigen. Dies geschieht durch den Dehnungsreiz, den das einlaufende Wasser ausübt. Dadurch wird eine verstärkte Peristaltik ausgelöst, die zur gewünschten Zeit eine vollständige Entleerung des absteigenden Dickdarmes und Enddarmes herbeiführt, so dass der Betroffene danach in der Regel für 24 bis 30 Stunden keine weiteren Stuhlentleerungen zu erwarten hat. Die Dauer des entleerungsfreien Intervalls hängt unter anderem von der Länge und Peristaltik des Dickdarms sowie den Ernährungsgewohnheiten ab. Auf dem Markt sind mehrere unterschiedliche Irrigations-Systeme erhältlich, welche nach den Bedürfnissen des Anwenders ausgewählt werden. Für eine Spülsequenz werden je nach Alter und Statur des Patienten etwa 250ml bis 1000ml pro Spülvorgang verwendet. Um gute Ergebnisse zu erzielen, sollte die Spülsequenz aus mindestens zwei Spülungen bestehen. Ein Nachteil, der hier nicht verschwiegen werden sollte, ist der hohe Zeitaufwand für die Irrigation. Bei einer richtig durchgeführten Irrigation muss mit etwa 45 bis 60 Minuten Zeitaufwand gerechnet werden. Die Irrigation wird in der Regel einmal täglich am Morgen oder am Abend durchgeführt, es gibt auch Anwender, welche die Irrigation zweimal täglich oder nur jeden zweiten Tag durchführen. Selbst Kinder ab etwa 8 Jahren können die Irrigation schon selbstständig durchführen und sind nicht mehr auf fremde Hilfe angewiesen. Mehr dazu auf unseren Themenseite zur Irrigation.


antegrade Irrigation
Bei der antegraden Irrigation wird der Dickdarm vom Blinddarm her gespült, um den Darm zu entleeren. Um diese Form der Irrigation durchführen zu können, muss zuerst ein Spülstoma angelegt werden. Hierbei kommen zwei unterschiedliche Arten in Frage, einmal kann zum Beispiel der Blinddarm durch die Bauchdecke nach außen geführt werden, oder es wird ein sogenannter Button angelegt. Da beide Arten dieser Irrigation zuerst eine operative Anlage eines Spülstomas voraussetzen, ist eine sehr genaue Prüfung erforderlich ob dieses Verfahren wirklich dem Patienten etwas bringt. Eingesetzt wird diese Form der Irrigation vor allem bei Patienten mit neurologischen Stuhlentleerungsstörungen und damit verbundener Überlauf-Stuhlinkontinenz in Folge chronischer Verstopfung.

Für diese Art der Irrigation stehen zwei unterschiedliche Arten für das Spülstoma zur Verfügung. Die erste Variante ist ähnlich wie ein Kolostoma aufgebaut, hier wird oft der Blinddarm verwendet und dabei das Ende in den Bauchnabel oder rechten Unterbauch eingenäht, um einen Spülkatheter einführen zu können. Ist kein Blinddarm mehr vorhanden, wird aus einem kleinen Stück Dünndarm ein Spülstoma geschaffen. Diese Form des Spülstomas wird auch als MACE Spülstoma bezeichnet. Bei der zweiten Variante wird über einen Button in der Bauchdecke, ähnlich wie ein Button in den Magen zur künstlichen Ernährung, der Dickdarm auch vom Blinddarm her gespült und ist unter der Bezeichnung Chait® cecostomy bekannt.


implantierte Stimulatoren
Diese implantierte Stimulatoren arbeiten ähnlich wie die Elektrostimulationsgeräte mit eingeführter Analelektrode. Es werden hierbei ständig schwache Stromimpulse an den Sphinkter abgegeben und so eine ständige Kontraktion der Schließmuskels zu erreichen. Zum Stuhlgang wird dann das Gerät abgeschaltet und der Patient kann ganz normal seinen Stuhl absetzen.


künstlicher Sphinkter
Der künstliche Schließmuskel stellt auch eine Alternative zur Behandlung von Stuhlinkontinenz dar. Dabei wird ein künstlicher Schließmuskel implantiert. Er ist im wesentlichen so Aufgebaut wie der künstliche Blasenschließmuskel. Um den Darmausgang wird eine Art Manschette gelegt, die mit Flüssigkeit gefüllt ist und so den Darmausgang abdichtet. Will nun der Patient seinen Stuhl entleeren, so betätigt er eine kleine Pumpe, mit der er die Flüssigkeit aus der Manschette in einen kleinen Ballon pumpt. Der Sphinkter ist nun durchgängig und der Stuhl kann entleert werden. Die Manschette füllt sich automatisch nach einiger Zeit von selbst mit Flüssigkeit und dichtet den Darmausgang wieder ab. Da der künstliche Schließmuskel absolut dicht ist, benötigt der Patient keine weiteren Hilfsmittel zur Versorgung der Stuhlinkontinenz.


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Letzte Änderung am:  26 Apr 2015 12:11


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